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Landeshauptstadt: „Gesunde animieren“

Gudrun Thielking-Wagner über das vor 20 Jahren gegründete Krebs-Netzwerk LAGO

Stand:

Frau Thielking-Wagner, 20 Jahre gibt es die LAGO, 18 Jahre standen Sie an der Spitze, was war Ihr größter Erfolg?

Der größte Erfolg ist, dass es die LAGO überhaupt gibt. Initiatorin war die damalige Gesundheitsministerin Regine Hildebrandt. Die Versorgungsstrukturen im Land hatten sich nach der Wende zersplittert, es wurde eine schlechtere onkologische Versorgung befürchtet. Da hat sie gesagt: alle an einen Tisch! So ist die LAGO entstanden. Ich kam nach zwei Jahren hinzu und mein Job war es zunächst, die Geschäftsstelle in Potsdam aufzubauen.

Sie haben sicher auch auf die Struktur der onkologischen Versorgung eingewirkt?

Mein Anliegen war eine Verbesserung der psychosozialen Versorgung. Finanziert durch die Deutsche Krebshilfe haben wir es geschafft, Psychoonkologen in Akutkrankenhäusern wie dem Bergmann-Klinikum zu installieren. Erst wurden sie erprobt, dann eingestellt.

Wenn ich nach den Erfolgen frage, bleibt die Frage nach den Niederlagen nicht aus.

Schwierig war immer die Finanzierung. Viele denken, wenn sie „Landesarbeitsgemeinschaft“ hören, die werden komplett über das Land finanziert. Das ist aber so nicht. Das war immer ein Dauerkampf: Geld beschaffen, Sponsoren gewinnen, Projekte akquirieren, womit Geld verbunden ist. Da hingen immer auch Personalstellen dran; der Personaleinsatz war immer schwierig zu planen. Es ist mir tatsächlich nicht gelungen, über die Jahre ein kontinuierlich nachhaltiges Finanzierungssystem umzusetzen.

Das ist sicher Ihr Wunsch an Ihre Nachfolgerin, dass es ihr gelingt, die LAGO auf ein festes finanzielles Fundament zu stellen?

Das wünsche ich ihr unbedingt, dass es gelingt, eine feste Finanzierungs- und Personalstruktur hinzukriegen. Dann kann man einfach besser arbeiten.

Wer sind die Geldgeber der LAGO?

Das sind ganz verschiedene, das Land, die Krankenkassen. Die AOK Nordost hat die LAGO sehr unterstützt, auch die Rentenversicherung gehörte dazu.

Von außen betrachtet war zu bemerken, dass Prävention und die Früherkennung eine immer größere Rolle spielten?

Ja, da hat die LAGO viel gemacht, etwa zur Darmkrebsfrüherkennung. Gut war auch ein Projekt mit dem schönen Namen Venus zur Brustkrebsfrüherkennung. Das war toll, da hat die Vernetzung sehr gut funktioniert. Die Herausforderung ist, gesunde Menschen dazu zu animieren, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Wenn sie gesund sind, sagen sie allzu gern: alles gut.

Was sagen Sie aus Ihrer Erfahrung: Kann die Lebensweise Krebs befördern?

In der Tat fragen sich viele Betroffene, inwieweit sie selbst schuld an ihrem Krebs haben. Aber: Es gibt dafür keine wissenschaftliche Basis. Man kann nur das Risiko eingrenzen, kann sagen, ich rauche nicht, dann sinkt mein Risiko, Lungenkrebs zu kriegen. Krebs ist multifaktoriell. Es gibt immer ein Restrisiko, die Forschung hat noch viel zu tun.

Das Interview führte Guido Berg

Gudrun Thielking-Wagner (58) war von 1995 bis Juli 2013 Geschäftsführerin der LAGO in der Gregor-Mendel-Straße. Seitdem leitet Anja Bargfrede Chefin das Team.

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