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Sport: Geschickt mit dem Holz wie mit dem Fußball Isabel Kerschowski lernt Tischlern im ZAL Ludwigsfelde, das Turbine-Kickerinnen unterstützt

Immer wieder misst Isabel Kerschowski das Holz, bearbeitet es, legt erneut den Winkel an, nähert sich geduldig ihrem Ziel: Die 17-Jährige hat eine kaputte Stuhlplatte zu ersetzen, und dies unter den wachsamen Augen Kurt Kirchhoffs. Kirchhoff ist Lehrausbilder im Zentrum Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde (ZAL), in dem Potsdams neue Stürmerhoffnung Tischler-Lehrling im ersten Lehrjahr ist.

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Immer wieder misst Isabel Kerschowski das Holz, bearbeitet es, legt erneut den Winkel an, nähert sich geduldig ihrem Ziel: Die 17-Jährige hat eine kaputte Stuhlplatte zu ersetzen, und dies unter den wachsamen Augen Kurt Kirchhoffs. Kirchhoff ist Lehrausbilder im Zentrum Aus- und Weiterbildung Ludwigsfelde (ZAL), in dem Potsdams neue Stürmerhoffnung Tischler-Lehrling im ersten Lehrjahr ist. Täglich lernt die Berlinerin im Ludwigsfelder Struveweg ihren Traumberuf („Holz ist ein schöner Werkstoff, aus dem man viel machen kann“), den auch ihr Onkel Sven und Bruder Daniel ausüben, ehe sie am späten Nachmittag beim 1. FFC Turbine trainiert.

So ehrgeizig, wie sie mit dem Fußball auf dem Rasen zugange ist, so ehrgeizig hat die im Sommer zu Turbine gewechselte Kickerin auch ihre Ausbildung begonnen. „Isi arbeitet sehr selbständig, stellt sich richtig gut an und versteht sich sehr gut mit ihren Mit-Lehrlingen“, lobt Kirchhoff, der im ersten Lehrjahr zwei Mädchen und zehn Jungen ausbildet. „Sie ist halt sehr teamfähig – man merkt, dass sie Mannschaftssportlerin ist.“ Daher nehmen es ihr ihre Mitstreiter nicht übel, dass sie nicht den ganzen Tag in der Werkstatt steht und für ihre sportlichen Aufgaben auch mal ganz frei bekommt. „Trotzdem muss sie das Gleiche schaffen wie die anderen – aber das gelingt ihr auch. Sie wird dem Leistungsdruck vollauf gerecht“, so Kirchhoff.

Isabel Kerschowski hat das Glück, mit dem ZAL einen Betrieb gefunden zu haben, der ihr diesen Spagat zwischen Sport und Ausbildung erleichtert. „Wir sind Sponsor für die besonderen Fälle“, sagt Reiner Rabe. Der 66-Jährige ist Geschäftsführender Gesellschafter des ZAL und schreibt mit seiner GmbH sowie den von seinen Söhnen Uwe und Thomas geleiteten Tochterfirmen ZeitArbeitsAgentur GmbH (AAA) und Ludwigsfelder Handwerks- und Gewerbehof GmbH (LHG) in Brandenburgs Wirtschaft ein Stück Erfolgsgeschichte. Das mittelständische Familienunternehmen hat sich auf arbeitsmarktgerechte und wirtschaftsnahe Aus- und Weiterbildung spezialisiert. „Wir sind ein privater Dienstleister für die Wirtschaft und haben mittlerweile sogar schon den Schritt in die Altbundesländer geschafft, haben uns auch in Duisburg und Düsseldorf und mit ZAA in Hannover angesiedelt“, erzählt Rabe senior, der seine finanziellen Möglichkeiten auch zu sozialem und sportlichem Sponsoring nutzt. Das Unternehmen unterstützt u. a. den Ludwigsfelder FC , die Potsdamer Ruderer Karsten Brodowski und Falko Nolte sowie eventuell bald auch Potsdams VfL-Handballer. „Unser Hauptaugenmerk aber liegt auf dem FFC Turbine, der die gleiche Familienphilosophie wie wir lebt“, meint Reiner Rabe.

Erste Nutznießerin dessen war Anja Mittag. Als Potsdams Nationalstürmerin im Winter 2004 von ihrem damaligen Ausbildungsbetrieb gekündigt wurde, konnte sie im ZAL ihre Lehre zur Sport- und Fitness-Kauffrau beenden; jetzt steht die 20-Jährige bei Rabe als Sachbearbeiterin in Lohn und Brot. Abwehrspielerin Britta Carlson arbeitet bei ZAA, und auch die Ex-„Turbiene“ Jana Schadrack wird, obwohl sie verletzungsbedingt die Töppen inzwischen an den Nagel hängen musste, derzeit im ZAL zur Büro-Kauffrau ausgebildet. „Wir wollen als Sponsor nicht nur Geld geben, sondern sorgen auch mit Ausbildung und Arbeit für die weitere Perspektive der Spielerinnen“, erläutert der Firmenchef. „Diese Unterstützung ist für mich sehr wichtig“, meint Anja Mittag, und ihr Trainer Bernd Schröder sagt: „Es gibt viel zu wenig solcher Leute wie Reiner Rabe, die mit ganzem Herzen dabei sind.“

Wenn Turbine Potsdam am kommenden Sonntag daheim sein UEFA-Cup- Halbfinal-Hinspiel gegen Djurgarden/Älvsjö Stockholm bestreiten wird (15 Uhr, Karl-Liebknecht-Stadion, live im rbb), wird der ZAL-Geschäftsführer wieder auf der Tribüne die Daumen drücken. Auf dem Rasen wird derweil seine Angestellte Anja Mittag auf Torejagd gehen. „Wir brauchen ein Torepolster fürs Rückspiel und müssen möglichst ohne Gegentor bleiben“, weiß sie. Auch Isabel Kerschowski hofft auf eine Einsatzchance, um vielleicht sogar zu ihrem zweitem Europacup-Treffer zu kommen. „Falls ich eingewechselt werden sollte, wäre ein weiteres Tor natürlich die Krönung“, gesteht die junge Kickerin. Die bis dahin vor den Toren Ludwigsfeldes unter den strengen Blicken ihres Lehrausbilders den hölzernen Stuhl längst repariert haben wird.

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