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Potsdam: Gemeinsam gegen den Müll

Sauberkeit ist für Potsdam ein wichtiges Thema. Die Verwaltung will nun Projekte gegen den Abfall stärker fördern - und intensiver gegen Müll-Sünder vorgehen.

Von Valerie Barsig

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Potsdam - Die Straße „Am Upstall“ in Fahrland ist einer der Orte in Potsdam, an dem immer wieder wilder Müll auftaucht – vor allem Sperrmüll. „Und schon wieder liegt Sperrmüll an der Straße. Kann hier nicht endgültig mal eine vernünftige Lösung gefunden werden?“, heißt es etwa im Beschwerdeportal „Maerker“. Dort wird schnell deutlich, dass die Potsdamer sich häufig über Müll beklagen: Von insgesamt 78 eingegangenen Beschwerden seit Anfang Juni entfallen immerhin 22 auf überlaufende Mülleimer, illegal abgeladenen Sperrmüll, Müllsäcke in Grünanlagen oder Zigarettenstummel auf der Straße. Schwerpunkte liegen am Bürgerhaus im Schlaatz und weiteren Stellen in dem Kiez sowie „Am Upstall“ in Fahrland.

Gemeinsames Konzept gegen Müll soll entstehen

Geht es nach der Marketingchefin der Stadt, Sigrid Sommer, ist auch der Bahnhof Charlottenhof ein solcher Müll-Schwerpunkt. „Wenn wir dort und auch an den anderen Stellen nicht handeln, werden wir andere Maßnahmen der Stadt konterkarieren“, sagt sie. Gerade werden an dem Bahnhof neue Fahrradstellplätze errichtet. Sie sollen es den Potsdamern erleichtern, vom Rad in die Bahn umzusteigen – ganz im Sinne des Klimaschutzkonzeptes der Stadt. Sei das Umfeld am Bahnhof allerdings schlecht, würde ein solches Konzept nur schwer greifen, sagt Sommer. Deshalb sei es so wichtig, dass beim Thema Müll ein nachhaltiges, gemeinsames Konzept entstehe.

Deshalb gibt es seit Montagabend den „Runden Tisch Stadtbild“, zu dem Oberbürgermeister Jann Jakobs rund 30 Teilnehmer aus Mitgliedern der Stadtverordnetenversammlung, Vertretern der städtischen Unternehmen, der Wohnungswirtschaft, der Ortsbeiräte, des Potsdamer Einzelhandels und der Verwaltung eingeladen hatte. Vor rund einem halben Jahr hatten die CDU/ANW- und die SPD-Fraktionen in einem Antrag eine Sauberkeitskampagne für Potsdam gefordert. „Ziel der Kampagne sollte es sein, humorvoll und ohne erhobenen Zeigefinger für Sauberkeit unserer Stadt zu werben“, hieß es damals (PNN berichteten).

Sauberkeit sei für die Stadt ein wichtiges Thema, das ein oder andere sei dabei aber noch verbesserungswürdig, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Montag. Insbesondere müssten die Aktivitäten der Stadt besser verzahnt werden. Dazu reiche eine Kommunikationskampagne allein aber nicht aus, betonte Jakobs. Ziel sei es, nachhaltige Schritte zu unternehmen.

Grundschüler halten Haltestelle in Marquardt sauber

„Es gibt bereits viele gute Aktionen“, betont auch Marketingchefin Sommer. Dazu gehört zum Beispiel die Patenschaft der Grundschule in Marquardt für ihre Haltestelle. Die Schüler von der vierten bis zur sechsten Klasse sind für die tägliche Reinigung ihrer Haltestelle verantwortlich. „Diese Patenschaft hat sich bewährt“, sagt Michael Hellwig von der Marketingabteilung der Verkehrsbetriebe Potsdam. Bisher ist die Patenschaft in Marquardt die einzige feste Abmachung dieser Art in der Stadt. Hellwig kann sich aber gut vorstellen, das Projekt auszuweiten. Solche und ähnliche Ideen, Patenschaften von weiteren Schulen, Unternehmen oder Banken kann sich auch Sommer für das Konzept der Verwaltung als Präventionsarbeit gut vorstellen. Das sieht der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Potsdam, Pete Heuer, anders. Er hält eine Öffentlichkeitskampagne für einen sinnvollen Ansatz für Müllprävention. „So etwas eignet sich gut, um die Leute wach zu rütteln“, sagt Heuer. Die Stadt solle das Bewusstsein der Bürger für das Problem schärfen, nicht den Fokus auf Dinge legen, die es ohnehin schon gibt – wie zum Beispiel Müll-Patenschaften. Auch ein besseres Ineinandergreifen der einzelnen Akteure sieht er lediglich als Pflichtübung der Verwaltung an: Die Kür fehle bei den Vorschlägen.

Ein weiteres anzugehendes Problem sei laut Sommer aber eben genau dieses Ineinandergreifen: die Kommunikation innerhalb der Verwaltung müsse verbessert werden und Projekte vernetzt. Auch sei den Bürgern oft nicht klar, an wen sie sich bei wildem Müll wenden müssten: Für zu volle Papierkörbe an Haltestellen sind die Verkehrsbetriebe zuständig, bei illegalem Sperrmüll die Stadtwerke, bei wildem Müll die Untere Abfallbehörde der Stadt.

Abladen von wildem Müll kann nur geahndet werden, wenn es Zeugen gibt

Die Einstellung, den eigenen Egoismus zu überwinden, werde nicht durch ein paar Plakate erreicht, sagt Sommer. „Viele stellen eben ihren Müll irgendwo hin und konfrontieren die Öffentlichkeit damit.“ Wegen einer solchen „Ist-mir-egal-Haltung“ soll im kommenden Jahr die Stadtordnung geändert werden. Darin sollen Verhaltensregeln in Sachen Müll rechtssicherer gemacht werden, heißt es von der Marketingchefin. Das Abladen von wildem Müll kann aber nur dann geahndet werden, wenn es Zeugen gibt. Laut Sommer sei das sogar oft der Fall, zum Beispiel „Am Upstall“ in Fahrland. Dort wüssten Anwohner zum Teil genau, wer den Müll ablade. Viele hätten aber Bedenken, Anzeige zu erstatten.

Heute wird der Runde Tisch auch Thema im Hauptausschuss der Stadtverordnetensammlung sein, einen ersten Zwischenbericht soll es im November geben.

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