Landeshauptstadt: Goldener Spaten für Eliesa
Auf Lennéschen Koppeln angelegt: der Kleingartenverein „Katzensäule“
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Auf Lennéschen Koppeln angelegt: der Kleingartenverein „Katzensäule“ Von Erhart Hohenstein Das Bassin auf dem Ruinenberg speist nicht nur die Wasserspiele im Park Sanssouci, sondern hält auch die Kleingärten der „Katzensäule“ frisch. Der Verein nutzt zwei der zahlreichen Koppeln, die Peter Joseph Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts bei der Gestaltung des Geländes zwischen Schloss Sanssouci und Ruinenberg anlegen ließ. Eine davon war ursprünglich eine Baumschule, für die Wässerung der junge Bäume wurde die Leitung gebaut. Von ihr profitieren heute die etwa 130 Kleingärtner der „Katzensäule“. Von Zapfstellen auf den Wegen holen sie das Brauchwasser in ihre 74 Gärten. Schon bald nach Kriegsende wurde die erste Koppel parzelliert und 1946 der Verein gegründet. Mitarbeiter von Sanssouci und der Brauerei teilten sich damals die Fläche. An eine Blütenpracht wie heute war in den 600 Quadratmeter großen, später geteilten Gärten nicht zu denken. In diesen Notzeiten dominierten Kartoffeln, Kohl und auch Tabak. Überall wurden Enten, Hühner und Kaninchen gehalten. Der heute 71-jährige Harry Kugler erinnert sich, dass in den Nachkriegsjahren nachts ein Wachdienst eingerichtet werden musste, um die Kulturen vor Diebstahl zu schützen. Aus dieser Notgemeinschaft ist eine Gartenfreundschaft gewachsen, die bis jetzt Bestand hat. Nachbarschaftsstreit kommt nur selten vor, und die Festlegungen für den Obst- und Gemüseanbau werden eingehalten, versichert der Vorsitzende Wolfgang Christ, der beim Verein Globus e.V. als Ausbilder für benachteiligte Jugendliche arbeitet. Seit 27 Jahren hat er seinen Garten an der Katzensäule und vor zwei Jahren den Vereinsvorsitz übernommen. Ein Sommerfest, das es leider in vielen Sparten nicht mehr gibt, wird rund um den Gemeinschaftsbungalow ebenfalls gefeiert, bei Musik, selbst gebackenem Kuchen, Potsdam-Quiz, abendlichem Tanz und Kinderprogramm. Ein besonders aktiver Kleingärtner erhält dann den „Goldenen Spaten“, im Vorjahr war es Vorstandsmitglied Eliesa Schröder. Solche Feste bieten den Älteren, und sie sind in der Mehrzahl, eine gute Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen. Da wird dann über die beiden Erdhügel berichtet, die einige Gärten einengten. Auf ihnen wucherten Brennnesseln, reiften aber auch stattliche Kürbisse. Als die Haufen abgetragen wurden, kamen Reste eines zerschossenen Panzers zum Vorschein, denn hier war 1945 beim Ansturm der Russen auf den Ruinenberg Kampfgebiet. Als der zerstörte Mittelteil der Glienicker Brücke wiederauf- und die Behelfsbrücke abgebaut wurde, bargen die Laubenpieper dort Stacheldraht und zäunten damit ihre Anlage ein. Als die Besatzungsmacht den Neuen Garten zurückgab, den sie als Erholungspark u.a. mit Freilichtbühne und Radrennbahn nutzte, holten sie so manches Brett für ihre Lauben. Mit unliebsamen nächtlichen Besuchern hatten die Gärtner von der Katzensäule stets zu kämpfen. Russische Soldaten aus der nahen Ruinenbergkaserne suchten in den Lauben nach Wodka und Bier. „Nein, zerstört haben sie nichts“, bestätigt Fritz Kugler. Das war nach der „Wende“ leider anders, als eine Einbruchsserie die „Katzensäule“ heimsuchte. Doch auch diese schwierige Phase hat der Verein gemeistert. Heute ist die Anlage wieder ein Ort der Ruhe und Entspannung. Wer Lust hat, kann die Probe aufs Exempel machen. Gerade sind einige wenige Gärten frei geworden und warten auf einen neuen Pächter. Interessenten melden sich bei Wolfgang Christ, Ruinenbergstraße 19, 14469 Potsdam, Tel.: (0331) 270 44 30.
Erhart Hohenstein
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