Landeshauptstadt: Gestaffelte Gottesdienste im Norden
PNN-Interview mit dem neu berufenen Pfarrer des Sprengels, Friedhelm Wizisla
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PNN-Interview mit dem neu berufenen Pfarrer des Sprengels, Friedhelm Wizisla Am letzten Augusttag 2003 ist Friedhelm Wizisla als neuer Pfarrer der Potsdamer Nordgemeinde in sein Amt eingeführt worden. Damit übernahm er die seelsorgerische Betreuung für etwa 3600 Christen in der Pfingstgemeinde einschließlich Sacrows, in Bornstedt, Bornim, Eiche, Grube und Golm. Mit dem 42-Jährigen führten die PNN das folgende Interview. Mit dieser großen Gemeinde ist Ihnen ein gerüttelt Maß an Arbeit aufgebürdet worden. Übersteigt das nicht die Kraft eines einzelnen? Natürlich bedeutet es eine große Herausforderung. Ich habe aber in meiner 15-jährigen Tätigkeit in Herzfelde bei Templin sieben Gemeinden betreut. Außerdem bin ich nicht allein. Mir stehen zehn hauptamtliche Mitarbeiter zur Seite, zu denen binnen kurzem auch meine Frau, Anke Spinola, gehören wird. Neu in der Nordregion ist auch die Gemeindepädagogin Ulrike Schulze Sie wird neben ihrer Arbeit mit Jugendlichen im Kirchenkreis Aufgaben für die Bornstedter Kirchengemeinde wahrnehmen. Außerdem haben wir einen großen Kreis ehrenamtlicher Kräfte. Sie zu stärken und ihre Arbeit mehr zu würdigen, sehe ich als Aufgabe an. Bei vielen gibt es den Wunsch, auch anspruchsvolle Aufgaben wie die Gestaltung eines Gottesdienstes zu übernehmen. Dennoch werden die Gemeinden ja immer einige Wochen warten müssen, bis der neue Pfarrer bei ihnen Gottesdienst hält Wenn alle Gemeinden an der traditionellen Zeit sonntags 10.30 Uhr festhalten, dann ja. Eine Staffelung der Zeiten, wie das für Grube, Golm und Sacrow bereits gelungen ist, könnte da weiterhelfen. Auch in der Uckermark habe ich am Sonntag zwei, manchmal drei Gottesdienste gehalten. Außer mir gibt es für diese Aufgabe einige Haupt- und Ehrenamtliche. Ich kann und muss nicht aller 14 Tage überall sein. Die Nordgemeinde ist im letzten Jahrzehnt auf 3600 Mitglieder angewachsen, eine stattliche Zahl. Dennoch haben Sie in Ihrer Antrittspredigt die missionarische Aufgabe betont, noch mehr Menschen für die Kirche zu gewinnen bzw. zurückzugewinnen Während in der Uckermark ein Drittel, in manchen Dörfern 50 Prozent der Bewohner Gemeindemitglieder sind, liegt dieser Prozentsatz in Potsdam bei zehn bis fünfzehn. Ich glaube, dass jeder Mensch religiös ist, selbst wenn die „sozialistische Erziehung“ in der DDR viel davon verschüttet hat. So treffe ich bei Gesprächen in Schulklassen, bei Führungen und Besuchen immer wieder auf Menschen mit religiösen Fragen. Gerade in schwierigen Lebenssituationen fragen die Menschen nach Gott, danach, was die Kirche ihnen geben kann. Ausgangspunkt ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, der ich von Beginn meiner Tätigkeit an höchste Bedeutung beimesse. Dazu wären aber Besuche in den Familien notwendig, für die Sie sicher kaum Zeit finden Auf dem Land waren solche Besuche ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Ich setze sie in Potsdam fort, vor allem bei Menschen in Krisensituationen, aber auch bei Brautpaaren und bei Eltern, die ihre Kinder zur Taufe angemeldet haben. Ansonsten werden solche Besuche, wenn es um Ehe- und Geburtstagsjubiläen geht, zum Teil von unseren ehrenamtlichen Mitarbeitern abgestattet. Am Aufschwung im ehrenamtlichen Engagement sind viele aus den alten Bundesländern in die Siedlungen im Potsdamer Norden Zugezogene wesentlich beteiligt. Spannungen zu den Alteingesessenen sollen da nicht ausbleiben. Sie ergeben sich aus den unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Ich bin nicht der Mensch, der mit der Faust auf den Tisch schlägt, um solche Probleme zu klären. Vielmehr versuche ich, freundlich und in Ruhe den Prozess des Zusammenwachsens zu fördern. Ich bin überzeugt, dass dies gelingen wird, gehören wir doch einer Gemeinschaft an und haben dasselbe Ziel. Eine besondere Rolle spielen bei der ehrenamtlichen Tätigkeit die Kirchbauvereine Ihnen ist es wesentlich mit zu verdanken, dass das Gotteshaus in Eiche seinen Turm zurückerhielt und die Kirchen in Bornstedt, Grube und die Sacrower Heilandskirche in gutem Zustand sind. Schwerpunkte bleiben die Kirche in Golm und das Gelände der Pfingstgemeinde, vor allem das Gemeindehaus. Im Brennpunkt steht in jüngster Zeit der Bornstedter Friedhof, der wegen seiner historischen Grabmale von Touristen überlaufen wird. Um die Würde dieser Stätte zu wahren, wird durch den Gemeindekirchenrat unter Federführung seiner Vorsitzenden Jutta Erb-Rogg, die ein hohes Maß an ehrenamtlicher Arbeit leistet, eine neue Friedhofsordnung ausgearbeitet. Betonen möchte ich, dass wir nach wie vor größten Wert auf die Einbeziehung des Fördervereins „Freunde des Bornstedter Friedhofs“ legen. Er hat sich bei der Dokumentation und Erhaltung der Grabmale Verdienste erworben. Wir bemühen uns mit der Stadtverwaltung auch um die Klärung des Parkplatzproblems. Wäre es nicht sinnvoll, einen zentralen Gemeindekirchenrat für den Nordsprengel zu bilden? Damit könnten Aktivitäten gebündelt, Termine abgestimmt und Entscheidungen erleichtert werden. Mit dem „Nordrat“ gab es bereits Ansätze dafür, auch geben wir das Gemeindeblatt „Nordlicht“ heraus. Das ist aber eine Frage der Entwicklung. Das Gespräch führte Erhart Hohenstein
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