zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Gemeinsam gegen die Depression Fahrradtour soll mehr Aufmerksamkeit erzeugen

Man will niemanden sehen, alles ist schwer zu ertragen: „Man möchte gar nicht mehr leben“, sagt Beate nachdenklich. „Oft fühlt man sich ignoriert und allein gelassen von seinen Mitmenschen.

Stand:

Man will niemanden sehen, alles ist schwer zu ertragen: „Man möchte gar nicht mehr leben“, sagt Beate nachdenklich. „Oft fühlt man sich ignoriert und allein gelassen von seinen Mitmenschen.“ Beate, die ihren Nachnamen lieber geheimhalten will, leidet seit 13 Jahren an Depressionen. Von ihrem Arzt bekam sie zahlreiche Medikamente verschrieben, machte eine Psychotherapie. Von ihrer Erkrankung erzählte sie nur ihrem innersten Bekanntenkreis. Unterstützung bekam sie von ihrer Familie, Bekannte zeigten sich weniger verständnisvoll. „Da kommt schnell der Vorwurf auf, man mache nicht genug, um die Krankheit zu überwinden.“

Heute gilt Beate als geheilt und möchte öffentlich auf die Volkskrankheit Depression aufmerksam machen, unter anderem mit der Teilnahme an der „Mood Tour 2014“. 64 Teilnehmer, viele von ihnen mit Depressionserfahrungen, radeln in zwölf Etappen durch ganz Deutschland. Dabei machten sie am gestrigen Dienstag auch in Potsdam Station. Sie übernachteten im Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationszentrum, kurz Sekiz, bevor es Richtung Berlin weiterging.

„Für Depressive ist der Kontakt mit anderen sehr wichtig“, weiß auch der Vorstandsvorsitzende vom Sekiz, Oliver Geldener. Mit seiner Einrichtung leistet er einen wichtigen Beitrag zur Heilung und Betreuung psychisch erkrankter Menschen, darunter etliche Depressionspatienten.

Noch in der DDR waren Selbsthilfegruppen jeglicher Art verboten. Folglich wurden nach der Wende in Ostdeutschland viele neue Selbsthilfezentren gegründet, darunter auch das Sekiz. Seitdem können sich auch in Potsdam Hilfsbedürftige gegenseitig unterstützen und sich auf verschiedenste Weise engagieren.

„Die wichtige Säule unserer Arbeit ist das Ehrenamt“, sagt Geldener. Unter den zahlreichen ehrenamtlich organisierten Projekten vom Sekiz finden sich etwa ein Kräutergarten im Krongut, das Selbsthilferadio HelpFM oder eine Nachhilfegruppe für Schüler. Die Gesellschaft ruft Geldener zu mehr Offenheit und Mitgefühl auf: „Wenn wir alle ein bisschen mehr miteinander sprechen und weniger Egoismus zeigen würden, könnte man psychischen Erkrankungen wirksam vorbeugen.“ Beate sieht es genauso: Für sie ist die „Mood Tour 2014“ die perfekte Verbindung von Sport, Natur und Gemeinschaftsgefühl. Kai Gies

Kai Gies

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })