Landeshauptstadt: Gestaltungsrat ohne Mitglieder aus Potsdam
Klipp will nur externe Berater für Ratschlag „frei von Ideologie“ / Mehrfamilienhäuser an der Alten Fahrt
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Innenstadt – Ein Gestaltungsrat soll die Stadtverwaltung künftig bei wichtigen Bauvorhaben beraten. Das Besondere: Dem Gremium soll kein Sachverständiger aus Potsdam angehören. Bei einer Diskussion zum Thema „Baukultur“ am Donnerstagabend im Alten Rathaus sagte der neue Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne): „Ich werde nur Leute vorschlagen, die nicht aus Potsdam kommen.“ Der Gestaltungsrat, für den die Verwaltung derzeit die Geschäftsordnung vorbereite, solle „extern und unpolitisch“ arbeiten. „Ich will sicher sein, dass ich einen Ratschlag bekomme, der frei von eigenen Interessen und frei von Ideologie ist“, so der Beigeordnete.
Auf der gut besuchten Veranstaltung, zu der die Linke-nahe Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg eingeladen hatte, gab es nicht nur Zustimmung zu Klipps Vorstellungen. Der Architekt Bernd Redlich führte ins Feld, dass sicher gestellt sein müsse, dass der Gestaltungsrat über die spezifischen Kenntnisse der Potsdamer Gegebenheiten verfüge. Bernhard Schuster, Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer, berichtete über Erfahrungen des „internen“ Gestaltungsbeirates in Frankfurt (Oder), der sich nicht öffentlich äußern dürfe und ausschließlich als Ratgeber für den Oberbürgermeister und die Stadtverordneten tätig sei. Andere Beiräte wie der in Greifswald tagen öffentlich und nehmen die spezifischen Vor-Ort-Kenntnisse auf. Auf die Bürgerinitiativen zur Potsdamer Mitte angesprochen, sagte Klipp: „Der Gestaltungsrat ist nicht nur für die Mitte da“. Für den Neubau des Landtages werde ein „begleitendes Gremium“ dem Architekten Peter Kulka zur Seite stehen.
In der Potsdamer Mitte mahnte Architektenkammer-Chef Bernhard Schuster mehr Transparenz an. Anders als beim Landtagsneubau favorisiere er Wettbewerbsverfahren. Die als Moderatorin der Veranstaltung fungierende Potsdamer Landtagsabgeordnete Anita Tack (Die Linke) monierte als negatives Beispiel den Entwurf des Neubaus an der Ecke Yorckstraße / Friedrich-Ebert-Straße. „Das war ein Alleingang der Gesellschaft ProPotsdam.“ Ein Architektenwettbewerb wäre besser gewesen. „Ein Wettbewerb sichert nicht automatisch Qualität“, führte hingegen Klipp ins Feld. Für markante Projekte wie der Bebauung des Grundstücks „Palasthotel“ unmittelbar an der Langen Brücke sei das Verfahren aber sinnvoll. An der Alten Fahrt setzt der Beigeordnete auf „Bauherren aus Potsdam“. Die angebotenen Grundstücke sollten so kleinteilig bemessen sein, dass bauwillige Potsdamer sie erwerben können. Klipp: „Wir brauchen keine Investorenarchitektur.“ Wie in Berlin-Prenzlauer Berg sollten sich „Baugruppen“ für den Bau von Mehrfamilienhäusern zusammenschließen. Schuster erwähnt, dass aus dem Förderprogramm des Landes für die Innenstädte bis zu 25 000 Euro Zuschuss pro Wohnung möglich seien.
Als wichtige Vorhaben der nächsten Jahre, bei denen der neue Gestaltungsrat gefragt sei, hob Klipp neben der Potsdamer Mitte die Gartenstadt Drewitz hervor. Letztere habe ein Investitionsvolumen von dreihundert Millionen Euro. Zehn Millionen davon kommen aus dem Stadtsäckel. Der nächste Haushalt müsse unbedingt die ersten drei Millionen Euro vorsehen. Günter Schenke
Günter SchenkeD
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