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Landeshauptstadt: Gott, ist das kalt!

Winter beschert Katholiken kalte Kirchen, Protestanten ziehen um

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Potsdam - Glaube und Entbehrung: Zum Kirchgang erscheinen sie mit warmen Mänteln, beim Singen und Beten strömt ihnen nicht selten der Atem sichtbar aus dem Mund – Brandenburgs Katholiken sitzen im Winter meist in kalten Kirchen. Hin und wieder gefriert sogar das Weihwasser. „Das kommt schon mal vor, ist aber nichts, was einen Pfarrer wirklich erschrecken würde“, sagte der Sprecher des auch für Brandenburg zuständigen Erzbistums Berlin, Stefan Förner.

Anders als die Protestanten zögen die Katholiken – 2006 gab es rund 79 300, das waren nur etwa 3 Prozent der Gesamtbevölkerung der Mark – im Winter trotz aller Widrigkeiten zur Sonntagsmesse nicht in besser beheizbare Räume um. „Mir ist kein Fall bekannt.“

„Bei uns weichen die meisten Kirchen in Winterkirchen aus“, sagte dagegen der Sprecher der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Volker Jastrzembski. Die Gläubigen versammelten sich in kleinen Nebenkapellen oder Gemeindehäusern, in denen Tische festlich geschmückt und zum Altar umfunktioniert würden. Festgottesdienste zu Weihnachten oder dem Reformationstag allerdings würden zu rund 90 Prozent im gewohnten Gotteshaus veranstaltet.

In katholischen Kirchen sei es nie „kuschelig warm“ gewesen, betonte Förner. Die 78 märkischen Gotteshäuser seien im Winter meist kälter als evangelische Kirchen. Das habe nicht zuletzt mit der Auffassung von Gottesdienst zu tun. „Im evangelischen Kontext gibt es den heiligen Raum nicht“, erklärte Jastrzembski. In der Mark stünden etwa 1500 evangelische Kirchen.

Für die Gottesdienste, die im Winter in den „Stammkirchen“ gefeiert werden, borgten sich die Pfarrer nicht selten ein Gebläse aus, sagte die Generalsuperintendentin des Sprengels Cottbus, Heilgard Asmus. Es gebe zudem Kirchen mit Öfen, die zumindest den Besuchern Wärme schenkten. Im Altarraum bleibe es für die Pfarrer dagegen meist eiskalt. Alte Gemäuer werden durch schlechte Isolierungen sowie fehlende oder mangelhafte Heizungen gar nicht oder nur unzureichend warm.

Außerdem verursacht das Heizen so großer Gebäude wie Kirchen hohe Kosten. Wie viel Geld Gemeinden dafür ausgeben, sagten die beiden Sprecher nicht. „Konstante Temperaturen freuen den Denkmalschutz“, gab Förner zu bedenken. „Man wird versuchen, möglichst wenige Temperaturschwankungen zu haben.“ Denn diese täten Kunstschätzen und anderen wertvollen Gegenständen in den Kirchen nicht gut. Der Gemeindebezirk Getraud-Marien in Frankfurt (Oder) geht seit Jahren ganz speziell mit der kalten Witterung um. In der zu DDR-Zeiten mit einer Zwischendecke geteilten Getraudenkirche werden im oberen Geschoss Gottesdienste gefeiert, darunter befinden sich Büro- und Gemeinderäume sowie das Archiv. Zu Beginn eines jeden Jahres ziehen die Gläubigen von oben nach unten in den großen Gemeindesaal mit rund 70 Plätzen, wie Pfarrer Helmuth Labitzke sagte. Dort würden dann bis in die Karwoche hinein Gottesdienste gefeiert.

Pech für einige Hochzeitspaare: Sollten sie dennoch unbedingt in der oberen Kirche heiraten wollen, müssten sie die Heizkosten übernehmen. „Der Verbrauch wird genau abgelesen“, sagte der Pfarrer der Presseagentur dpa.Leticia Witte

Leticia Witte

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