
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Geladene Diskussion
Für die Verlegung einer Hochspannungsleitung in Golm soll die Stadt zahlen – fordert die SPD. Das würde rund 2,8 Millionen Euro kosten
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Die mögliche Verlegung der 110-Kilovolt-Freileitung in Golm außerhalb des bewohnten Bereichs könnte zu Mehrkosten in Millionenhöhe führen. So würde eine Verlegung der Stromleitung als Erdkabel nach vorläufigen Schätzungen der Verwaltung rund 2,8 Millionen Euro kosten, wie Stadtsprecher Stefan Schulz auf PNN-Anfrage bestätigte. Eine alternative Trassenführung mit Strommasten über 1,5 Kilometer durch das Golmer Luch würde immer noch etwa 1,5 Millionen zusätzliche Kosten verursachen.
Die Verlegung der Freileitung soll auch am heutigen Mittwoch Thema im Hauptausschuss sein. SPD-Fraktionschef Mike Schubert, der in den nördlichen Ortsteilen als Kandidat bei der Kommunalwahl im Mai antritt und sich außerdem im Norden um das Direktmandat bei der Landtagswahl im September bewirbt, hat dazu einen Antrag eingebracht. Demnach soll sich die Stadt verpflichten, etwaige, mit einer alternativen Trassenführung verbundene Kosten zu übernehmen. Dies hatte Schubert am Samstag bei einem Treffen mit der Bürgerinitiative „Golm unter Strom“ gefordert. Bei dem Treffen hatten sich auch Vertreter der Linken, der CDU sowie der Grünen und der Potsdamer Demokraten für die Verlegung der Trasse ausgesprochen.
Schon zuvor hatte die SPD-Fraktion einen Antrag eingebracht, mit dem Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) beauftragt werden soll, die Ergebnisse einer Einwohnerversammlung in Golm vom August vergangenen Jahres zielgerichtet umzusetzen. Dabei hatte sich eine deutliche Mehrheit der etwa 70 Anwesenden für eine Verlegung ausgesprochen. Jakobs solle nun mit dem Leitungsnetzbetreiber Edis verhandeln. Vorzugsvariante sei ein Erdkabel am Ortsrand. Sollte dies nicht umsetzbar sein, solle die Trasse als Freileitung durch das Golmer Luch führen, heißt es in dem Antrag. Darüber hinaus solle die Verwaltung prüfen, inwieweit die Umverlegung der Freileitung mit dem vom Potsdamer Stromversorger EWP geplanten Bau eines Umspannwerks zur Versorgung des Wissenschaftsparks verknüpft werden kann.
Das mehrheitlich kommunale Energieunternehmen soll dem SPD-Antrag zufolge auch eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung der Kosten übernehmen: Wegen der ohnehin erforderlichen technischen Verknüpfung des neuen Umspannwerks mit der Freileitung könne die EWP in Golm die Erdverkabelung übernehmen und für diesen Streckenabschnitt als Leitungsnetzbetreiber fungieren, heißt es in dem Antrag. Der Vorteil dieser Lösung sei, dass dadurch eine direkte Belastung des Haushalts der Stadt Potsdam vermieden werde. Das kostspielige Erdkabel könne dann über Netznutzungsgebühren refinanziert werden, die dann Edis an die EWP zu zahlen hätte.
Zuletzt hatte sich Jakobs Mitte Januar mit Bernd Dubberstein, Vorstandschef der Edis AG, getroffen, um über die Freileitung zu beraten. Nach dem Gespräch hieß es, die Verlegung der Stromtrasse sei keine realistische Alternative. Die Situation in und um Golm sei intensiv betrachtet worden, teilte Edis den PNN am Dienstag auf Anfrage mit. Die Vorschläge für eine Verlegung außerhalb des Ortes seien jedoch keine ernsthaft in Erwägung zu ziehende Lösungsoption. Die von dem Netzbetreiber eingereichten Pläne sehen für Golm die Beibehaltung der jetzigen im Jahr 1936 errichteten Trasse vor. Dazu läuft bereits das Genehmigungsverfahren. Die Pläne lagen im vergangenen Jahr aus. Zahlreiche Bürger äußerten dabei Kritik an der Überspannung der Siedlungsbereiche und am Verfahren. In den nächsten Monaten wird der Planfeststellungsbeschluss des Landesbergbauamtes erwartet. Dem Vernehmen nach will Edis noch in diesem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen.
Im Falle einer Neuplanung wäre dieser Zeitplan wohl nicht zu halten, wie aus einer Stellungnahme der Verwaltung an den Bauausschuss hervorgeht. „Für eine Freileitung durch das Golmer Luch ist voraussichtlich ein Planfeststellungsverfahren nötig, welches mit erheblichen zeitlichen Verzögerungen verbunden ist“, heißt es darin. Eine Erdverkabelung würde voraussichtlich mit einzelrechtlichen Zulassungen schneller realisiert werden können. Auch die Umweltverträglichkeit der Trasse würde geprüft.
Und das könnte zum Knackpunkt der Umverlegung der Trasse werden: Die Ortsumgehung würde über Niedermoor und Grünland sowie durch ein Landschaftsschutzgebiet verlaufen. Außerdem sind die nötigen Flächen nicht wie in Marquardt überwiegend in öffentlicher Hand, sondern in privatem Streubesitz. Die Stadt müsste sie also kaufen.
Für die Verlegung der Freileitung außerhalb des Ortes hatte in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung auch der Sprecher der Bürgerinitiative „Golm unter Strom“ Mario Wersig geworben. „Wenn auf der jetzigen Trasse neu gebaut wird, wird es niemand in diesem Saal mehr erleben, dass die Leitung dort verschwindet“, sagte Wersig.
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