Aus dem GERICHTSSAAL: Geschäftsidee mit Folgen
Familie des Opfers mit Tod bedroht
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Die Geschichte klingt unglaublich. Sie handelt von vermeintlicher Geldwäsche, Erpressung, Freiheitsberaubung, Vergewaltigung, Schlägen und Bedrohung der Familie des Opfers mit dem Tod. Der Angeklagte David D.* (25) schwieg gestern vor dem Schöffengericht zu den Vorwürfen. Sein als Zeuge geladener mutmaßlicher Komplize Frank F.* glänzte durch Abwesenheit. „Es wäre unseriös, ihn nicht zu hören“, konstatierte der Staatsanwalt. Allein auf die Aussage des Geschädigten sowie seiner Partnerin lasse sich kein Urteil gründen.
Was Benjamin B.* (25) im heruntergekühlten Saal 21 des Justizzentrums zum Prozessauftakt erzählte, ließ die Zuhörer staunen. Als gelernter Koch wollte er sich selbstständig machen, hatte bereits eine kleine Gaststätte im Auge und einen Businessplan erstellt. Fehlte bloß noch das nötige Startkapital. Einen Kredit, so glaubte der künftige Unternehmer, hätte er ohne weiteres erhalten. Doch da war noch Frank F., sein Kumpel aus der Schulzeit, rauschgiftsüchtig und ebenfalls in der Gastronomie tätig. Er sollte als Geschäftspartner fungieren, bot 100 000 Euro Beteiligung an. „Das wollte ich nicht. Ich vermutete, das Geld würde aus Drogengeschäften stammen und sollte durch das Restaurant gewaschen werden“, so Benjamin B. Daraufhin habe ihm Frank F. erklärt, falls er auf sein Angebot eingehe, hätten sie für alle Zeit Schutz von „den Leuten“ aus Neukölln. Als der Gastwirt in spe dankend ablehnte, soll Frank F. behauptet haben, er sei von dessen Stiefvater vergewaltigt worden. Benjamin B. müsse nun seinerseits 50 000 Euro in einen „Topf“ einzahlen. Andernfalls würde er seinen Bruder mit einem Kopfschuss erledigen, die Eltern töten, seine Freundin vor seinen Augen vergewaltigen lassen. Am 7. August vorigen Jahres habe er Frank F. in der „schäbigen Villa“ seines Vermieters David D. – des Angeklagten – in Bornstedt aufgesucht, um ihm klipp und klar zu sagen, dass er da nicht mitmache, berichtete Benjamin B. weiter. Dort sei er von David D. im Dachgeschoss eingesperrt und geschlagen worden, als er per Handy Hilfe rufen wollte. Erst als er versicherte, das geforderte Geld zu beschaffen, habe man ihn freigelassen. „Der Angeklagte hat mir gedroht, ich solle mich an die Spielregeln halten, sonst würde ich die Konsequenzen spüren.“
„Benjamin weinte und zitterte, als er mir von dieser Sache erzählte“, erinnerte sich die Freundin des Opfers, Romina R.* (23). „So habe ich ihn noch nie erlebt.“ Der Bekannte, den das Opfer anrief, während es seiner Freiheit beraubt war, betonte: „Benjamin sagte mir, er müsse erst einmal 10 000 Euro besorgen, sonst sei seine Familie dran. Er wollte allen Ernstes zahlen. Ich warnte ihn. Er musste das Gespräch dann beenden, weil jemand (der Angeklagte) kam.“ Da sein Onkel bei der Polizei arbeite, habe er sich ihm anvertraut, so der junge Mann. „Er riet mir, Benjamin B. solle gleich bei der Staatsanwaltschaft aussagen.“ Die Verhandlung wird am 17. Juni mit der Vernehmung des gestern unentschuldigt ferngebliebenen Zeugen Frank F. fortgesetzt. Dann soll auch das Urteil gesprochen werden. (*Namen geändert.)Hoga
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