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Landeshauptstadt: Glocken für Newski

Sechsfaches Geläut für Russisch Orthodoxe Kirche gestern geweiht / Verwaltungsbrief rief Ärger hervor

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Sechsfaches Geläut für Russisch Orthodoxe Kirche gestern geweiht / Verwaltungsbrief rief Ärger hervor Sie klingen spröde und der Klang trägt nicht weit. Die beiden gusseisernen Glocken der Alexander-Newski-Kirche auf dem Kapellenberg haben Risse. Eine Restaurierung ist nicht mehr möglich. Die dritte der ehemaligen Glocken ist völlig zerstört. 170 Jahre waren sie in Betrieb. Nun dürfen sie sich ausruhen, behalten aber im Turmgebälk ihren angestammten Platz. Seit gestern gibt es stattdessen ein neues mobiles Glockenspiel, dass über Spenden bezahlt wurde. Es handelt sich um sechs Bronzeglocken, die in Moskau und in Weißrussland angefertigt wurden. Drei davon hat der Lions Club Berlin- Spree mit 3000 Euro gesponsert, für die anderen kam das Geld aus vielen Portmonees. Firmen, die russische Lebensmittelgeschäfte beliefern, spendeten ebenso wie Gemeindemitglieder, von denen die Russisch-Orthodoxe Kirche in Potsdam etwa 120 bis 150 aktive hat, die Kirchenbesucher vom Baby bis zum Greis reichen jedoch insgesamt an die 1000 heran. Auch der Hauptgeistliche der Russisch-Orthodoxen Kirche, Erzpriester Anatolij Koljade, hat eine enge Bindung zum Potsdamer Gotteshaus, das Friedrich Wilhelm III. nahe der Russischen Kolonie Alexandrowka für seine russischen Sängersoldaten und ihre Familien 1829 erbauen ließ. Am Sonntag nach dem Gottesdienst nahm Vater Anatolij die feierliche Weihe der sechs Glocken vor, die ihre Stimmen zu einem genau abgestimmten Geläut vereinigen können. Um die verschiedenen Klänge zu erzeugen, die für bestimmte Gottesdienstteile beziehungsweise kirchlichen Handlungen stehen, soll eigens ein Gemeindemitglied ausgebildet werden, erklärte Vater Anatolij. Das Glockenspiel wird an einer transportablen Stellage neben der Kirche aufgestellt und nach Gebrauch ins Gemeindehaus gerollt. Auf diese Weise können die Bronzenen ihren Schall in die Umgebung hineintragen und die Gläubigen zu Gottesdienst und Gebet rufen. Bisher hatten die alten Glocken ihren Klang vorwiegend nach innen gerichtet, da die Glockentürme keine Schallöffnungen haben. Die Sorge der Potsdamer Denkmalpflege, es gebe Eingriffe in die historische Substanz der Kirche, ist also völlig unbegründet. Die städtische Behörde zeigte aber leider wenig Fingerspitzengefühl, um ihre Bedenken mitzuteilen. Statt die Sachlage im Gespräch zu klären, verschickte sie einen Brief, der einige Verärgerung hervorrief. Vater Anatolij, der sich bei allen Spendern für die neuen Glocken herzlich bedankte, bat bei der Denkmalpflege um mehr „diplomatisches Verständnis“. Die Verbindung zum Berliner Lions Club kam ebenfalls über Vater Anatolij zustande. Der Lions Club Berlin-Spree fördert seit längerer Zeit ein Behindertenprojekt in Mogiljew (Weißrussland), wodurch sich auch Kontakte nach Potsdam ergaben. Als die Lions von den Nöten der Russisch-Orthodoxen Kirche in unmittelbarer Nachbarschaft hörten, war es für sie keine Frage, ein Zeichen der deutsch- russischen Freundschaft und der ökumenischen Verbundenheit zu setzen. Auch beim Bemühen der Potsdamer Gemeinde, einen eigenen russisch-orthodoxen Friedhof anzulegen, so Club-Mitglied Dr. Frank Wilde, will man Unterstützung geben. Gestern kam man sich jedenfalls erst einmal bei der Glocken-Einweihungsfeier näher. fran

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