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Auf dem Brauhausberg: Geoforscher ziehen in den „Kreml“

Wissenschaft statt Politik: Das Geoforschungszentrum (GFZ) steht als voraussichtlich erster Nutzer des bald leerstehenden Landtagsgebäudes auf dem Brauhausberg fest.

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Potsdam - Derzeit werde etwa ein Drittel des Landtagsareals für das nationale Forschungszentrum der Helmholtz-Gemeinschaft eingeplant, sagte am Donnerstag die für Liegenschaften zuständige Referatsleiterin im Landesfinanzministerium, Iris Andrea Stelzig, vor Journalisten. Anlass war eine Informations-Rundreise ihres vorgesetzten Ministers Helmuth Markov (Linke) durch Potsdam, die vor dem Schwimmbad am Brauhausberg begann.

Wiederholt haben die Geoforscher über Platzmangel an ihrem bisherigen Standort im Wissenschaftspark am Telegrafenberg geklagt. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums hieß es erst vor einem Monat, die Wissenschaftler würden in den kommenden Jahren mit einem zusätzlichen Platzbedarf von rund 7500 Quadratmetern Nutzfläche rechnen. Für die Erweiterung wolle man auch das Landtagsareal nutzen, hieß es damals schon. Am Donnerstag war beim GFZ kein Verantwortlicher zu Fragen nach den Plänen für den Brauhausberg zu erreichen – wegen wichtiger Termine.

Stelzig sagte, sollte das GFZ in den Landtag ziehen, müsste das Zentrum als Bundesforschungseinrichtung keinen Kaufpreis für das Areal zahlen. Allerdings wäre das Institut für die Sanierung der von ihm genutzten Gebäudeteile zuständig – oder auch für mögliche weitere Anbauten am alten Landtag.

Die weiteren Planungen für den alten Landtag sind bislang weniger klar. Stelzig sagte, es gebe auch erste Anfragen von Investoren, das komplette Areal als Fünf-Sterne-Hotel oder Luxuswohnanlage zu nutzen. Jedoch wolle das Ministerium das Gelände nicht zu einem, „geschlossenes System“ machen, das für die Öffentlichkeit womöglich unzugänglich wäre. Vielmehr stünden die Pläne für die künftige Nutzung des Landtags unter dem Motto „Forschen, Arbeiten, Wohnen“. Denkbar seien laut Stelzig etwa Boardinghäuser, in denen sich ausländische Wissenschaftler, die für Forschungsaufträge in Potsdam unterwegs sind, für mehrere Monate einmieten könnten. Platz könnte geschaffen werden, weil mehrere Zweckbauten im Innenhof des Landtags abgerissen würden. Bei allen Planungen müssten der Denkmal- und Naturschutz sowie Sichtachsen in Richtung Innenstadt beachtet werden, hieß es weiter.

Bekanntlich sollen die Abgeordneten aus dem im Volksmund „Kreml“ genannten Parlamentssitz spätestens 2014 in das neue Landtagsschloss am Alten Markt gezogen sein. Markov erklärte dazu, dass das Land den alten Landtag wegen der laufenden Betriebskosten nicht länger betreiben wolle als unbedingt nötig. Daher strebe er in enger Abstimmung mit der Stadt Potsdam ein beschleunigtes Verfahren an, um ein aufwendiges, bis zu drei Jahre dauerndes Bebauungsplanverfahren zu vermeiden. Die Stadtverordneten müssten allen Plänen letztlich zustimmen, sicherte Markov zu. Seinem Linke-Parteifreund und Bauausschussmitglied Steffen Pfrogner von der bei dem Termin auch anwesenden Bürgerinitiative Pro Brauhausberg reichten die Ankündigungen des Ministers nicht aus: Die Bürger müssten – wie auch anderswo am Brauhausberg – direkter in die Planungen einbezogen werden, forderte Pfrogner. Markov entgegnete kühl, als Minister sei er zu Abstimmungen mit der Stadt verpflichtet.

Und auch in Bezug auf ein Lieblingsprojekt der Potsdamer Linken dämpfte Landespolitiker Markov die Erwartungen – als es um die Zukunft des ehemaligen Terassenrestaurants „Minsk“ ging, das nach Vorstellungen der Partei erhalten, saniert und wiedereröffnet werden soll. Markov sagte, solche einzelnen gastronomischen Einrichtung seien ökonomisch nur schwer zu betreiben: „Solitäre sind kaum überlebensfähig.“ Schon seit Jahren verfällt das „Minsk“ zusehends. Im Zuge des von den Stadtverordneten beschlossenen Planungswettbewerbs für die Gestaltung des Brauhausbergs soll auch geprüft werden, ob und inwiefern das 1977 eröffnete Gebäude erhalten werden kann.

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