Landeshauptstadt: Geprüft von Prof. Maus
Mit Nagerlabyrinth, Müllmann-Route und Bonbonfass startet das Exploratorium ins Jahr der Mathematik
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Babelsberg - Die kleinen Nager tragen große Namen: „Pi“ zum Beispiel, „Quad-Rat(t)chen“ oder auch „Pythagorine“. Die sechs asiatischen Hausmäuse haben auch eine wichtige Aufgabe: Sie sind nämlich Mathevermittler. Während die winzigen Tiere mit ihren schwarzen Knopfaugen ihrem Hunger folgend durch Gänge und Räume flitzen, zählen die Erbauer des Labyrinthes mit. Ziel ist es, die Mausroute so zu führen, dass das Tier auf dem Weg zur Belohnung möglichst oft die Zahlkarten passiert. Die Gruppe mit dem höchsten Ergebnis hat gewonnen. Das Mäuschen bekommt am Schluss einen Sonnenblumenkern, die Kinderschar räumliches Denken vermittelt.
Das Nagerlabyrinth ist eines von insgesamt sieben Exponaten, mit denen das Exploratorium jetzt ins diesjährige Jahr der Mathematik einsteigt. Die mathematischen Experimentierfelder mischen sich unter die bereits hundert Ausprobierstationen der wissenschaftlichen Mitmachwelt in der Wetzlarer Straße. Ein eigens entwickeltes Label, das einen Nager mit Schlaubrille zeigt, kennzeichnet die Exponate, in denen Mathe steckt. „Geprüft von Prof. Maus“ steht darauf und soll den jungen Besuchern bei der Orientierung helfen.
Das von vielen Schülern eher nicht so geliebte Schulfach kommt durch die formelfreie Vermittlung gar nicht trocken daher. Vielmehr mache man sich Knobelsinn und Experimentierfreude von Kindern zu nutze – das allgemeine Geheimnis der Mitmach-Welt, erklärt Dr. Axel Werner, Kurator der Ausstellung. „Wenn wir nur finden, was wir suchen, also das Ergebnis der Suche vorgeben, haben wir keinen Wissensgewinn“, sagt der Physiker. Der Weg ist das Ziel. Und auf den macht sich der Mathematiker auch auf der Suche nach der Wegoptimierung. Auf einer Fläche von vier mal fünf Metern ist ein Straßennetz aufgemalt, an dessen Rändern Mülltonnen stehen. Die Strecke des Müllautos soll nun so geplant werden, dass der Müllfahrer keine Straße zweimal abfahren muss. Das sei nur durch Ausprobieren herauszufinden, sagt Werner. Der Algorithmus dahinter sei noch nicht gefunden, das wurme auch die Community der rechnenden Wissenschaftler. Mit der Vereinigung von Berliner Mathematikern mit Namen Matheon wurden die neuen Ausstellungsstücke entwickelt. Sie böten nach der offiziellen Einweihung am kommenden Samstag auch vierzehn Tage lang anschauliche Vorträge im Exploratorium an.
Eines der Mathe-Experimente kann allerdings nur mit der Teilnahme möglichst vieler Besucher und über einen längeren Zeitraum gelingen: Der Beweis des Gesetzes der großen Zahlen. Dazu werde eine Plexiglasröhre mit Naschwerk gefüllt. Jeder solle nun schätzen, wie viele Bonbons im Fass stecken. Alle diese Schätzungen würden am Ende zusammenrechnet und durch die Zahl der Teilnehmer geteilt. „Wenn wir etwa 20 000 Schätzer haben, dürfte das Ergebnis der tatsächlichen Bonbonanzahl sehr nahe kommen“, erklärt Werner. Das muss man nicht verstehen, das ist höhere Mathematik.
Nicola Klusemann
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