
© Andreas Klaer
Landeshauptstadt: Geschenkt
Zum 70. ein Baum im Voltaireweg: Wie Gunter Gabriel seinen Besuch in Potsdam absagte
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Alle da. Nur die Hauptperson fehlt. Und sie kommt auch nicht mehr an diesem Montagmittag. Fernseh- und Radioteams werden unverrichteter Dinge wieder aus dem Voltaireweg abziehen, Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) sein Geschenk später bei der Post aufgeben. Aber wer 70 Jahre alt wird und Schlagergeschichte geschrieben hat, der ist eben nicht mehr Herr seines Terminkalenders. Bei dem klingelt während des Geburtstagsfrühstücks auch mal überraschend der NDR an der Hausboottür in Hamburg. Und dann wird es nichts mit dem Abstecher an die Havel. Dann müssen sie die Sache mit der Linde in Potsdam ohne ihn machen.
Hier, in der brandenburgischen Landeshauptstadt, ist Gunter Gabriel Schirmherr des 2009 gegründeten Bündnisses gegen Depression. Die unterhaltsamen Auftritte von einem, der selbst „einmal tief im Keller saß“ – wie es im Titel seiner Lebenserinnerungen heißt –, schätzen sie beim Potsdamer Selbsthilfe-, Kontakt- und Informationszentrums Sekiz. Und Sekiz-Chefin Angelika Tornow ist der Stolz darüber, dass Gabriel sich ausgerechnet hier engagiert, auch heute anzumerken. Immerhin war sie es, die ihn vor Jahr und Tag bei einer Lesung in Beelitz einfach angesprochen hat. Regelmäßig kommt Gabriel zu den Tagungen des Anti-Depressions-Bündnisses.
Und beinahe wäre er auch zu seinem Geburtstag in Potsdam gewesen. Denn das Sekiz-Team hatte ein besonderes Geschenk: Sekiz-Vorstand Oliver Geldener ließ mit Angelika Tornow unweit der Ruinenbergkasernen im Voltaireweg eine Linde pflanzen, die befreundete Selbsthilfegruppen aus Nordrhein-Westfalen unlängst den Potsdamern geschenkt hatten. Der knapp fünf Meter hohe Baum soll noch ein Metallschild mit Gabriels Namen bekommen. Er soll zum „Begegnungsort“ werden, wünscht sich Tornow. Mit einer Bank daneben könne ein Treffpunkt für Selbsthilfegruppen entstehen.
Etwa 100 Selbsthilfegruppen sind derzeit beim Sekiz organisiert. Aber es könnten mehr sein, meint Tornow: Vor allem junge Potsdamer will sie für Selbsthilfe gewinnen. Das Anti-Depressions-Bündnis hat 2012 indes den Schwerpunkt „Alter und Depression“ gewählt. Im Herbst soll das Projekt „Generation Gemeinsam“ vorgestellt werden. „Wir wollen ältere Menschen dazu bewegen, wieder aktiv am Leben teilzunehmen“, erklärt Tornow. Dass das klappt, dafür ist Schirmherr Gunter Gabriel das beste Beispiel.
Oberbürgermeister Jann Jakobs, ebenfalls Botschafter des Depressions-Bündnisses, erwischt den Jubilar schließlich am Telefon: „Hallo Herr Gabriel, herzlichen Glückwunsch zum 70.“, sagt er und erzählt von seinem Geschenk, einer CD von Emmanuel Parhud. Flötenmusik von Friedrich dem Großen für die Countrylegende: „Ich finde, das passt für Sie auch: Gunter der Große“, scherzt Jakobs. Dann legt er auf: „Ich soll Sie alle schön grüßen.“ Angelika Tornow verspricht einen neuen Termin an der Linde: „Dann singt Gunter sein Lied vom Baum.“ Jana Haase
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