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Landeshauptstadt: Geschichte für die Ohren

Kostenloser Audio Guide für das Potsdam Museum: Pilotprojekt soll Akzeptanz bei Besuchern feststellen

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Innenstadt - Der Herr mit der riesenhaften, fast schon karikierenden Nase muss etwas bedeuten. Sonst hätte ihn Franz Hillner auf seinem Gemälde „Brand der Nikolaikirche am 3. September 1795“ nicht in der Mitte, am vorderen Bildrand, als einzigen im Profil gemalt. Doch im dazugehörigen Text im Potsdam Museum, wo Hillners Gemälde im Rahmen der Ausstellung „Baustelle Potsdam Museum“ zu sehen ist, steht nur, dass am linken Bildrand, hoch zu Pferde, Friedrich Wilhelm III. zu sehen ist.

Das Geheimnis um den Mann mit der gewaltigen Nase ist nun gelöst, dank neuer Audio-Guide-Technik, die am Montag im Potsdam Museum in der Benkertstraße vorgestellt wurde. Zusammen mit der Berliner Medienfirma px 12 haben Mitarbeiter des Potsdam Museums einen akustischen Ausstellungsführer entwickelt. Zu zehn Ausstellungsstücken kann der Besucher sich nun Wissenswertes und manche Anekdote erzählen lassen und erfährt so unter anderem, dass es sich bei dem Mann auf Hillners Gemälde um den damaligen Kastellan Knopf handelt.

Drei Monate Entwicklungszeit waren nötig, um den akustischen Museumsrundgang fertig zu stellen. Bis Ende März stehen den Besuchern nun zehn Audio Guides kostenlos zur Verfügung. An jeweils zehn Stationen in der Ausstellung im Erdgeschoss des Hauses in der Benkertstraße kann man sich von den gezeigten Ausstellungsstücke erzählen lassen. Die Kosten für das Pilotprojekt, die für die zehn Geräte bei 5000 Euro liegen, hat die Firma Sennheiser übernommen, von der auch die Technik stammt.

Der Audio Guide ist relativ einfach zu bedienen. Der Kopfhörer besteht nur aus einer Muschel, die man sich wie eine Brille über das Ohr legt. Auf der Tastatur des Audio Guides gibt man die entsprechende Nummer ein, die an jedem der zehn Ausstellungsstücke auf einem kleinen Straßenkegel zu lesen ist, schon beginnt die ganz individuelle Museumsführung. Nun soll sich in den kommenden Wochen zeigen, ob und wie stark das neue Angebot angenommen wird.

Marcus Wilbertz von der Firma px 12 sprach von mehr Komfort für den Museumsbesucher. Während er sich die einzelnen Ausstellungsstücke anschaut, kann er sich Geschichte und Geschichten darüber erzählen lassen und auf bestimmte Details, die man sonst schnell übersieht, hingewiesen werden. Da die gezeigten Stücke immer nur stellvertretend für die große Sammlung des Potsdam Museums zu sehen sind, wird am Ende der zehn einzelnen Audioführungen auf den Bestand des Museums hingewiesen, sagte Museumschef Hannes Wittenberg.

Nach der Pilotphase in der Benkertstraße hofft Wittenberg, dass der Audio Guide in der Lindenstraße 54, der Gedenkstätte für die Opfer politischer Gewalt im 20. Jahrhundert, dauerhaft zum Einsatz kommt. Bis jetzt seien drei von fünf Modulen, die die Geschichte des Hauses abhandeln, fertig. „Aber diese drei Module beschäftigen sich ausschließlich mit der Nachkriegszeit“, so Wittenberg. Bis spätestens im Jahr 2009, dem 200. Jubiläum der Konstituierung der ersten Stadtverordnetenversammlung in Potsdam in der Lindenstraße und dem 20. Jubiläum der friedlichen Revolution in der DDR, sollen die Module vollständig sein. Dann vielleicht sogar mit entsprechendem Audio Guide. Dirk Becker

Dirk Becker

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