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Landeshauptstadt: „Grausam, unbarmherzig, furchtbar“

Babyleiche in Handtuch-Bündel gefunden / Hinweise auf Gewalttat / Polizei bittet Bevölkerung um Mithilfe

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Potsdam-West - Ein grausiger Fund erschüttert die Landeshauptstadt kurz vor Weihnachten: Am Freitagmorgen wurde bei einem Garagenkomplex in der Kantstraße die Leiche eines Babys entdeckt. Ein Anwohner hatte das Kind, das in ein Handtuch gewickelt war, gegen 9.30 Uhr in der Böschung der Bahnschienen gefunden, als er seinen Wagen aus der Garage holen und letzte Besorgungen für das bevorstehende Fest machen wollte. „Grausam, unbarmherzig, einfach furchtbar“, fasst der grauhaarige ältere Mann später seine Gefühle zusammen. Die herbeigerufene Notärztin konnte nur noch den Tod des Kindes feststellen.

Es handelt sich um ein neugeborenes Mädchen, teilt die Staatsanwaltschaft am Nachmittag schließlich mit. Es ist eine der wenigen gesicherten Aussagen, die die Ermittler bis zum Abend treffen können. „Ob das Kind tot zur Welt kam oder noch gelebt hat, als es abgelegt wurde, wissen wir nicht“, sagte Polizeisprecherin Katrin Laurisch den PNN. Für die Bestimmung des Todeszeitpunktes müssten die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung abgewartet werden: „Das kann bis zu einer Woche dauern.“ Auch zum Tathergang oder möglichen Tatverdächtigen gebe es bislang keine Erkenntnisse. Die Mordkommission könne nicht ausschließen, dass das Kind von einem fahrenden Zug geworfen wurde.

Auch die Hinweise auf eine Gewalttat verdichteten sich: Bei der Obduktion seien „Hinweise auf äußere Gewalteinwirkung, die zum Tod des Kindes geführt haben könnten“ festgestellt worden, sagte die Polizeisprecherin. Nach der Veröffentlichung von Fotos des blutbefleckten Handtuches erhoffen sich die Ermittler nun aus der Bevölkerung Informationen zu einer schwangeren Frau. Das Frotteehandtuch der Marke Facotti hat eine Größe von 130 mal 65 Zentimeter und trägt den Schriftzug „Fitness“. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. (0331) 55 08 0 oder auf www.internetwache.brandenburg.de entgegen.

Rund 20 Beamte waren am Freitag im Einsatz, vor Ort in Potsdam-West leitete Carsten Teichert von der Mordkommission die Untersuchungen. Der Fundort wurde zur Spurensicherung zwischenzeitlich abgesperrt, immer wieder beobachteten Anwohner die Arbeiten, auch Kamerateams und Fotografen warteten im nasskalten Dezemberwetter auf Informationen. Gegen 13.30 Uhr nahm der erste Spürhund die Fährte auf. Ohne konkretes Ergebnis, wie Polizeisprecherin Laurisch später sagte. Möglich aber, dass der von den Hunden eingeschlagene Weg bei den Ermittlungen später doch helfen kann.

Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) reagierte mit Bestürzung auf die Ereignisse. „Wenn kleine Kinder sterben, ist das immer das größte Unglück“, sagte er. Einen Tag vor dem Weihnachtsfest könne nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden, so Jakobs. Er bat alle Potsdamer, das Baby in ihre Weihnachtsgebete aufzunehmen.

Die Ermittlungen in dem Fall werden laut Katrin Laurisch in den kommenden Tagen fortgeführt: „Hinweise aus der Bevölkerung prüfen wir natürlich sofort“, so die Polizeisprecherin. (mit dpa)

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