
© Manfred Thomas
Landeshauptstadt: Gleichgewicht halten im Alter
Verhaltener Start der 1. Seniorenspiele im Luftschiffhafen / Hoffnung auf mehr Beteiligung in einem Jahr
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Olympiasieger Udo Beyer macht den Teilnehmern der ersten Seniorenspiele Mut: „Im nächsten Jahr darf ich auch teilnehmen“, verkündet der Ex-Kugelstoß-Profi. Für Menschen ab 55 sei die Veranstaltung in der Ballspielhalle im Luftschiffhafen gedacht, sagt die Beigeordnete Elona Müller, die zusammen mit Beyer die Schirmherrschaft über das neuartige Potsdamer Ereignis übernahm.
Kurt Martischewski aus Golm ist allerdings schon 76 Jahre alt. Der Märkische Turnerbund hatte ihn angesprochen, eine Station zur „Sturzprohylaxe“ zu betreuen. Auf Teilnehmer wartete Martischewski lange vergeblich. „Dabei ist das Thema für alte Menschen so wichtig“, erklärt er, denn vier bis fünf Millionen Stürze gebe es pro Jahr in Deutschland. Ein Drittel der Betroffenen sei älter als 65 Jahre. Eine Zahl von 120 000 Oberschenkelhalsbrüchen verzeichne die Statistik. Martischewski bietet daher Übungen an, um Stürze zu vermeiden. „Das Gleichgewicht halten“, ist sehr wichtig, auch „Kraft entwickeln für einen stabilen Gang“.
„Hier werden Sie getestet“ – heißt es an einer Station gleich am Eingang der Sporthalle. Hier warten etwa zehn junge Leute mit dem Aufdruck „Berufsfachschule Potsdam“ auf blauem T-Shirt auf die Senioren. Hier spielt ebenfalls das Gleichgewicht; die Balance auf einem am Boden liegenden Seil, eine Rolle. Darüber hinaus testen die Schüler Orientierung, Genauigkeit, Rhythmus und Geschicklichkeit. Die künftigen Sportassistenten der Berufsfachschule mit Sitz im Kongresshotel sind nicht nur sportlich fit, sondern auch theoretisch gerüstet, um für jede Altersgruppe die spezifischen Fitnessprogramme zu empfehlen. „Wir sind durch die Vielseitigkeit unseres Studienprogramms eine Art Allzweckwaffe“, sagt Daniel Sahre aus Kiel, der jetzt das zweite Jahr der Ausbildung, die im Juni endet, absolviert. Die ausgebildeten Sportassistenten könnten als Lehrer in allen möglichen Berufs- und Altersgruppen tätig sein. „Für uns ist die Arbeit mit den Senioren hier ein Praktikum“, sagt er.
Die ersten Potsdamer Seniorenspiele kamen auf Anregung des Stadtsportbundes gemeinsam mit dem Seniorenbeirat zustande. Stadtsportbund-Geschäftsführerin Anne Pichler sagt zur Beteiligung: „Es fängt immer klein an“. Udo Beyer äußert sich für die nächsten Spiele optimistisch: „Nächstes Jahr wird sich die Teilnehmerzahl verdoppeln und in drei Jahren sind die Seniorenspiele nicht mehr wegzudenken.“ Gestern waren es etwa dreißig Aktive und etwa dieselbe Zahl Betreuer. Aufgebaut waren zwanzig Stationen wie zum Beispiel Walking, Bogenschießen, Tischtennis, Gymnastik, Seniorentanz, Yoga, Schach und Aerobic. Die Europäische Sportakademie Brandenburg (ESAB) mit dem Verein „Fit Mo“ hatte für die Spiele den erwähnten Senioren-Test entwickelt, außerdem gab es die Möglichkeit, sich einer kostenfreien Gesundheitsanalyse zu unterziehen.
Der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Wolfgang Puschmann, ist trotz des verhaltenen Starts nicht unzufrieden mit dem Verlauf der ersten Veranstaltung dieser Art. Die hervorragende Organisation und das auf die älteren Menschen zugeschnittene Angebot werde sich herumsprechen und künftig für mehr Resonanz sorgen. Günter Schenke
Günter Schenke
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