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Breakdance. Junge Teilnehmer des Tanztheaterstücks Macht und Ohnmacht gestern bei der Probe. Premiere feiert die Produktion am 15. April um 20 Uhr im T-Werk in der Schiffbauergasse. Karten sind noch erhältlich.

© Manfred Thomas

Von Henri Kramer: Getanzte Ohnmacht

Demnächst hat im T-Werk ein besonderes Theaterstück mit Potsdamer Jugendlichen Premiere

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„Ohnmacht!“, ruft Christoph Kozik. Sieben Körper vor ihm lassen sich auf den Boden fallen. „Macht!“, ruft Christoph Kozik. Sieben Jugendliche vor ihm posieren mit geballter Faust. „Angst!“ Sieben junge Gesichter versuchen auszusehen, als würden sie vor Furcht vergehen.

Solche Szenen sind in diesen Tagen im Studiohaus in der Schiffbauergasse zu sehen. Geprobt wurde dort auch gestern für „Macht und Ohnmacht“, eine besondere Tanztheaterproduktion des Berliner „Büro Blau“, die in zwei Wochen am 15. April ihre Premiere feiern. Auf der Bühne des T-Werks treffen sich dann jugendliche und erwachsene Tänzer, um mit einer einstudierten Choreographie eine lose Geschichte über Stärken, Schwächen und die Überwindung von Ängsten zu erzählen. Zukunftssorgen, Furcht vor dem Versagen bei Liebschaften und in der Schule.

Bei der von rhythmischer Beat-Musik begleiteten Probe werden so abstrakten Begriffen wie „Zugehörigkeit“ mögliche Tanzformen zugeordnet – die Tänzer stoßen sich ab, ziehen sich mit Händen aneinander, sinken gemeinsam nieder. (Noch) nicht immer finden sie dabei den richtigen Takt. „Das geht so nicht, wiederholen“, ruft Trainer Kozik immer einmal wieder. Genervte Blicke treffen die Decke des Raums – und weiter geht es.

Eine der jungen Tänzerinnen ist Jenny Babbé. 14 Jahre ist sie alt und „breakdanct“ für ihr Leben gern. Für sie sind die Proben und das Stück aber nicht nur Freizeitbeschäftigung, sondern auch Vorbereitung für die Zeit nach der Schule. „Ich habe mehr Selbstbewusstsein entwickelt, weil man ja hier auch vor fremden Leuten tanzen muss“, sagt sie. Und außerdem könne jeder Teilnehmer lernen, etwas über sich zu erzählen, sagt die Schülerin – nützlich zum Beispiel als Training für künftige Beratungsgespräche.

In der Tat geht es bei „Macht und Ohnmacht“ nicht nur um Schrittfolgen. So haben die rund 15 jungen Teilnehmer nicht nur erwachsene Tänzer an ihrer Seite, sondern auch sogenannte Berufspaten erhalten, um eine Vorstellung von ihrem späteren Wunschjob zu bekommen. Zudem sind die Jugendlichen bei der Werbung für das Theater eingebunden, zugleich wird das Projekt via Internet begleitet. So soll jeder seine Stärken und Talente erkennen können – und Schwächen.

Gegen die Tanz-Mängel ist Trainer Kozik angetreten. Immer wieder verlangt er mehr Konzentration von den jungen Tänzern. Einen Satz bläut er ihnen immer wieder ein: „Bei einer Choreographie sind alle Kleinigkeiten wichtig.“

Solche klaren Ansagen und festen Abläufe sind für manche Teilnehmer kein Alltag. Im Unterschied zu anderen Theaterprojekten sind bei „Macht und Ohnmacht“ gerade Jugendliche zum Mitmachen bewegt worden, die aus den Plattenbaugebieten im Potsdamer Süden stammen. „Sonst hänge ich eher mit Freunden ab, rauche Shisha“, sagt einer der Tänzer. Zeit zum Proben habe er immer.

Gerade die Ungezwungenheit der jungen Teilnehmer empfindet Choreographin Anja Kozik als wichtig. „Davon profitieren alle, um gemeinsam ihre Gedanken in getanzten Worten auszudrücken.“

Sohlen quietschen über das Parkett. Zwei Wochen sind noch Zeit. Gestern Nachmittag wirkte Christoph Kozik nicht allzu überzeugt, ob dies genug Zeit für eine fehlerfreie Tanzleistung ist: „Da ist noch viel zu tun.“ Allerdings: Einem Experiment wie „Macht und Ohnmacht“ dürfte ein falscher Tanzschritt kaum schaden.

Im Internet:

www.macht-und-ohnmacht.de

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