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Landeshauptstadt: Gesucht: „Hauptsache Typen!“

3. Casting-Day im Babelsberger Filmpark fand viel Zuspruch

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3. Casting-Day im Babelsberger Filmpark fand viel Zuspruch Von Kay Grimmer Patrick Kurdoglu hat sich vorbereitet. Für das Casting zur Schloss Einstein-Band mit Star-Musikproduzent Leslie Mandoki ist der 14-Jährige aus dem Rheinischen mit Eminem und Robbie Williams im Gepäck angereist. Mit typischen Rapper-Gesten unterstreicht er seinen Stakkato-Gesang, bevor er – ziemlich laut, aber auch ziemlich richtig – Robbie Williams nachsingt. Zum dritten Mal luden der Filmpark Babelsberg und die Agentur Classic Visage am vergangenen Sonnabend zum Casting-Day. Und der Traum vom Star-Dasein zieht. Vor den Ständen der 20 Agenturen in der Caligarihalle wird Schlange gestanden, auf dem Grand-Boulevard bilden sich Menschentrauben vor dem Stand einer Produktionsfirma, die für das ZDF eine Polizei-Soap drehen wird. „Wir suchen nach Laiendarstellern“, erklärt einer der Caster. Voraussetzungen: „Hauptsache ein Typ!“ Ex-Serienstar Judith Hildebrandt hat ihre „Typen“ schon gefunden – beim Casting-Day. Die Sängerin hat ein neues Album aufgenommen, plant eine Tournee und suchte dafür nun eine Band. „Ich hatte ja noch nie eine eigene“, erklärt sie die Notwendigkeit. Gesucht wurden musikalisch flexible und menschlich unkomplizierte Gitarristen, Drummer, Keyboarder und Bassisten. Musikalisch flexibel, weil „ich auf der Tour die Songs auch variieren möchte“. Unkompliziert, weil man auf einer Tour lange auf engstem Raum zusammen sei. Vorstellungen über ihre zukünftigen Musiker hatte sie keine: „Obwohl, wir hatten erst die Idee, nur richtig große Leute zu nehmen“, lacht sie. Beim ersten Auftritt mit neuer Band ist die Kleine (1,48 Meter) mit der großen Stimme begeistert: „Hey, das klingt ja, als hätten wir nie etwas anderes als Musik gemacht.“ Am 13. Oktober kommt das neue Album „Thank You“ auf den Markt, ab März 2004 folgt die Clubtour. „Klein, aber fein“, grinst sie schelmisch. Und „ihre“ Jungs, allesamt aus Berlin, scheinen Spaß am Gedanken zu haben, künftig als die Band von Judith Hildebrandt durch Deutschland zu touren. Erstmal geht es aber ans Proben, was Judith Hildebrandt nicht stört. Seit zehn Jahren wollte sie eine eigene Band, da freue sie sich selbst auf die Proben „wie ein Schnitzel“, lacht Judith Hildebrandt, ehe sie für zweieinhalb Stunden Autogramme gibt, umlagert von ihren Fans. Das ist das Star-Dasein, was sich die 4500 Filmpark-Besucher erträumen. „Doch dazu gehört eben auch Arbeit und Talent“, sagt Falko Suckrow, Organisator des Casting-Days und Chef der Agentur Classic Visage. Er achte darauf, dass nur wirklich ernsthafte Anbieter dabei sind. Die aber größtenteils am Casting-Day erstmal nur Daten sammeln. Und so werden hoffnungsfrohe Besucher erst einmal abgelegt – in eine Kartei. Eine Auswahl werde später in einzelnen Studiocastings getroffen, erklärt Suckrow. Genau dorthin will Isabel Müller. Die 14-jährige Werderanerin gehört zu den „Träumern“, die sich im Schauspiel etablieren wollen. „Ich hoffe auf kleinere Rollen, vielleicht im Film oder einer Soap“, sagt sie. Zwei Jahre Schultheatererfahrung habe sie, und ein Casting bereits absolviert. „Mir macht es Spaß, in Rollen zu schlüpfen.“ Und der Traum vom Ruhm? „Ja, auch das spielt eine Rolle. Aber Schauspiel macht mir einfach Spaß.“ Und weiter geht es mit dem Ausfüllen des Bewerbungsbogens. Klick, ein Polaroid wird geschossen, eine Nummer darauf geschrieben und schon ist Isabel Müller in der Kartei. „Viele vergessen, dass ein Casting nichts anderes als eine Bewerbung für einen Job ist“, bemängelt Agenturchef Suckrow. „Das heißt, man muss vorbereitet sein, etwas bieten können.“ Zurzeit seien es vor allem schräge Typen, die gesucht werden. Wie bei der Agentur Sascha Bieseke. Übergewichtige, Transvestiten, Bodybuilder, Drillinge brauche man, ist zu erfahren. Ob man fündig geworden ist, wurde nicht gesagt. Die meisten Besucher hingegen glauben, die Schönheit macht“s. Hochgestylte Frisuren, Kleidung – auffallend bis aufreizend – und viel Make-Up dominieren bei den Frauen. Der Mann an sich zeigt, was er hat, wenn er denn etwas hat: Ob Bart, Muskeln oder Brustbehaarung, es wird um Aufmerksamkeit gebuhlt. Einzig die Kids sind noch reizend natürlich, was wohl auch Doris Liem, Chefin der Agentur Star Movie Kids freut. Hunderte Bewerbungen nimmt sie entgegen von den möglichen Stars der Zukunft. Patrick Kurdoglu fand Gefallen bei Musikproduzent Leslie Mandoki. Ein Foto dokumentiert das Weiterkommen in die engere Wahl. Ein „Dankeschön, wir melden uns“, das war“s erstmal. „Mal gucken, ob ich genommen werde“, sagt Patrick. Spaß habe es jedenfalls gemacht. Und an der Erfüllung seines Traums wird er weiterarbeiten, so oder so.

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