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Landeshauptstadt: Gerichtsurteil: Pächter Zwirner muss art“otel räumen

Neuer Streit um Persiusspeicher: „artSpeicher“ zog in denkmalgeschütztes Gebäude um – wird aus der Kunsthalle eine Diskothek?

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Neuer Streit um Persiusspeicher: „artSpeicher“ zog in denkmalgeschütztes Gebäude um – wird aus der Kunsthalle eine Diskothek? Von Sabine Schicketanz Potsdam-West. Das art“otel in der Zeppelinstraße bekommt einen neuen Betreiber – das hat gestern die 10. Zivilkammer des Potsdamer Landgerichts entschieden. Denn der bisherige Pächter Andreas Zwirner ist per „Versäumnisurteil“ zur Räumung des Hotels und der Zahlung von 260 087 Euro verpflichtet worden. Vor Gericht gegangen waren die Eigentümer des Hotels, Sylvia Gädeke und die Grundstücksgesellschaft Gädeke & Landsberg. Wie Dirk Gädeke gestern sagte, schulde Pächter Zwirner den Eigentümern mittlerweile 1,3 Millionen Euro Pacht. Weil Zwirner auch die Wasserrechnung nicht bezahlt haben soll, hatte Gädeke dem Hotel Ende August das Wasser abgedreht (PNN berichteten) – in diesem Zusammenhang ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen Gädeke. Dass Zwirner und sein Anwalt gestern Mittag vor Gericht nicht erschienen sind und somit ein sofort vollstreckbares „Versäumnisurteil“ in Kauf nahmen, wertete der Anwalt der Eigentümer, Hans-J. Reich, als Zeichen „dass die Waffen gestreckt werden“. Spätestens in einem Monat, so Reich, sei „der Spuk vorbei“. Dann müsse der gerichtliche Titel zur Räumung des Hotels vorliegen und die Eigentümer würden das art“otel selbst betreiben. „Das Haus wird nicht geschlossen, es wird niemand entlassen“, so Dirk Gädeke. Er biete Zwirner jedoch auch an, das Hotel schon am Montag „friedlich zu übergeben“. Das hieße jedoch nicht, dass man ihn „aus dem Würgegriff“ entlasse. Zu dem Hotel gehören ein Veranstaltungsbereich, in dem der „artSpeicher“ untergebracht war, und ein Wellness-Bereich. Für diese liegt der Räumungs- und Zahlungstitel des Gerichts nach Angaben von Gädeke bereits vor. Man habe außerdem alle Konten Zwirners gepfändet. Andreas Zwirner schätzt die Lage anders ein. Er sei sicher, die „richtige rechtliche Strategie“ zu haben. Der Schlussstrich sei trotz Gerichtsurteil nicht gezogen. Dass er den Eigentümern 1,3 Millionen Euro schulde, „muss ich dementieren“, sagte er gestern. Seinen eigenen Insolvenzantrag vom 26. August beim Potsdamer Amtsgericht für seine Firma Relax & Resort Potsdam GmbH, mit der er das Hotel betrieben hat, erklärt er so: „Ich muss mein Anlagevermögen vor Herrn Gädeke schützen.“ Gädeke hat Zwirner nach eigenen Angaben u.a. wegen Konkursvergehen angezeigt. Neuer Streit bahnt sich außerdem um die Kunsthalle Persiusspeicher an. Zwirner war Ende August mit dem „artSpeicher“ in das neben dem Hotel gelegene denkmalgeschützte Gebäude gezogen. Mit der Eigentümerin, der Stadt Potsdam, hatte er schon im Mai 2003 einen Nutzungsvertrag geschlossen – der allerdings nicht den Einzug des als Diskothek bekannten „artSpeicher“ vorsah. Was Zwirner nun als neues Konzept von Kunst, Kultur und Musik präsentiert, liest sich jedoch genauso wie das bisherige „artSpeicher“-Programm mit Disko-Veranstaltungen – abgesehen von Lichtinstallation und Holzskulpturen-Ausstellung, die gestern Abend vor der um 23 Uhr beginnenden „Pizza Connection“ mit DJ Pizza eröffnet werden sollten. Das ist brisant, denn der noch unvollendete Persiusspeicher, für den aktuell ein Baustopp gilt, wurde einst mit Fördergeldern der Länder Brandenburg und Nordrhein-Westfalen hergerichtet. Sie sind zweckgebunden und müssten im Falle einer Nutzung, die nicht einer Kunsthalle entspricht, zurückgezahlt werden. Die Rede ist hierbei von 2,5 Millionen Euro. Um das Persiusspeicher-Konzept sollte sich ein Kuratorium kümmern, dem auch Gerhard Meck, Fachbereichsleiter Kultur und Museum, angehört. Er müsste demnach von dem Vorhaben, die „artSpeicher“-Disko in den Persiusspeicher zu verlagern, wissen – zumal Zwirner den Umzug in den Medien öffentlich gemacht und das September-Programm als Anzeige abgedruckt hatte. Sogar von einem Verkauf des Persiusspeichers an Zwirner war die Rede. Jetzt nimmt die Stadtverwaltung offensichtlich Abstand zu Zwirner. Ihren Besuch bei der gestrigen Eröffnung sagte Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer ab: „Das Konzept ist so, wie es sich jetzt darstellt, nicht mit uns abgestimmt.“ Verwirrendes Geschehen am Rande: Eine VIP-Einladung zur gestrigen Eröffnung einer „Großraumdiskothek“ im Persiusspeicher, die Gädeke vorlegte, ist laut Zwirner gefälscht. Gädeke sagt: „So etwas würde ich niemals tun.“

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