Aus dem GERICHTSSAAL: Geschrumpfte Anklage

Angeklagt war Frederic F.* (21) wegen gemeinschaftlicher räuberischer Erpressung sowie gefährlicher Körperverletzung. Nach Abschluss der Beweisaufnahme zeigte sich das Jugendschöffengericht jedoch davon überzeugt, dass sich der Hauptschulabsolvent beim Übergriff auf seinen Kumpel Christian C.* in der Waldstadt relativ passiv verhielt. Allerdings klaute er drei Jacken von der Garderobe im Flur, zerschlug auch das Terrarium, in dem der Angelfreak seine Regenwürmer züchtete. „Der Angeklagte hat sich des Diebstahls im besonders schweren Fall schuldig gemacht. Er nutzte die wehrlose Lage des eingeschüchterten Opfers aus“, betonte die Richterin und verwarnte den wegen Eigentumsdelikten und Körperverletzung Vorbelasteten. Außerdem hat Frederic F. bis zum 10. Oktober 60 Stunden gemeinnützige Arbeit zu leisten. Christian C. schuldete Frederic F. 50 Euro, ließ sich mit dem Zurückzahlen aber viel Zeit. Als der Angeklagte mit seinem Cousin und zwei Bekannten Silvester feierte, ging ihnen irgendwann der Alkohol aus. Da soll der Cousin auf die Idee gekommen sein, die Schulden bei Christian C. einzutreiben, um Nachschub kaufen zu können. „Ich hatte das Geld längst abgeschrieben. Aber mein Cousin hetzte mich auf. Er beschimpfte mich als Angsthase und Weichei“, so Frederic C. Zu viert sei man am Neujahrsmorgen gegen sechs Uhr bei Christian C. aufgetaucht. Laut Staatsanwaltschaft musste dieser dann ein wahres Martyrium über sich ergehen lassen. Erst sollen die Eindringlinge die 50 Euro gefordert, ihm später unter Einsatz eines Elektroschockers weitere 200 Euro und seine Sparkassen-Karte abgenommen haben. Anschließend sei Christian C. aufgefordert worden, mit ihnen zur Sparkasse zu gehen. Auf dem Weg dorthin sei ihm die Flucht gelungen.

Im Zeugenstand bestätigte Christian C. (25), der Angeklagte habe sich im Hintergrund gehalten, während die anderen drei nach und nach begonnen hätten, ihn auszunehmen. Zwei von den Jacken, die Frederic C. entwendete, habe er inzwischen von der Polizei zurückbekommen. Die neueste im Wert von 100 Euro fehle leider immer noch. „Das mit dem Terrarium war keine Absicht“, beteuerte der Angeklagte. „Vielleicht bin ich dagegen gestoßen, als ich die Jacken angezogen habe.“

Der Cousin des Angeklagten wurde bereits verurteilt. Seine zwei Mittäter müssen sich ebenfalls vor Justitia verantworten. (*Namen geändert.) Hoga