Von Alexander Fröhlich: Gesundheitsrisiko Bildungsministerium
Neubau in der Friedrich-Engels-Straße muss womöglich leergezogen und saniert werden
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Teltower Vorstadt - Seit 2008 sind Experten mit dem Problem befasst: Mitarbeiter des brandenburgischen Bildungsministeriums in Potsdam klagen über Beschwerden wie Kopfschmerzen, Reizhusten, entzündete Augen und Nasenbluten, weil es in ihren Büros unangenehm riecht und die Luft zu feucht ist. Die genaue Ursache ist unklar. In zahlreichen Räumen wurde vorsorglich der Fußboden ausgetauscht. Dennoch ist in der Belegschaft inzwischen von einem Komplett-Auszug die Rede, damit das erst 2006 fertiggestellte Gebäude an der Friedrich-Engels-Straße vis-á-vis vom Hauptbahnhof umfassend saniert werden kann. Offiziell bestätigt wird das nicht, das zuständige Finanzministerium ist ratlos.
Es ist ein schlichter Bau mit viel Sichtbeton und Glas, angemessen zurückhaltend gegenüber den historischen Gebäuden wie der Staatskanzlei am Standort der brandenburgischen Landesregierung. Das Gebäude mit 211 Büros und sieben Besprechungsräumen auf knapp 5000 Quadratmetern Nutzfläche für derzeit 200 Beschäftigte kostete insgesamt 13,6 Millionen Euro. Bei der Übergabe des Neubaus am 1. November 2006 hatte Staatssekretär Burkhard Jungkamp noch in einer Ansprache betont, dass der Neubau eine gelungene Balance zwischen der notwendigen Sparsamkeit und den Ansprüchen der Mitarbeiter auf eine angemessene räumliche Unterbringung darstelle.
Doch tatsächlich war der Fußboden-Estrich in vielen Büros zu feucht, als der Teppich verlegt und verklebt wurde. Ein Gutachter stellte vor mehr als einem Jahr zu hohe Luftfeuchtigkeit und eine starke Geruchsbelästigung in den Räumen fest, Tendenz steigend. Viele Zimmer wurden geräumt und getrocknet, der Fußboden zudem komplett entfernt. Diese sogenannten „Probesanierungsmaßnahmen“ hätten schnell Erfolg gebracht, hieß es im April vergangenen Jahres. In der Luft fanden Gutachter danach keine Schadstoffe mehr, und wenn doch, dann stets weit unter den Grenzwerten. Oder es seien Stoffe gefunden worden, für die es nicht einmal Grenzwerte geben soll, wie es aus der Belegschaft des Ministeriums hieß. Für die nächsten Tage wird ein neues Gutachten erwartet, dann wollen die Fachmänner des Landesamtes für Arbeitsschutz über das weitere Vorgehen und Maßnahmen entscheiden.
Erst Ende 2009 sind die Fußböden weiterer Räume des Ministeriums komplett erneuert worden. Ein Gutachter stufte diese Räume nach einer Messung auf organische Verbindungen sowie auf Staubbelastung als unbedenklich ein. Doch nach PNN-Informationen klagen Mitarbeiter des Ministeriums weiter über Probleme. Wodurch die Gesundheitsbeschwerden hervorgerufen werden, bleibt also vorerst ein Rätsel.
Beim für die Verwaltung der landeseigenen Liegenschaften zuständigen Finanzministerium hieß es dazu nur: Es konnten „keine toxikologisch relevanten Belastungen“ festgestellt werden. „Fachexperten konnten keine objektiven Ursachen für die Symptome der betroffenen Beschäftigten feststellen. Trotzdem ist mitunter eine geringfügige Geruchsbelästigung durch Farben, Teppichböden und Kleber vorhanden.“
Pfusch am Bau also? Dafür fehlt vorerst der Nachweis. In Regress gegen die Baufirma will das brandenburgische Finanzministerium vorerst nicht gehen. Zur Begründung hieß es: „Ein Zusammenhang zwischen verwendeten Baustoffen und deren Verarbeitung und den aufgetretenen Beschwerden der Mitarbeiter lässt sich aufgrund der zahlreichen vorliegenden Untersuchungsergebnisse bisher nicht herstellen.“
Das Video wurde uns freundlicherweise von PotsdamTV zur Verfügung gestellt.
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