Landeshauptstadt: Germanen schuften für die Kinder
Ringer vom SC Germania im Arbeitseinsatz in der Betriebs-Kita „klEinstein“
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Eiche – Etwa dreißig athletisch aussehende junge Männer waren Samstag früh ab sieben Uhr an der Kaiser-Friedrich-Straße 135 als Arbeitskolonne zu Gange. Wie Spielzeug packen die Männer die aufgetürmten 15 Kilogramm schweren Ballen und breiten den darin zusammengerollten Fertigrasen aus. Und das immer und immer wieder, bis innerhalb weniger Stunden die 500 Quadratmeter des Spielplatzes der Kita „klEinstein“ ausgelegt, festgestampft und mit Wasser besprengt waren.
Muskelkater dürften die Männer von der Arbeit nicht bekommen, denn es handelt sich um die Ringercrew des SC Germania Potsdam, darunter so bekannte Sportler wie Ricardo Melz, einer der weltbesten Juniorenringer, der bei der Weltmeisterschaft in Peking den dritten Platz holte. Der junge Trainer Olaf Bock ist mit sichtlicher Freude beim Aktionstag für die Kinder dabei. „Wir haben schon lange nach einem sozialen Projekt gesucht, bei dem wir die Kraft der Ringer einsetzen können“, sagt er. Da fügt es sich gut, dass der Sohn des Geschäftsführers vom Trägerverein „Kinderwelt“ Gerald Siegert zum aktiven Ringerteam gehört. Durch den Arbeitseinsatz sei es möglich, die Außenanlagen zum Kindertag am 1. Juni zu übergeben, sagt Siegert.
Architekt Guido Borkmann, schon mit dem Umbau der Kita im vergangenen Jahr befasst, hat die Entwürfe für die Außenanlagen angefertigt und äußert sich begeistert über das Engagement der „Germanen“. Es habe Riesenprobleme auf dem Spielplatz gegeben, weil das Wasser wegen einer dicken Lehmschicht im Boden nicht abfließen konnte. Die Landschaftsgestalter mussten daher ein Dränagesystem mit unterirdischer Zisterne einbauen. 200 000 Euro habe die Kita-Außenanlage gekostet; der Körpereinsatz der Germania-Ringer habe zur Senkung der Kosten beigetragen.
Wie Tilo Schneider vom SC Germania informiert, ist die Aktion vom Sonnabend nicht die letzte seines Vereins. Es sei vorgesehen, den Kindern einmal pro Woche eine Trainingsstunde anzubieten. Der Clou dabei: Trainerin ist eine angehende Unterstufenlehrerin, welche die Lizenz für den Ringkampfsport besitzt.
Wie Kita-Leiterin Martina Günther informiert, handelt es sich bei der „klEinstein“-Kita um einen Betriebskindergarten vor allem für Studierende, aber auch für Mitarbeiter der Universität. Die 60 Plätze seien derzeit ausgebucht; es gebe eine Anmeldungsliste von hundert Kindern, die in der nächsten Zeit die Kita besuchen wollen. Wie Kinderwelt-Geschäftführer Siegert berichtet, würden hier ähnliche Angebote vorgehalten wie in der „Nobelkita“ der Villa Rietz. Besonderheiten seien Fremdsprachen wie Englisch und Russisch sowie Theaterpädagogik unter Anleitung einer ausgebildeten Fachfrau. Besondere Beiträge werden deshalb nicht erhoben. „Die Kita-Kosten entsprechen der Beitragssatzung der Stadt Potsdam“, versichert Siegert.
Schneller als vorgesehen hatten die Sportler das Pensum ihres Arbeitseinsatzes am Samstag erfüllt. Und so konnte um die Mittagszeit der Grill hochgefahren werden: „Wer arbeitet, soll auch essen“ war die einhellige Meinung.
Günter Schenke
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