Kundenfonds: Geldanlage beim Energieversorger
Potsdamer können ab Montag ihr Geld in Ökoenergie investieren, die direkt in der Stadt produziert wird.
Stand:
Potsdam - Mit fünf Millionen Euro, die Kunden in einen Fonds einzahlen, will die Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) fünf lokale grüne Projekte finanzieren. Dafür legt das Unternehmen erstmals einen Kundenfonds auf. Darüber informierten am Mittwoch die EWP-Geschäftsführer Wilfried Böhme und Holger Neumann. Die EWP ist eine Tochter der Stadtwerke, zu 35 Prozent ist die EonEdis AG an ihr beteiligt.
Über den neuen Fonds können alle Potsdamer, die Strom-, Gas- oder Fernwärmekunden der EWP sind, Anteile an dem Unternehmen erwerben. Dafür müssen mindestens 500 Euro, maximal 5000 Euro eingezahlt werden. Die sogenannte Zeichnungsfrist für die offiziell Inhaberschuldverschreibungen genannten Anteile beginnt am Montag, dem 1. Oktober, und läuft bis zum 31. Januar 2013. Bearbeitet werden die Zeichnungsscheine nach der Reihenfolge ihres Eingangs bei der EWP. Wenn fünf Millionen Euro zusammengekommen sind, ist der Fonds erschöpft; bei großem Erfolg werde eventuell ein zweiter aufgelegt, so EWP-Chef Neumann. Für das Geld, das die EWP-Kunden investieren, erhalten sie 2,5 Prozent Zinsen pro Jahr; wer die gesamte Laufzeit von zehn Jahren absolviere, bekomme einen Treuebonus von 7,5 Prozent; insgesamt also maximal 3,25 Prozent Zinsen pro Jahr.
„Wir spielen aber nicht Bank“, so Geschäftsführer Neumann. Der Kundenfonds habe einen strikten, von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht genehmigten Rahmen. Der EWP gehe es dabei um Teilhabe für den Kunden und Kundenbindung, so Neumann. Mit den Ökoenergie-Projekten wolle die EWP „Energie zum Anfassen“ bieten. Derzeit hat die EWP in Potsdam nach eigenen Angaben 80 000 Strom- und 20 000 Gaskunden. Ihre Zahl sei seit Jahresanfang gestiegen; vor allem, weil die EWP den Strompreis im Januar 2012 nicht erhöht habe, so Geschäftsführer Böhme. Ob der Preis im kommenden Jahr angehoben wird, sei derzeit nicht zu sagen. Neue gesetzliche Vorgaben träfen im Oktober ein, „wir bewerten jetzt die Lage“, so Böhme.
400 EWP-Kunden beziehen laut Böhme bisher hundertprozentig grüne Energie – also aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom – , darunter auch die Wohnungsgenossenschaften, die ihn beispielsweise für die Hausbeleuchtung einsetzen. Verbraucht werden in Potsdam vier Gigawattstunden grüner Strom pro Jahr; insgesamt sind es 560 Gigawattstunden. Der normale EWP-Strommix besteht aus 70 Prozent Strom, erzeugt durch Kraft-Wärme-Kopplung, sowie 30 Prozent aus erneuerbaren Energien. Atomstrom kauft die EWP nicht ein.
Der neue Kundenfonds ist Teil der Energiestrategie 2020 der EWP. Dazu gehören auch die fünf Öko-Projekte, die aus dem Kundenfonds und zusätzlich über Kredite finanziert werden sollen. So soll 2014 ein Tageswärmespeicher am Heizkraftwerk Süd in Betrieb gehen, im Bornstedter Feld und am Heizwerk Nord sollen 2014/15 zwei neue Blockheizkraftwerke Wärme und Strom produzieren. Noch in diesem Jahr soll eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach der neuen Feuerwache montiert werden, weitere zwei auf Schulen sollen folgen. Zudem werden 2013 und 2014 sogenannte „Nahwärmeinseln“ an der Kunersdorfer Straße und der Weinmeisterstraße in Betrieb genommen. Dort gibt es noch keine Fernwärme, die kleinen Blockheizkraftwerke werden mit Biogas betrieben. Schon in wenigen Wochen soll das Blockheizkraftwerk an der Kläranlage Nord regulär laufen. Dort wird aus Klärgas Strom und Wärme gemacht.
Kundenfonds haben bereits zahlreiche Stadtwerke bundesweit eingeführt. Ein erfolgreiches Beispiel lieferte Brandenburg/Havel. Dort wurden bereits zwei Bürgerfonds aufgelegt. Schon vor Jahren hatten die Potsdamer Bündnisgrünen einen solchen Fonds auch für Potsdam gefordert.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: