Von Erik Wenk: Geschenkeberg fürs Quartett
Die Vierlinge Johanna, Charlotte, Franziska und Alexander feierten ihren sechsten Geburtstag
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Im großen Spielzimmer der Familie Kübler sind fast ein dutzend Kinder unter einem bunten Krepp-Papier-Baldachin lautstark mit Spielen beschäftigt. Vier von ihnen sind Potsdams wohl bekanntestes Kinder-Quartett: die Vierlinge Johanna, Charlotte, Franziska und Alexander. Sie feierten am gestrigen Donnerstag gemeinsam ihren sechsten Geburtstag – der Jubeltag stand wie in den Vorjahren unter medialer Beobachtung und aufmerksamen Augen von der Stadtspitze. Elona Müller-Preinesberger, parteilose Beigeordnete für Soziales, Jugend, Gesundheit, Ordnung und Umweltschutz, die den Vieren in Vertretung ihres eigentlichen Patenonkels, Potsdams Stadtoberhaupt Jann Jakobs (SPD), gratulieren will, wird von der Geburtstagsgesellschaft erst einmal gar nicht beachtet. Erst als alle Gäste keine Puste mehr haben, geht es zum offiziellen Teil der Feier; die Vierlinge sind Presse und Fotografen mittlerweile schon gewöhnt. „Spagettiii“, sagen sie brav, nahezu schon professionell, in die Kamera.
„Franziska kann schon Flöte spielen und lesen“, verrät Mutter Josephine Kübler. „Und Johanna schreibt Geschichten“, ergänzt die 43-Jährige. Da die nicht-eineiigen Geschwister inzwischen auch verschieden groß sind, kann man insbesondere die Mädchen schon leichter voneinander unterscheiden – was auch ihre späteren Klassenlehrerinnen freuen wird. „Verwechslungsgefahren gibt es nur noch bei Johanna und Charlotte, die sind etwa gleich groß. Manchmal sagen sie: ‚Komm, wir ziehen dasselbe an und gehen als Zwillinge!’“, sagt Josephine Kübler.
Jetzt darf die Stadt Potsdam auch mal etwas schenken: Elona Müller-Preinesberger gibt jedem Geburtstagskind eine Trinkflasche für die Schule, nebst Sticker-Buchstaben, mit denen die Vier umgehend ihre Namen auf die Plastik-Flaschen kleben; und wie im vergangenen Jahr gibt es auch heute wieder 50 Euro pro Nase aus der Stadtkasse fürs Sparbuch.
Weil er heute nicht hier sein konnte, liegt unter dem Geschenkeberg im Wohnzimmer auch ein Brief von „Onkel Jann“, in dem er entschuldigend schreibt: „Den 13. August habe ich mir natürlich schon im Kalender notiert.“ Das ist der Tag der Einschulung; neben den neuen Plüschtieren, Lego-Schachteln, Inline-Skates und Süßigkeiten liegen auch schon Stifte und Federmappen. Eigentlich wollte die katholische Familie die Vierlinge zuerst in die Babelsberger Marienschule des Katholischen Erzbistums oder die Evangelische Grundschule schicken, in die bereits ihre älteren Schwestern Beatrice und Katharina gehen, aber die Küblers haben sich nun doch für die staatliche Bruno H. Bürgel-Grundschule um die Ecke entschieden – was sicherlich auch Patenonkel Jakobs freuen dürfte. Dort werden die Vierlinge dann zusammen in eine Klasse gehen.
Johanna freut sich schon auf die Schule. Und Franziska? „Na ja“, meint sie abwägend, „ich freue mich aufs Schreiben!“. Dann reißt sich die Sechsjährige aus ihren Zukunftsgedanken und beschäftigt sich mit dem wirklich Wichtigen: Dem eigenen, dem vierfachen Geburtstag. Mit ihrer Schwester geht es zurück an die gigantische Geburtstagstafel mit fast zwanzig Tellern – der Schokoladenkuchen wartet.
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