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Von Jana Haase: Gesegnete Aufkleber, gesegnete Kreide

Dreikönigstag: Sternsinger bringen den Neujahrssegen ins Stadthaus – in Potsdam leben 8100 Katholiken

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Der Segen kam am Vormittag – und Oberbürgermeister Jann Jakobs musste mithelfen, ihn auch an Ort und Stelle zu bringen. Denn für Sternsinger Matthias war die Tür zum Stadthaus in der Ebertstraße einfach zu hoch. Dabei war der Zwölfjährige schon der größte der sechs Sternsinger, die am gestrigen Dreikönigstag zum Stadthaus kamen. Nur mit der stützenden Hand des Stadtoberhauptes gelang es dem Jungen im goldgelben Königsgewand schließlich, am Türgitter hochzuklettern und den schwarzen Aufkleber darüber zu befestigen: „20*C+M+B+09“ ist in weißen Lettern darauf zu lesen.

Es ist ein gesegneter Aufkleber – und auch die Kreide, mit der Sternsinger anderswo denselben Spruch über die Türen schreiben, muss gesegnet sein. Die drei Buchstaben stehen jedoch nicht für die Namen der Heiligen drei Könige, erklärte Simone Rüssel, die die Sternsinger-Aktivitäten der Babelsberger Gemeinde St. Antonius koordiniert. Ob die Bibel-Figuren aus dem Morgenland, die den neugeborenen Jesus besuchten, wirklich Caspar, Melchior und Balthasar hießen, sei sowieso unklar. Es handele sich dabei vielmehr um die Abkürzung des lateinischen Satzes „Christus mansionem benedicat“: Christus segne dieses Haus.

Wie in Potsdam sind in diesen Tagen deutschlandweit Sternsinger unterwegs, um den Neujahrssegen zu bringen. Gleichzeitig sammeln sie dabei Geld für einen guten Zweck: Fast 40 Millionen Euro sind 2008 gesammelt worden, von Sternsinger in 11 886 Gemeinden. In diesem Jahr soll das Spendengeld an Kinderhilfsprojekten in Kolumbien gehen.

Deshalb haben sich Matthias und die anderen Sternsinger vorher schon mit dem lateinamerikanischen Land beschäftigt. Und zum Beispiel „Cometas“ gebastelt: Kleine drachenförmige Glücksbringer aus bunter Wolle, die sie jetzt verschenken. „Die Fadenenden sind eine Verbindung zur Erde“, erklärt Matthias: „Damit sollen Träume und Wünsche erfüllt werden.“

Am kommenden Wochenende werden 40 Sternsinger-Kinder den Segen in die Haushalte der Gemeindemitglieder von St. Antonius in Babelsberg bringen, sagt Simone Rüssel. Die Sternsinger der Gemeinde St. Peter und Paul waren bereits am vergangenen Wochenende unterwegs, berichtet Gemeindereferentin Maria Rontschka.

So einfach wie in traditionell katholischen Gegenden sei die Sternsingerei in Potsdam nicht: Maria Rontschka bereitet für die Kindergruppen regelrechte Routen vor. Oft müssen sie mit dem Auto gefahren werden. Denn die Zahl der Gemeindemitglieder hat sich seit der Wende zwar fast verdoppelt und liegt bei etwa 5700, mit Babelsberg sogar bei fast 8 100. Sie verteilen sich aber in der ganzen Stadt – und darüber hinaus: Deshalb kommen Sternsinger etwa nach Caputh, Eiche oder in die Waldstadt – übrigens immer auf Anmeldung.

„Viele Gemeindemitglieder nehmen die Haussegnung auch im Familienkreis vor“, erzählt Rontschka. Die Tradition pflegten die Potsdamer Katholiken auch vor der Wende – damals jedoch ohne die Spendenaktion, berichtet sie.

Für Matthias ist es jetzt das vierte Jahr als Sternsinger: „Mit macht das einfach großen Spaß“, sagt der Zwölfjährige.

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