Landeshauptstadt: „Geschichte nicht totschweigen“

Kampagne gegen Wehrpflicht erinnerte an „Tag von Potsdam“ Innenstadt. Es ist schon Tradition für die Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär zum „Tag von Potsdam“ an den Standort der Garnisonkirche einzuladen. Gestern jährte sich das geschichsträchtige Datum zum 71. Mal, und Lutz Boede trat mit seinen „Aktivisten“ zum Klang von „Üb’ immer Treu und Redlichkeit“ vor das Glockenspiel. Es war ein intimes tête à tête, insgesamt sieben Mitstreiter Boedes waren gekommen – und drei Polizisten. Mit zwei, drei markigen Sätzen kritisierte Kampagnen-Mitglied Falk Richter vor einer leger hingeworfenen Potsdam-Flagge die fehlende offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt. Im Zusammenhang mit dem geplanten Wiederaufbau wolle man in der Stadt scheinbar Geschichte „totschweigen“. „Warum soll es gerade diese Kirche sein, die unbedingt wiedererrichtet werden muss und nicht zum Beispiel die zerstörte Potsdamer Synagoge?“, fragte Richter. Lutz Boede kritisierte die „offensichtliche Absicht, dass die historische Bedeutung der Garnisonkirche im öffentlichen Bewusstsein keine Rolle spielen soll“. Zum Ende vergangener Woche veröffentlichten PDS-Antrag zur Stadtverordnetenversammlung, der den Wiederaufbau der Garnisonkirche thematisiert, wollte Boede noch nichts sagen. Die PDS fordert unter anderem, den Kirchturm nicht am Originalstandort, sondern in der bestehenden Straßenflucht zu errichten, kein städtisches Geld für den Wiederaufbau in die Hand zu nehmen und zwingend das Versöhnungszentrum in der Nutzung festzuschreiben. „Damit müssen wir uns erst noch befassen. Letztlich sind wir der Meinung, man bräuchte die Kirche weder hier noch woanders.“ Der „Tag von Potsdam“ fand am 21. März 1933 statt. Er symbolisiert durch den Händedruck von Hindenburg und Hitler auf den Stufen vor der Garnisonkirche den Schulterschluss von Militär und Nationalsozialismus und steht für die Ausrufung des Dritten Reiches. Kay Grimmer