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Landeshauptstadt: Gesetzestreue Juden fühlen sich von Minister Speer verhöhnt

Orthodoxe schließen eine gemeinsame Nutzung der neuen Synagoge mit der Konkurrenzgemeinde aus

Stand:

Es gebe keinen Konflikt zwischen der Jüdischen Gemeinde Land und der Gesetzestreuen Landesgemeinde, teilen die orthodoxen Juden Brandenburgs Finanzminister Rainer Speer (SPD) in einem Offenen Brief mit. Der Finanzminister hatte bei seiner Ankündigung, das Land Brandenburg werde sich „entscheidend“ an einem Synagogenneubau in Potsdam beteiligen, von einem Konflikt der beiden Gemeinden gesprochen, den es auszuräumen gelte (PNN berichteten). Außerdem schlug Speer vor, dass die konkurrierenden Gemeinden das neue Gotteshaus gemeinsam nutzen könnten. „Das ist eine Verhöhnung beider Religionsgemeinschaften“, heißt es in dem Brief von Semen Gorelik, Vorstandvorsitzender der Gesetzestreuen.

Dass das Judentum bereits seit fast 150 Jahren aus zwei voneinander religiös, politisch, fiskalisch und organisatorisch unabhängigen Religionsgemeinschaften bestehe, sei eine bekannte historische Entwicklung, schreibt Gorelik. Bereits seit Gründung der Gesetzestreuen jüdischen Landesgemeinde im Jahr 1999 versuche die Landesregierung, die Orthodoxen in die „bestehende Einheitsgemeinde des Zentralrates der Juden zu nötigen“, so der Vorsitzende der orthodoxen Juden in Brandenburg. Man sei darüber „sehr irritiert“, da die vor allem aus der ehemaligen Sowjetunion stammenden Gemeindemitglieder mit ihrer Auswanderung darauf gehofft hatten, in Deutschland frei von staatlicher Einflussnahme ihre Religionsangelegenheiten selbst bestimmen zu können.

Der Konflikt bestehe nach Ansicht des Gemeindevorsitzenden vor allem darin, dass sich die Landesregierung ihrer Verantwortung für die Wiederherstellung des jüdischen Lebens mit zwei konkurrierenden Religionsgemeinschaften entziehen wolle. Gorelik erinnert daran, dass es elf Synagogen und 17 Gebetshäuser und jüdische Einrichtungen in Brandenburg gab, bevor die Nationalsozialisten sie zerstörten. Es sei auch die Aufgabe des Finanzministers, deren Wiederaufbau mitzufinanzieren, so Gorelik. N. Klusemann

N. Klusemann

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