Landeshauptstadt: Glücksuche an der Badestelle Werderaner Schüler schreiben Theaterstück
Werder (Havel) - Was ist Glück? Die 17-jährige Vivien Schnauß denkt kurz nach: „Mit dem Auto durch Irland reisen, ein Roadtrip durch das Land, wo ich die Natur erleben kann – das ist meine Vorstellung von Glück.
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Werder (Havel) - Was ist Glück? Die 17-jährige Vivien Schnauß denkt kurz nach: „Mit dem Auto durch Irland reisen, ein Roadtrip durch das Land, wo ich die Natur erleben kann – das ist meine Vorstellung von Glück.“ Die Schülerin des Werderaner Ernst-Haeckel-Gymnasiums schreibt ihre Vorstellung nieder. Betreut vom Freiburger Schriftsteller und Theaterautor Paul Brodowsky und ihrer Lehrerin Silvia Marx arbeitet sie mit 15 Mitschülern an einer literarischen Geschichte über das Glücklich- und das Unglücklichsein. Bis Dezember wird die Textvorlage erarbeitet, bis Mai wird dann an einer Bühnenfassung gefeilt.
Als eine von sechs Schulklassen nehmen die Schüler am Projekt „Theaterautoren treffen Schulklassen“ teil. Das Thema „Glück“ haben sie mit ihrer Lehrerin ausgewählt. Die Projektarbeit läuft so ab: Paul Brodowsky, ein 31 Jahre alter Schriftsteller, der im Südschwarzwald lebt, gibt den Schülern eine Schreibaufgabe. Sie sollen Szenen entwerfen und Dialoge schreiben. Die Schüler sitzen dazu zweimal zwei Tage zusammen, schreiben, diskutieren, korrigieren, schreiben weiter. „Das läuft alles in lockerer Runde im Klassenzimmer“, beschreibt Vivien die Atmosphäre. „Wir haben viele gute Schreiber“, sagt sie. „Jeder hat seine eigenen Stärken.“ Aber sie hat in den zurückliegenden Wochen auch gelernt, dass Schwächen bearbeitet werden müssen. Schreiben für ein Bühnenstück sei anders als Geschichten zu erzählen. An den Dialogen müsse sie feilen. „Paul Brodowsky hilft mir, meinen Stil zu verbessern“, sagt Vivien.
Dass die Arbeit Fortschritte macht, liegt auch an der Vorarbeit. Lehrerin Silvia Marx hatte zur Einführung gefragt, wo in Werder die Heranwachsenden schon mal glücklich waren. Colonial Café, Inselstadt und Plessower Badestelle wurden genannt. Methodisches Arbeiten folgte: Was macht einen guten Dialog aus? Wie analysiert man einen Text? Vor dem ersten Zusammentreffen mit dem Schriftsteller wurden Textfragmente per E-Mail getauscht, Korrekturen zurückgesandt. Den Schriftsteller aus dem 800 Kilometer entfernten Freiburg im Breisgau hat Silvia Marx unter mehreren Mentoren ausgewählt.
Während die Schüler weiter schreiben und mailen, steht für Januar der nächste Schritt an. Gemeinsam mit den Nachwuchsautoren will Brodowsky die Szenen zum Stück montieren. Wie das aussehen kann, wissen derzeit weder Vivien Schnauß noch Silvia Marx. Doch die Spannung steigt: „Wir können es gar nicht erwarten, auf die Bühne zu kommen“, freut sich Vivien. Bis dahin müssen sie den ausgefallenen Unterricht nacharbeiten. Und um ihren Traum in den Sommerferien mit Papas geborgtem Autowahr werden zu lassen, wird Vivien auch die Führerscheinprüfung bestehen müssen.Thomas Wendel
Thomas Wendel
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