Landeshauptstadt: Glanz für des Königs Schatzkammer
Fassade des Antikentempels fertig restauriert – 70 Prozent des Putzes sind noch original erhalten
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Sanssouci - Es sollte sein Refugium sein, sein privater Rückzugsraum. Im Antikentempel wollte Friedrich II. entspannen und sich am Anblick von marmorner Schönheit und kostbaren Edelsteinen ergötzen. Der kleine Rundbau, kaum einen Steinwurf vom Neuen Palais entfernt, war des Königs eigene Eremitage. Hier hortete er seine Antikensammlung, hier genoss er still und heimlich das Funkeln von Münzen und Juwelen.
Im Jubiläumsjahr des 300. Geburtstags Friedrichs II. ist der Anblick des Antikentempels nach vielen Jahrzehnten des Verfalls wieder ein optischer Genuss. Am Mittwoch präsentierte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Schlösserstiftung, das Gebäude mit frisch restaurierter Fassade. Knapp 50 000 Euro hat die Instandsetzung des Putzes nebst Anstrich gekostet, rund die Hälfte davon hat eine Spenderin aus Hamburg bezahlt, die allerdings anonym bleiben will.
1767/68 von Carl von Gontard errichtet, traten am Antikentempel bereits kurz nach Fertigstellung erste Schäden auf. Schuld war das undichte Oberlicht im Dach – Wasser konnte eindringen und der Schwamm breitete sich aus. Diese Schäden hatte die Stiftung bereits vor Jahren beseitigen können, doch für die Hüllensanierung fehlte bislang das Geld. Der Putz, so Chefrestaurator Christian Klenner, sei besonders wertvoll: Rund 70 Prozent stammen noch aus der Erbauungszeit, sind also friderizianisch. In solchem Ausmaß sei Originalputz aus dem 18. Jahrhundert noch an keinem anderen Bauwerk der Stiftung nachgewiesen worden. Die Originalteile wurden also nur ergänzt, lose Teile unterfüttert und fixiert, selbst der erhaltene rote Originalanstrich wurde nur konserviert, nicht neu übermalt. „Wir haben das behandelt wie eine Wandmalerei“, beschrieb Klenner die Herangehensweise der Restauratoren.
Friedrich wollte den Antikentempel zur Schatzkammer machen. Der Monarch war dafür bei den Sammlern Europas auf Einkaufstour gegangen. Vom französischen Kardinal Melchior de Polignac hatte er antike Skulpturen erworben, darunter die sogenannte Lykomedes- Gruppe, die derzeit in der Friedrich-Ausstellung im Neuen Palais gezeigt wird. Reich bestückt war auch der seitliche Anbau, den der Monarch am Gebäude durchsetzte. Dort ließ er vier kostbare Zedernholzschränke aufstellen. Gefüllt waren sie mit der Münz- und Gemmensammlung des Barons Philipp von Stosch, die der Monarch ebenfalls erworben hatte: 9200 Gold-, Silber- und Bronzemünzen, fast 4400 Edelsteine und Kameen (aus Schmucksteinen geschnittene Reliefs), außerdem 48 Marmor-, Terrakotta- und Bronzereliefteile sowie schließlich Bücher über Archäologie aus des Königs Privatbibliothek.
Doch Friedrich II. war kaum ein Dutzend Jahre unter der Erde, da wurde die Schatzkammer bereits aufgelöst: 1798 ließ Friedrich Wilhelm III. die Gemmen nach Berlin schaffen, die Skulpturen folgten gut 30 Jahre später. Erst Wilhelm II. beendete den Leerstand. Den Umbau zu einer Kapelle verhinderte zwar der Erste Weltkrieg. Doch dient der Tempel seit 1921 als Gruft für die Kaiserin Auguste Victoria und vier weitere Hohenzollern. Die zahlreichen Einritzungen in die Putzfassade, ein Relikt aus der Zeit, als der Tempel Wallfahrtsort für die Kaisertreuen war, sollen als geschichtliches Zeugnis erhalten bleiben.
Wann der Tempel auch innen restauriert werden kann, steht allerdings in den Sternen. Geld sei dafür in den nächsten Jahren nicht eingeplant, so Dorgerloh. Nötig sei wohl noch einmal eine „sechsstellige Summe“. Zunächst soll aber geklärt werden, wie der Tempel künftig genutzt werden kann.
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