Von Henner Mallwitz: Glauben bewiesen
Turbine Potsdam bezwang Frankfurt 3:0 und steht nun im Halbfinale des DFB-Pokals
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Da wurde sogar ein harter Hund wie Bernd Schröder zum Poeten. „Alles krankt, wo der Glaube fehlt“, zitierte der Erfolgstrainer des Frauenfußball-Bundesligisten 1. FFC Turbine Potsdam den vor 250 Jahren geborenen Friedrich Schiller. „Und wir haben heute Glauben bewiesen.“ Recht hatte der Coach – und allen Grund stolz zu sein. Mit einer 3:0 (1:0)-Packung hatten die Turbinen im Karl-Liebknecht-Stadion am Samstag im Viertelfinale des DFB-Pokals den Dauerrivalen FFC Frankfurt aus dem selbigen geschmissen.
Bereits in der 9. Minute legte die geradezu sensationell aufspielende Fatmire Bajramaj den Grundstein für den Sieg: Ein Schuss aus zehn Metern als Abschluss eines sehenswerten Solos ging unhaltbar für Potsdams Ex-Torfrau Nadine Angerer ins linke Eck. Turbine blieb anschließend spielbestimmend, trotzte dem vereisten Schneeboden und den zwölf Minusgraden und hätte die Führung gut und gerne auf vier Treffer ausbauen können. Da verfehlte die frei vor dem Tor stehende Anja Mittag den Frankfurter Kasten (31.) nur knapp, Bajramaj scheiterte vier Minuten später an Angerer, und Svenja Huth klärte einen Schuss Monique Kerschowskis auf der Linie zur Ecke.
Ein Aufbäumen der Hessinnen sahen die 789 Zuschauer dann in der zweiten Hälfte, doch die Turbinen standen eng, glänzten durch kompaktes und schnelles Passspiel und profitierten letztlich von der Gelb-Roten Karte, die sich Frankfurts Sarah Günther nach einem Foul an Anja Mittag eingefangen hatte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt hatte das Team um Trainer Sven Kahlert nicht mehr viel zu melden.
Und so ließ das zweite Potsdamer Tor auch nicht lange auf sich warten: Nadine Keßler – sie war in der ersten Halbzeit nach einem Zusammenprall mit Svenja Huth noch bewusstlos zu Boden gegangen – traf nach einem Querpass Bajramajs zum 2:0. Bestimmte Turbines Neuzugang bis dahin vorrangig das Geschehen vor dem gegnerischen Strafraum, nutzte in der 86. Minute endlich auch Anja Mittag ihre Chance. Nach einem Sololauf traf sie aus acht Metern ins lange rechte Eck – unhaltbar für Angerer.
Diese zeigte sich dann auch als faire Verliererin und sprach den Potsdamerinnen ihren Glückwunsch aus: „Wir haben uns heute einfach keine hundertprozentige Chance herausgespielt.“ Birgit Prinz sah das Ganze anders, sprach von reinem Glücksspiel. „Wir wollten Fußball spielen. Das ging halt nicht und wurde bestraft“, so die sichtlich betroffene Prinz. Und Anja Mittag meinte: „Es war wirklich schwierig, auf diesem Boden zu spielen. Wir haben das Beste daraus gemacht.“ Das sah Torjägerin Fatmire Bajramaj nicht anders. „Es war schwer, aber wir haben verdient gewonnen“, so die Stürmerin. „Es war ein sehr emotionales Spiel, aber wir waren gut vorbereitet.“
Zwei Wochen dauerte nach Schröders Aussage diese Vorbereitungszeit. „Das war knüppelhartes Training, und es hat sich ausgezahlt“, so der Coach. „Alle haben gut gestanden und einen hervorragenden Fußball gespielt. Das war die beste Hinrunde, die wir seit Jahren gespielt haben. Wir können zufrieden nach Hause gehen und Weihnachten feiern.“ Sein Kollege Sven Kahlert gratulierte zum Einzug ins Halbfinale: „Potsdam hat verdient gewonnen.“ Sein Team muss in diesem Jahr wohl alle Titelhoffnungen begraben. Allein in der Bundesliga fehlen dem Tabellendritten schon acht Punkte zu Potsdam.
Turbine Potsdam: Schumann; Schmidt, Peter, Henning; M. Kerschowski, Zietz, Keßler, Draws; Bajramaj (90. Kemme), Mittag, Wich (68. Kaurin).
Henner Mallwitz
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