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Medienkonferenz M100 in Potsdam: Genscher fordert energischen Neustart der EU
In Potsdam wurde 1945 die Nachkriegsordnung beschlossen. Bei der heutigen Medienkonferenz M100 stellt Ex-Außenminister Genscher 70 Jahre danach seine Ideen für eine "Agenda für die Welt" vor.
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Potsdam - Angesichts von Millionen Flüchtlingen weltweit hat der ehemalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) Solidarität mit den Menschen angemahnt. Zur Eröffnung der Medienkonferenz M100 Sanssouci Colloquium am Donnerstag in Potsdam forderte er vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise ein gemeinschaftliches und unverzügliches Vorgehen Europas. Dabei müsse es Großzügigkeit sowie "Respekt für die Würde des Menschen" geben. Genscher sprach von der "dringendsten Herausforderung für unsere Gesellschaften". Der 88-Jährige war per Videobotschaft zugeschaltet. Am Abend sollte das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" mit dem M100 Media Award ausgezeichnet werden.
Genscher: Eine Agenda für den Weltfrieden wird gebraucht
In seiner Rede zeichnete Genscher die Historie seit 1945 nach und erläuterte seine Vorstellung einer "Agenda für Europa und für die Welt". Europäische und globale Herausforderungen könnten nur gemeinsam gelöst werden - und sicher nicht ohne oder gar gegen Russland, so der frühere Außenminister.
"Wir brauchen einen energischen Neustart der europäischen Union - nicht irgendwann, sondern jetzt", forderte Genscher. Zudem plädierte er für eine faire "Weltfriedensordnung". Gebraucht werde eine "Agenda für den Weltfrieden", fügte er hinzu, insbesondere um die weltweite nukleare Abrüstung voranzutreiben.
70 Jahre Potsdamer Konferenz
An dem Colloquium nahmen Chefredakteure, Politiker und Historiker aus ganz Europa teil. Anlässlich des 70. Jahrestages der Potsdamer Konferenz diskutierten sie über die aktuelle Situation in Europa. Im Potsdamer Cecilienhof berieten die Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 über die neue Weltordnung.
Der politische Hauptredner der M100-Konferenz ist Außenamtschef Frank-Walter Steinmeier (SPD). Mit dem Medienpreis wird das Recht der freien Meinungsäußerung gewürdigt. "Charlie Hebdo"-Chefredakteur Gérard Biard wird die Ehrung entgegennehmen. Laudator ist der Schriftsteller Ferdinand von Schirach.
Mehr dazu lesen Sie in der FREITAGSAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN
Bei einem islamistischen Terroranschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" wurden im Januar in Paris zwölf Menschen getötet, darunter waren mehrere bekannte Zeichner. Bei weiteren Attacken auf einen jüdischen Supermarkt und eine Polizistin starben fünf Menschen. (dpa)
Nathalie Waehlisch
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