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Landeshauptstadt: Grautvornix mit Handy-Taube

Was „Asterix und die Wikinger“ mit der Zukunft von Trickfilmen zu tun hat

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Es ist zehn Minuten vor Ultimo für Stefan Fjeldmark. Doch er hat ein „gutes Gefühl“ kurz vor der exklusiven Vorpremiere des neuesten Asterix-Streifens, den er gemeinsam mit Jesper Moller mitverantwortet hat. Mit der ersten öffentliche Aufführung des Gallier-Abenteuers „Asterix bei den Wikingern“ wird am Donnerstagabend im Nikolaisaal die Cartoon Movie eröffnet. Europas wichtigste Messe für den Animationsfilmbereich ist ein Treffen der Preisträger und Superstars. Bedauerlicherweise sind die Namen der Hochdekorierten für die meisten nur Schall und Rauch – wer kennt schon Trickfilmproduzenten oder Regisseure? Höchstens Nick Park und Steve Box könnten ein Begriff sein – sie haben gerade für ihren „Wallace & Gromit“-Film den Oscar bekommen.

Fjeldmark ist unterdessen „natürlich“ gespannt auf die Reaktion des anwesenden „Expertengremiums“. Es ist sein erster „eigener Asterix-Film“, und er unterscheidet sich von den bisherigen sieben Teilen erheblich. Nicht nur, dass alle Charaktere – selbst Asterix und Obelix – sehr menschlich agieren und reagieren. „Es ist nicht mehr nur der Hau-Drauf-Streifen“, so Fjeldmark. Der kleine Gallier mit den Superkräften ist in der Moderne angelangt, selbstverständlich angepasst an die Zeit vor Christus. Die neue Figur „Grautvornix“ – ein Teenager, den Asterix und Obelix zu einem richtigen Mann ausbilden sollen – tanzt lieber zu R“n“B- Musik und Rap und becirct das weibliche Geschlecht. „Wir wollten eine Identifikationsfigur für den Zuschauer schaffen“, so Stefan Fjeldmark. Und es gibt sogar einen Kurznachrichtendienst namens SMS – eine Taube, die Meldungen von A nach B befördert und mit einem Tropfen Zaubertrank sogar Bilder aus dem Eis meißelt.

Normale Handybenutzer von heute müssen mit zweidimensionalen Ansichten auskommen – aber auch das passt zu den beiden Cartoon Movie-Messetagen. Denn die Organisatoren des Branchen-Forums, Corinne Jennart und Marc Vandeweyer, orientieren sich an den Entwicklungen auf dem Markt. Erstmals nehmen Computerspiele-Produzenten und Anbieter von „Inhalten“ für Mobiltelefone teil. Immer stärker drängen Cartoons in diese Märkte, entstehen Synergieeffekte für Verleih und Vermarktung von europäischen Trickfilmen. Und genau das ist der Sinn von Cartoon Movie: Den Europäischen Trickfilm stärken, die Übermacht von Disney, Pixar und Co. brechen und eine gesunde Konkurrenz zwischen Abendland und Neuer Welt herstellen.

Englisch, Französisch, hier und da mal Deutsch – das Sprachenwirrwarr ist groß am Donnerstagabend im Nikolaisaal. Interessant dabei ist die Menge an „kleinen“ Ländern, die eine prosperierende Animationsbranche haben – und immer stärker und erfolgreicher sind. Tamas Liszka aus Ungarn holte mit seinem auf einer der vergangenen Cartoon Movie-Messen präsentierten Film „The District“ weltweit Auszeichnungen, und tummeln sich auch Esten, Slowenen und Luxemburger Trickfilmer in der Babelsberger Medienstadt

Und auch bei Asterix wartet eine Überraschung. Regisseur Stefan Fjeldmark ist nicht etwa Franzose – sondern Däne.

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