Landeshauptstadt: Gespaltenes Echo auf Regio-Stadtbahn-Vorschlag
Bahnkunden-Verband begrüßt SPD-Initiative – Rathaus verweist auf hohe Kosten für Alternativ-Modell
Stand:
Der Vorschlag der SPD, Potsdamer Trams auf Bahngleisen bis ins Umland zu verlängern und so die Verkehrssituation in der Landeshauptstadt zu entschärfen, sorgt im Rathaus und beim Landkreis für verhaltene Reaktionen. Erfreut zeigte sich dagegen der Regionalverband Potsdam-Mittelmark des Deutsche Bahnkunden-Verbandes (DBV).
„Der DBV begrüßt ausdrücklich alle Planungen, das Potsdamer Umland in das Straßenbahnnetz einzubinden – sei es über neue Straßenbahnstrecken oder durch die Nutzung von Eisenbahnstrecken nach dem Karlsruher Modell“, so DVB-Chef Benjamin Karl am Montag. Die Erfahrungen zeigten, dass ein solches Angebot deutlich besser angenommen werde als ein Regionalbus. Zudem trage eine solche Verbindung zur Stärkung der eingebundenen Gemeinden bei. Entsprechende Studien lägen seit 20 Jahren vor, betont der Verband: „Entsprechend wünscht sich der DBV, dass die angestoßene Diskussion keine neuen Studien hervorbringt, sondern endlich in politischem Handeln mündet!“
Das Potsdamer Rathaus klang am Montag deutlich zurückhaltender. Die Stadt sei „grundsätzlich offen für gute Angebote in das Umland“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN. In den vergangenen beiden Jahrzehnten seien aber bereits verschiedene Regio-Stadtbahn-Modelle von der Stadt, aber auch von privaten Anbietern, geprüft und für unrentabel oder zu teuer befunden worden. Potsdam könne eine solche Nahverkehrsform nur gemeinsam mit den Nachbargemeinden und dem Landkreis umsetzen, so der Sprecher weiter: Sie müssten sich dann auch finanziell beteiligen.
Christian Stein (CDU), der erste Beigeordnete des Landkreises Potsdam-Mittelmark, der auch für das Thema Verkehr zuständig ist, begrüßte die Überlegungen der SPD – sieht den Ball aber im Potsdamer Rathaus: „Wir sind ausdrücklich offen für alle neuen technischen Lösungen, die das Verkehrsproblem etwas aufzudröseln helfen“, sagte er. „Die Stadt Potsdam müsste nun eine Prüfung in die Wege leiten.“ Es gebe zu dem Modell noch viele offene Fragen: von der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bahn, die ihre Gleise zur Verfügung stellen müsste, bis zu technischen Details.
Wie berichtet hatte SPD-Unterbezirkschef Mike Schubert nach einem Werkstatttreffen mit Verkehrsexperten vorgeschlagen, das sogenannte Regio-Stadtbahn-Modell, das unter anderem in Karlsruhe, Kassel oder Chemnitz bereits erfolgreich praktiziert wird, auch für die Landeshauptstadt zu prüfen. Dann würden Potsdamer Straßenbahnen auf Gleisen der Deutschen Bahn bis ins Umland verlängert werden und mehr umsteigefreie Direktverbindungen für Pendler entstehen. Für Potsdam bieten sich laut Schubert die Bahnhöfe Pirschheide und Rehbrücke als Knotenpunkte für den Übergang vom Tram- aufs Bahngleis an. Hintergrund ist die seit Jahren angespannte Verkehrssituation. Für Beschwerden aus dem Landkreis sorgte zuletzt die 2012 eingeführte umweltorientierte Verkehrssteuerung – die Pförtnerampeln –, die zu teilweise langen Rückstaus vor den Stadtgrenzen führen.
Die Partei Die Linke will derweil die Potsdamer Verkehrssituation bei einer Podiumsdiskussion am 4. Juni um 18 Uhr in der Dortustraße 53 besprechen. jaha
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: