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Etwas HELLA: Gesetzloser Blätterfall

Versuche müssen irgendwo anfangen. Das verstehe ich.

Stand:

Versuche müssen irgendwo anfangen. Das verstehe ich. Also meinetwegen in Potsdam-West, -Nord oder am Schlaatz, wo schon Biotonnen stehen. Ungeachtet dessen will ich in der Teltower Vorstadt aber auch eine haben und zwar sofort. Denn im Kampf gegen die gesetz- und grenzenlos herunterfallenden Blätter vor meiner Haustür erlahmen langsam meine Kräfte. Die Sache ist nämlich die, dass in der Heinrich-Mann-Allee drei Reihen Eichenbäume ihr Laub auf Straße und Gehweg fallen lassen und die doofen Blätter sich dabei überhaupt nicht um Zuständigkeiten kümmern. Die Gehwegreiniger aber schon. Von der Genossenschaft beauftragt, putzen sie die Vorgärten und den Gehweg, den angrenzenden baumbestandenen Streifen aber nicht. Der gehört der Stadt. Die Stadt scheint aber überhaupt nicht zu wissen, dass sie dort irgendwelche Zuständigkeiten hat. Und die Blätter fallen und fallen und machen sich überhaupt nichts daraus, wo sie landen. Da nur einmal im Monat gereinigt wird, hat der Wind genug Zeit, in grenzenloser Freude schnellstens Weg und die Hauseingänge wieder zuzuwehen.

Nun dachte ich in der Vergangenheit, dass vielleicht steter Tropfen den Stein höhlt oder das Gewissen aufweicht, und versuchte es mit Änderungsvorschlägen. Mitunter hatten ich und andere unbelehrbare Quengler auch schon Erfolg. Der Rad- und Gehweg vor den Friedhöfen wird jedenfalls inzwischen zumindest von Zeit zu Zeit gereinigt und meine Genossenschaft ist offenbar nach monatelangen Verhandlungen bereit, sich gemeinsam mit der Stadt in die Westkurve zu legen, wo es um die Zuwegung zum Stadion geht. Ungeordneter Blätterfall bleibt dagegen weiter so lange vom Winde verweht, bis sich das Problem von allein erledigt hat.

Da aber die Blatthaufen, vor allem, wenn sie sich in den Hauseingängen türmen, zum Störfaktor werden, hat so mancher Mieter längst seine Mach-mit-Erfahrungen aus DDR-Zeiten aktiviert und fegt selbst Häufchen zwischen den Bäumen zusammen, die dann erst recht liegen bleiben, weil für die keiner zuständig ist.

Als ich nun von der erweiterten Aufstellung der Biotonnen hörte, dachte ich mir, wir setzen auf die Schöner-unsere-Stadt-Initiative noch eines oben drauf und entsorgen die Blätter selbsttätig in die Tonnen. Können Sie sich meine Enttäuschung vorstellen, als ich erfuhr, dass wir keine kriegen? Nun ist mein Frust in boshafte Notwehr umgeschlagen. Kurz bevor die Gehwegreiniger kommen, werde ich denen die Blätter sozusagen entsorgungsgerecht vor die Füße fegen, egal, ob es städtische oder genossenschaftliche sind. Hauptsache, sie sind nach der Reinigung weg.

Es gäbe allerdings auch noch die Möglichkeit, dass sich Stadt und Genossenschaft einigen, den herbstlichen Blättersegen gemeinsam entsorgen und zusätzlich auch bei uns Biotonnen aufstellen. Aber ich weiß, das müssen Sie mir nicht erst sagen, das Leben ist kein Wunschkonzert und die Menschheit hat ganz andere Sorgen als Blätterhaufen vor der Haustür.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam

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