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Landeshauptstadt: Gehaltsverhandlungen mit Captain Kirk

Update. In der Caligari-Halle im Filmpark in Potsdam-Babelsberg ist am Sonntag die große „Star Trek“-Ausstellung eröffnet worden. Die ersten Besucher kamen aus Uelzen bei Hamburg.

Von Peer Straube

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Babelsberg - Das Kultobjekt sieht ein bisschen schäbig aus. Abgewetztes braunes Leder an Kopfstütze und Armlehnen, der beigefarbene Samtbezug wirkt unwesentlich frischer. Doch bei diesem Stuhl macht das gar nichts, im Gegenteil. Denn Schäbigkeit bedeutet in diesem Fall Authentizität – die einer Legende.

Denn Millionen von Fernsehzuschauern haben zu Beginn der 70er Jahre im ZDF gebannt verfolgt, wie einmal in der Woche William Shatner alias James Tiberius (T.) Kirk auf genau diesem Stuhl Platz nahm. Auf der Kommandobrücke der USS Enterprise.

Diese Brücke ist vielleicht die größte Attraktion der „Star Trek“-Ausstellung, die seit diesem sonntaag im Filmpark Babelsberg geöffent ist. Denn auf dem Captain’s Chair darf jeder sitzen - so auch Michael und Andrea Sievers, die ersten Besucher der ausstellung. Das Polizistenehepaar aus Uelzen bei Hamburg  war extra für die Ausstellungseröffnung die 273 Kilometer gereist.

Schon im Foyer der Caligari-Halle begrüßen den eingefleischten Trekkie vertraute Geräusche. Die unheilschwangere Sirene, die „Alarmstufe Rot“ verkündet, oder das beruhigende „Sch-sch“, wenn sich die Tür zur Brücke öffnet und schließt. Die eigentliche Ausstellung beginnt mit einem Bilderreigen. Zu sehen sind die Plakate aller bislang zehn „Star Trek“-Kinofilme, ergänzt durch Schautafeln, auf denen die einzelnen Charaktere abgebildet und erläutert werden.

Dann folgen einige Vitrinen, deren Inhalt das Herz eines jeden Fans höher schlagen lassen wird. Zu sehen sind dort die Original-Dienstuniformen von Captain Kirk und seinem Wissenschaftsoffizier Mr. Spock. Überhaupt Spock. Die kultige rote Uniform mit dem weißen Rollkragen, die der unterkühlte Vulkanier Mitte der 2280er Jahre trägt, als er selbst Kapitän der Enterprise ist, fehlt natürlich ebenso wenig wie die weiße Robe aus dem Film „Star Trek III – Auf der Suche nach Mr. Spock“.

Rund 300 Exponate aus dem inzwischen 45 Jahre, fünf Serien und bislang elf Kinofilme umfassenden „Star Trek“- Universum hat Filmpark-Chef Friedhelm Schatz nach Babelsberg geholt. Mit sichtlichem Vergnügen nahm er auf Kirks Kommandostuhl Platz. Für Schatz' Filmpark hat die Ausstellung eine enorme Bedeutung. Nur vier bis fünf Filmausstellungen von diesem Format gebe es weltweit, sagt Schatz. Die über den „Herrn der Ringe“ hat er bereits 2007 gezeigt. „Harry Potter“ hätte er gerne. „Irgendwann kommt das alles“, gibt sich Schatz optimistisch.

Für „Star Trek“ hat der Filmpark stolze 1,6 Millionen Euro ausgegeben. Um das wieder einzuspielen, seien 130 000 Besucher nötig – „plus X“. Angesichts der gewaltigen Trekkie-Fangemeinde in Deutschland sollte das wohl kein Problem sein. „Der Herr der Ringe“ hatte auch 130 000 Besucher, obwohl die Ausstellung nur zehn Wochen gezeigt wurde. Die Welt von Enterprise & Co. kann dagegen fünf Monate bestaunt werden. Natürlich hofft Schatz, in dieser Zeit auch eine Reihe der Stars der Serie in die Ausstellung locken zu können. Am liebsten hätte er Leonard Nimoy geholt. Aber der inzwischen 80-jährige Spock-Darsteller mag nicht mehr durch die Welt touren. Und Shatner ist eine Geldfrage. Der alte Enterprise-Captain möchte sich sein Kommen mit einer „knapp sechsstelligen Summe“ versilbern lassen. „Wir verhandeln noch“, sagt Gerhard Raible von der Agentur Trekworld Marketing. Gespräche würden praktisch mit allen bekannten Gesichtern geführt – George Takei (Mr. Sulu), Walter Koenig (Pavel Tchekhov), selbstverständlich auch mit Patrick Stewart alias Jean-Luc Picard, dem Captain der „Next Generation“-Serie. Stewart sei wohl im Sommer ohnehin „in der Nähe“, meint Raible vielsagend. Doch sei es „sehr schwierig“, den englischen Shakespeare- Mimen für ein Fan-Event zu gewinnen. Schatz will das über Joint Ventures versuchen – das heißt, der Filmpark tut sich mit anderen interessierten Unternehmen oder Einrichtungen zusammen; man teilt sich quasi die Gage für den Star.

Neben den unzähligen Kostümen, Uniformen und Masken findet der Ur-Enterprise-Fan natürlich auch den Tricorder in der Ausstellung, jenes Gerät, mit dem Bordarzt Dr. McCoy („Pille“) blitzschnell feststellen konnte, ob sich im Umkreis Lebensformen befinden oder nicht. Das kleinere und kultigere Modell – ein mit Blinklichtern ausgestatteter Salzstreuer – zur medizinischen Untersuchung („Er ist tot, Jim.“) sucht man leider vergebens.

Ein Bestandteil der Schau ist auch eine Weltpremiere. Zum ersten Mal überhaupt ist der Transporterraum aus dem bislang letzten „Star Trek“-Film von 2009 zu sehen, der die erste Mission von Kirk, Spock und Co. zum Inhalt hat. Das „Beamen“, so erfährt der Besucher, war eine Notlösung. „Star Trek“-Schöpfer Gene Roddenberry hatte schlicht zu wenig Geld zur Verfügung, um in der Ur-Enterprise-Serie glaubhafte Starts und Landungen von Raumfähren zeigen zu können. Also kam er auf die Idee, die Menschen zu teleportieren, zu beamen.

Insgesamt hätte man sich etwas mehr Platz und auch etwas mehr Exponate gewünscht – angesichts der Größe des „Star Trek“-Universums muss notgedrungen einiges auf der Strecke bleiben. Dafür mag der Trekkie etwas länger bei den jeweils eine halbe Tonne schweren Großmodellen der USS Enterprise 1701 D und der „Voyager“ verharren. Oder in Kirks Stuhl. „Auf den Schirm, Mr. Sulu!“

„Star Trek – Die Ausstellung“ im Filmpark Babelsberg, 1. Mai bis 31. Oktober, geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, letzter Einlass 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 13 Euro, Kinder von vier bis 14 Jahren zehn Euro.

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