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Sport: Gesundheit managen

Immer mehr Firmen suchen Wege, um ihre Mitarbeiter fit zu machen. Sport ist nur eine Variante

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Es sind prominente Namen: Ex-Fußballprofi Sebastian Deisler, Skisprung-Star Sven Hannawald, Starkoch Johann Laafer oder Brandenburgs einstiger Ministerpräsident Matthias Platzeck. Alle Opfer einer permanenten Leistungsbereitschaft im Joballtag. Ihr Beruf machte sie letztlich krank: Depressionen, Burnout, Schlaganfall. Doch haben die Prominenten den Preis, den sie für ihre Belastung zahlen, alles andere als exklusiv. Laut einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) sind in Deutschland rund 100 000 Arbeitnehmer ausgebrannt.

Erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentration, Termin- und Leistungsdruck sind Belastungsfaktoren, die in der Arbeitswelt krank machen. Muskel- und Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen sind mit knapp 23 Prozent zwar immer noch Hauptursache für Arbeitsunfähigkeit, doch haben sich psychische Leiden in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt – auf mehr als zehn Prozent. Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) – die Steuerung und Integration aller betrieblichen Prozesse zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der Beschäftigten – ist daher kein Luxus mehr, den sich nur Großkonzerne leisten. Immer mehr Unternehmen suchen die Beratungsangebote von Gesundheitsmanagern und arbeiten mit qualifizierten Dienstleistern zusammen.

Betriebliche Sportangebote wie die Vorbereitung auf einen Firmenlauf sind nur ein kleiner Teil eines umfassenden betrieblichen Gesundheitsmanagements. Zu Präventionsmaßnahmen gehören neben Bewegung Angebote zur gesunden Ernährung, Suchtprävention, Stressbewältigung und Entspannung.

Den konkreten Maßnahmen geht jedoch eine sorgfältige Analyse der aktuellen Situation der Beschäftigten eines Unternehmens voraus. Bei den Bestandsaufnahmen, die Experten von Krankenkassen oder andere qualifizierte Fachleute vornehmen, werden zum einen Krankheitsdaten in einem Betrieb betrachtet, Mitarbeiter vertraulich interviewt sowie die konkrete Situation am Arbeitsplatz analysiert. Dabei geht es nicht nur darum, Belastungsfaktoren herauszufinden, sondern auch, was Arbeit positiv ausmacht. Unter dem Motto „Stärken stärken“ heißt BGM auch, Ressourcen auszubauen, die für Zufriedenheit und Wohlbefinden im Job sorgen.

Die Ursachen von Fehlzeiten unterscheiden sich erheblich nach den Berufszweigen. So sind laut Wido die Fehlzeiten aufgrund von psychischen Belastungen in Callcentern und in der Altenpflege besonders hoch. Dagegen sind Berufe in der Entsorgung und in der industriellen Gießerei vor allem von Muskel-Skelett-Erkrankungen betroffen. „Präventionsangebote sollten somit immer auf die jeweilige Berufsgruppe bezogen werden, um erfolgreich sein zu können“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer des Wido, Helmut Schröder.

Das Rad der Veränderungen in der Arbeitswelt, die oft mit gesundheitlichen Folgen verbunden sind, dreht sich immer schneller. Experten zufolge werden die Intervalle, in denen sich die Anforderungen ändern, immer kürzer. Unternehmen können sich dieser Dynamik und auch dem gesellschaftlichen Wandel nicht entziehen: Älter werdende Belegschaften oder der prognostizierte Fachkräftemangel sind nur einige der Veränderungen, mit denen sie unmittelbar konfrontiert werden. Während den Beschäftigten immer mehr Flexibilität und eine ständige Veränderungs- und Lernbereitschaft abverlangt werden, steigen auch deren Erwartungen an die Unternehmen: Beruf und Familie sollen vereinbart werden können, Beschäftigte fordern zunehmend mitarbeiterorientierte Organisationsstrukturen.

Mehr denn je braucht es daher ein modernes Gesundheitsmanagement, das auf betrieblicher Ebene passgenaue Konzepte und Strategien zur Verfügung stellt. Eine zukunftssichere Personal- und Gesundheitspolitik in Unternehmen ist daher eine der größten Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt, die auch mit Investitionen verbunden ist. Aber die zahlen sich aus: So lassen sich in einem Unternehmen im Gesundheitswesen mit 150 Mitarbeitern durch betriebliche Gesundheitsförderung jährlich 100 000 Euro einsparen, indem Fehlzeiten vermieden werden. Jeder investierte Euro zahlt sich dort vierfach aus. Peter Könnicke

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