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Der Sternenhimmel über einem Feld nahe Lietzen im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg).

© dpa

Mitmachexperiment in Potsdam: Geoforscher lädt zum Sternezählen ein

Ein Geoforscher aus Potsdam lädt zu einem weltweiten Mitmachexperiment ein. Am Samstag können Interessierte überall auf der Welt in den Sternenhimmel gucken - im Auftrag der Wissenschaft.

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Potsdam - Wie dunkel ist die Nacht überhaupt? Und wird sie in Städten wie Potsdam durch den zunehmenden Einsatz von LED-Leuchten anstelle der herkömmlichen Glühlampen heller oder womöglich dunkler? Das sind Fragen, die sich Christopher Kyba vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) auf dem Telegrafenberg stellt. Gemeinsam mit Connie Walker vom National Optical Astronomy Observatory im US-Staat Arizona hat der Potsdamer Wissenschaftler ein weltweites Mitmachexperiment aufgelegt, wie das GFZ mitteilte. Interessierte weltweit sind dabei am  Samstagabend unter dem Motto „Verlust der Nacht – Die internationale Nacht der Himmelsbeobachtung“ zum Sternezählen eingeladen. Das Experiment ist Teil des Unesco-Themenjahres „Year of Light“.

Beobachtet werden kann von jedem beliebigen Standort aus von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang, heißt es in der Ankündigung. Dabei sollen die Sternengucker anhand von Vergleichsbildern feststellen, wie viele Sterne im Sternbild Orion sichtbar sind. Das kann – gemeinsam mit Angaben zum Standort, Zeitpunkt und den Wetterverhältnissen – per Internet gemeldet werden. Die Beobachtungen fließen in eine globale Datenbank ein, mit deren Hilfe die Wissenschaftler herausfinden wollen, wie sich die Sichtbarkeit von Sternen durch den Einfluss von künstlichem Licht verändert.

Licht eine Form der Umweltverschmutzung

„Je mehr künstliche Beleuchtung es am Standpunkt des Beobachters gibt, desto heller erscheint der Himmel und desto weniger Sterne sind zu sehen“, erklärt GFZ-Wissenschaftler Christopher Kyba. Wenn der Nachthimmel durch künstliche Beleuchtung heller wird, sprechen die Forscher vom Skyglow. „Es ist eine Form der Umweltverschmutzung, über die wir leider noch recht wenig wissen“, sagt Kyba. So sei der Einfluss auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit weitgehend unerforscht. Ökologen nehmen jedoch an, dass künstliches Licht auch Tiere beeinflusst. So könnten tagaktive Räuber länger jagen, nachtaktive Beutetiere sind weniger geschützt.

Für die nächsten Jahre erwarten die Wissenschaftler eine Veränderung dieses Phänomens, weil Städte dazu übergehen, Glühlicht in der Straßenbeleuchtung durch moderne LED-Lampen mit anderen Lichteigenschaften auszutauschen. Ob das den Skyglow reduzieren oder verstärken wird, soll untersucht werden.

Je mehr Menschen teilnehmen, desto effektiver

Die Beteiligung von Bürgerwissenschaftlern wie beim jetzt aufgelegten Experiment sei der effektivste Weg, um die Veränderungen zu messen. „Bislang wurde die nächtliche Helligkeit hauptsächlich mithilfe von Satelliten ermittelt“, erklärt Franz Hölker vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der den Forschungsverbund „Verlust der Nacht“ leitet. Diese würden aber nur das nach oben abgestrahlte Licht messen, nicht die Helligkeit, die am Boden von Menschen erlebt wird. Je mehr Menschen an den Sternzählungen teilnehmen, umso besser sei die Datengrundlage für die Forscher. Stern-Enthusiasten können am Samstag außerdem zum „Flashmob für die Wissenschaft“ nach Berlin kommen: Um 21.15 Uhr lädt Kyba in den Park am Gleisdreieck in der Möckernstraße zum gemeinsamen Beobachten ein.

www.globeatnight.org/de/webapp

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