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Geprägt wird der religiöse Alltag in Potsdam vor allem durch das Christentum, das Judentum und inzwischen auch durch den Islam. Aber auch Buddhisten, Hindus und Anhänger des Bahaitums, einer weltweit verbreiteten Religion mit rund fünf Millionen Anhängern, die sich auf die Lehren des Religionsstifters Baha’ullah (1817–1892) berufen, leben in Brandenburgs Landeshauptstadt.

© Andreas Klaer

Veranstaltungsreihe „Anders als du glaubst “ in Potsdam: Glaubenssache

Am Dienstag startet die Veranstaltungsreihe „Anders als du glaubst“. 25 Kooperationspartner machen mit. Sechs Wochen lang gibt es Konzerte, Lesungen, Feste und Gebete.

Stand:

Potsdam - 44 Tage, 76 Veranstaltungen – am Dienstag startet in Potsdam die Veranstaltungsreihe „Anders als du glaubst “ Bis zum 30. November dreht sich in der Landeshauptstadt alles um den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen. Im Mittelpunkt steht die Wanderausstellung „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ in der Stadt- und Landesbibliothek, deren Vernissage morgen um 17.30 Uhr ist.

Was ist die Idee von „Anders als du glaubst “?

Die Reihe verfolgt das Ziel, zum Nachdenken anzuregen und Wissen zu vermitteln. „Wir wissen nicht über alles Bescheid – nicht über religiöse, interreligiöse oder kulturelle Zusammenhänge“, erklärt es Dagmar Grütte, die Geschäftsführerin des Vereins Neues Potsdamer Toleranzedikt, der die Koordination von „Anders als du glaubst “ übernommen hat. Der Austausch der Menschen untereinander steht im Vordergrund, sagt Grütte. In Potsdam kommen nicht zuletzt durch den Zuzug von Flüchtlingen Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Glaubens zusammen: Protestanten, Katholiken, orthodoxe Christen, Juden, sunnitische und schiitische Muslime, Bahai, Buddhisten, Hindus, Jesiden und viele Atheisten treffen aufeinander. Diese Menschen sollen sich begegnen und über ihren Glauben austauschen. Ziel sei laut Grütte aber auch, säkulare und religionskritische Menschen zu beteiligen.

Welche Veranstaltungen werden angeboten?

Lesungen, Konzerte, Kinovorführungen, Theateraufführungen, Seminare und Workshops, religiöse Veranstaltungen wie Ernte-Dank-Feste, Gebete, Predigten ebenso wie Infoveranstaltungen und wissenschaftliche Vorlesungen stehen auf dem Programm.

Wer nimmt an „Anders als du glaubst “ teil?

Rund 25 Kooperationspartner haben das Programm gestaltet: Glaubensgemeinschaften, Bildungsträger, Kultureinrichtungen, Sozialverbände und weitere Organisationen bieten verschiedene Veranstaltungen an: Das Hans Otto Theater und das Poetenpack ebenso wie die Wissenschaftsetage im Bildungsforum, das Institut für Religionsforschung der Universität Potsdam, verschiedene Flüchtlingsprojekte, die evangelische und katholische Kirche, die Baptisten-Gemeinde, Vertreter jüdischer und muslimischer Gemeinden, das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr – um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Wie werden Potsdams Flüchtlinge beteiligt?

Ausdrücklich sollen auch Potsdams Flüchtlinge an den Programmen teilnehmen. Bernhard Fricke, Flüchtlingspfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Potsdam, sagt dazu: „Die Religion ist für viele Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, ein wichtiger Halt. Im Respekt vor religiösen Werten und Orientierungen wollen wir miteinander lernen und leben. Geflüchtete sind eingeladen, ihre Sichtweisen einzubringen.“ Viele beteiligte Organisationen stellen Projekte mit Flüchtlingen vor – das Poetenpack etwa führt „Nathan der Weise“ auf, wobei der Chor des Stücks aus Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund besteht. Die Flüchtlingsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Potsdam organisiert eine Podiumsdiskussion zum Thema EU-Türkei-Deal, bei dem auch eine syrische Geflüchtete spricht.

Was hat es mit der Ausstellung auf sich?

Die seit dem Jahr 2001 bestehende Wanderausstellung der Stiftung Weltethos „Weltreligionen – Weltfrieden – Weltethos“ in der Stadt- und Landesbibliothek ist das Herzstück der Veranstaltungsreihe. Martin Bauschke, Leiter des Berliner Büros der von dem Schweizer Theologen gegründeten Stiftung, sagt: „Das Friedenspotenzial der Religionen kommt in den Medien oft zu kurz.“ Ziel der Ausstellung sei, Basiswissen über die Religionen zu vermitteln sowie deren Friedenspotenzial und deren gemeinsame Werte hervorzuheben. „Wenn man keine Ahnung hat von Religionen, kann man auch nicht unterscheiden zwischen authentischer und ideologischer Religion“, sagt Martin Bauschke.

Die Wanderausstellung teilt sich in zwei Bereiche, erklärt er: Das Thema Religion und die gemeinsamen Werte im globalen Dorf. Auf insgesamt 15 Tafeln erfährt der Besucher Wissenswertes über die einzelnen Religionen: Acht Tafeln präsentieren Grundlageninformationen zu den Religionen, die übrigen Tafeln präsentieren die Weltethos-Prinzipien wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit oder Gewaltlosigkeit.

Die Ausstellung wird morgen um 17.30 Uhr eröffnet. Die Exposition wird dann immer während der Öffnungszeiten (Montag 15 bis 19 Uhr, Dienstag bis Freitag 10 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr) zu sehen sein. Mittwochs und donnerstags werden von 10 bis 13 Uhr und von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr Führungen durch die Ausstellung angeboten. Der Eintritt ist frei.

Um welche Religionen geht es?

Die seit 2001 bestehende Wanderausstellung hatte zunächst mit den sechs großen Religionen Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus, chinesischen Religionen und Buddhismus gestartet. 2014 wurde sie um zwei weitere monotheistische Religionen ergänzt: Sikhismus und Bahaitum.

Wer sind die Schirmherren der Veranstaltung?

Schirmherren der Veranstaltung sind Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs und Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Manfred Stolpe (beide SPD).

Jakobs betonte, die Stadt verdanke ihren kulturellen und wirtschaftlichen Reichtum den Immigranten, die im Lauf der Jahrhunderte nach Potsdam gekommen seien. Auch den heutigen Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten müsse „mit Respekt, Akzeptanz, Anerkennung und Solidarität“ begegnet werden. Das humane und versöhnende Potenzial der Religionen müsse „neu entdeckt und aktiviert“ werden, sagte Stolpe in seinem Grußwort. Derzeit sei beinahe tagtäglich zu erleben, wie religiöser Fanatismus „politische, ethnische, wirtschaftliche und soziale Konflikte auslösen und verstärken“ könne. Dem müssten die Religionen den „Geist von Wahrhaftigkeit und Partnerschaft“ entgegensetzen. Beide Politiker sind heute bei der Vernissage der Weltethos-Ausstellung zugegen.

Die Programmübersicht und alle weiteren Informationen gibt es hier >>

Anne-Kathrin Fischer

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