INTERVIEW: Gew-Chef Fuchs: „Das ist keine Inklusion“

Herr Fuchs, Sie kritisieren das Pilotprojekt der Inklusion an Grundschulen: So habe sich die Arbeitsbelastung für Lehrer an diesen Schulen enorm erhöht. Bitte erklären Sie das.

Es macht uns Sorge, dass sich immer mehr langzeiterkrankte Kollegen bei uns melden. Das zeigt, dass die Bedingungen auch für dieses Projekt noch zu schlecht sind. Inklusion kann aber nur funktionieren, wenn die Zahl der Lehrstellen ausgeweitet und um zum Beispiel Therapeuten und Sozialpädagogen ergänzt wird. Jetzt erleben wir, dass Lehrkräfte mit sonderpädagogischer Qualifikation statt für individuelle Förderung in der normalen Vertretungsreserve der Schule eingesetzt werden.

Was bedeutet das praktisch?

Diese Lehrer können dann nicht mehr die dringend nötige Unterstützung der förderbedürftigen Schüler übernehmen, diese Zeit fehlt einfach.

Was fordern Sie von Ministerin Münch?

Wer ein inklusives Bildungssystem aufbauen will, muss auch die notwendigen

Voraussetzungen dafür schaffen. So ist gibt es bisher noch keinen Konsens zwischen Lehrern und Eltern über das neue System – eine Akzeptanz wird es aber auch nur geben, wenn wirklich alle Eltern das Gefühl haben, dass ihre Kindern ausreichend gefördert werden. Das ist noch längst nicht so, das braucht Zeit und mehr Pädagogen, die dafür entsprechend ausgebildet sind. Tatsächlich ist auch die gesamte Diskussion verklärt, weil das, was in Brandenburg passiert, keine Inklusion ist

Sondern?

Es geht nur um den weiteren Ausbau des gemeinsamen Unterrichts für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen. Im Kern wurden bestehende Probleme des gemeinsamen Unterrichts auf weitere Schulen übertragen.

Günther Fuchs ist seit vielen Jahren Chef der Gewerkschaft

Erziehung und

Wissenschaft im Land Brandenburg. Die

Fragen stellte ihm Henri Kramer.