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HEYES Woche: Geld schießt keine Tore

Täuscht es oder nicht, dass das Selbstbewusstsein einer Stadt und seiner Bevölkerung zu einem nicht geringen Maß gekoppelt ist an den Tabellenplatz, den der heimische Fußball-, manchmal auch Handballverein, gerade einnimmt? Vor allem dann, wenn es um die höchste Spielklasse geht.

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Täuscht es oder nicht, dass das Selbstbewusstsein einer Stadt und seiner Bevölkerung zu einem nicht geringen Maß gekoppelt ist an den Tabellenplatz, den der heimische Fußball-, manchmal auch Handballverein, gerade einnimmt? Vor allem dann, wenn es um die höchste Spielklasse geht. Hauptsache Bundesliga, denn Bundesliga bedeutet Fernsehübertragung. Der Druck, den das Abrutschen in der Tabelle auslöst, berührt nicht nur Trainer, Mannschaft und Vereinsführung. Ganze Stadtparlamente und Bürgermeister und Minister geraten da in Erregung. In Italien werden daher immer mal wieder sicherheitshalber Spielergebnisse gekauft, damit man sich des Sieges der eigenen Mannschaft auch sicher sein kann. Auch in Deutschland kommt es vor, dass Spieler oder Schiedsrichter gegen Bares Spiele manipulieren. Der Tabellenplatz kann also auch in dieser Hinsicht eine Frage des Geldes sein.

Geld schießt keine Tore. Spieler und Spiele können aber gekauft werden. Ganz legal, für sehr viel Geld, werden Topsportler auf dem Markt erworben oder verkauft. Nicht legal ist es, aber vielleicht sogar preiswerter, wenn Spieler oder ganze Mannschaftsteile ermuntert werden, neben den Ball zu treten, damit er ins eigene Tor kullern kann. Manchmal werden solche Manipulationen auch aufgedeckt. Spielerkauf hat also zwei Bedeutungen, die eine klingt nach Sklavenmarkt, die andere nach Korruption.

Der Profifußball leidet darunter nur wenig bis gar nicht. Spieler dagegen – wir erinnern uns an den armen Robert Enke – und auch Trainer leiden allerdings zunehmend unter der unbedingten Pflicht zu siegen. Spitzensportler und Trainer werden nur so lange gefeiert wie sie Erfolg haben, und den weist allein der Tabellenplatz aus. Dieser Druck laugt aus, macht fertig und das wird „Burnout“ oder Erschöpfungssyndrom genannt. Daran erkranken auch jene, die sonst von Depressionen frei sind. Die Folgen sind schlimmer als der fehlende Jubel der Fankurve, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen, totale Erschöpfung.

Als Babelsberg die Pleite drohte, haben Fans auf verschiedenste originelle Weisen für ihren Verein Geld gesammelt. Wenn man an die astronomischen Summen im Profifußball der ersten Liga denkt, dann war das Ergebnis der Sammlung eher rührend. Und dennoch war es viel mehr. Die Fans haben gezeigt, dass sie für ihren Verein brennen, und für den Fußball als die schönste Nebensache der Welt.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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