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Offene Türen, wenn andere Praxen geschlossen haben. Eingang zur neuen Bereitschaftspraxis im Neubau des St.-Josefs-Krankenhauses.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Geöffnet außerhalb der Sprechzeiten

Modellprojekt Bereitschaftspraxis am St.-Josefs-Krankenhaus beginnt neunmonatige Testphase

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Innenstadt - Wohin gehen die Potsdamer, wenn ihnen ausgerechnet am Mittwochabend um 19.14 Uhr der Bauch weh tut, es aber nicht so schlimm ist, um gleich den Rettungswagen zu rufen? Die Praxen niedergelassener Ärzte sind geschlossen, bleibt nur die Notaufnahme der Krankenhäuser. Ab sofort gibt es dazu in Potsdam eine Alternative: Im Neubau des St. Josefs-Krankenhauses an der Zimmerstraße weihte Landesgesundheitsministerin Anita Tack (Die Linke) gestern Brandenburgs erste Bereitschaftspraxis außerhalb der gewöhnlichen Sprechzeiten ein.

Getragen wird dieses „KV RegioMed Bereitschaftsdienst“ genannte Angebot durch die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg (KV) und die Krankenkassen AOK Nordost und Barmer GEK. In das Projekt haben die drei Partner zu gleichen Teilen 200 000 Euro investiert. Zusätzlich hat das St. Josefs-Krankenhaus mehr als 70 000 Euro in die technische Ausstattung der nagelneuen Praxis gesteckt. „Wir übernehmen zusätzlich aller Voraussicht nach auch die Kosten für das nicht-ärztliche Personal“, sagte Klinik-Geschäftsführer Hartmut Hagmann mit. Dieses Geld sei gut investiert, denn es bedeute Entlastung für die Ärzteteams in der Rettungsstelle.

Geöffnet hat die Bereitschaftspraxis an den Wochenend- und Feiertagen von 8 bis 20 Uhr sowie Montag bis Freitag von 17 bis 20 Uhr. „Wenn es brummt“, wenn die Praxis von den Patienten gut angenommen werde, soll die Öffnungszeit bis auf 22 Uhr verlängert werden, erklärte der Ärztliche Direktor des St. Josefs-Krankenhauses Prof. Dr. Eckart Frantz. Tagsüber dienen die Räume der Gemeinschaftspraxis als Praxis der Allgemeinmedizin des katholischen Krankenhauses. 35 Ärzte aus Potsdam und von außerhalb bildeten „einen Pool“ und werden in der Bereitschaftspraxis Dienst tun. Es können sich noch weitere, interessierte Ärzte melden, so der Ärztliche Direktor. Die Nähe der neuen Bereitschaftspraxis zur ständig besetzten Notaufnahme des St.-Josefs-Krankenhauses strich der Vorstandsvorsitzende der KV Brandenburg, Hans-Joachim Helming, heraus. Dadurch werde nicht nur eine Rund-um-die Uhr-Anlaufstelle für Patienten geschaffen. Es entstehe auch eine natürliche Verteilung der Patienten nach dem Schweregrad der Erkrankung. Der Ärztliche Direktor Frantz: „Wer mit dem Kopf unterm Arm ankommt, geht in die Notaufnahme, weniger schwere Fälle in die Bereitschaftspraxis.“

Frantz zufolge wurden von den knapp 18 000 Patienten, die 2011 in die Rettungsstelle des St.-Josefs-Krankenhauses kamen, genau 8631 Patienten nicht stationär aufgenommen. Frantz: „Dazu sind Rettungsstellen nicht da.“ Die nun eröffnete Bereitschaftspraxis übe künftig „eine Filterfunktion“ für Patienten mit leichten Erkrankungen aus. Die Notfallaufnahme könne sich auf echte Notfälle konzentrieren. Die Behandlung der nicht stationär aufgenommenen Patienten in der Krankenhaus-Rettungsstelle werde zwar von den Kassen mit einem geringen Betrag vergütet, jedoch nicht kostendeckend, erläuterte der Chefmediziner.

Gesundheitsministerin Tack sieht in der Bereitschaftspraxis ein Pilotprojekt insbesondere für die ländlichen Gebiete des Landes Brandenburg. „Wir haben in den nächsten zehn Jahren 300 000 Menschen weniger im ländlichen Raum in Brandenburg“, sagte die Ministerin.

Die Bereitschaftspraxis wird zunächst für die Dauer von neun Monaten betrieben. Dann wird bewertet, ob das Projekt erfolgreich ist und fortgesetzt wird.

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