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Landeshauptstadt: Gregor lässt tief blicken
Europas größtes Sonnenteleskop unter Beteiligung von Potsdamer Astrophysikern in Betrieb genommen
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First Light nennen es die Experten: Am Montag hat Europas größtes Sonnenteleskop auf der spanischen Insel Teneriffa nach zehn Jahren Vorbereitung erste Bilder geliefert. Das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam (AIP) ist maßgeblich am Entstehen des Teleskops beteiligt, die Federführung hatte das Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik (KIS) in Freiburg. Das Superteleskop trägt den Namen „Gregor“ und ist nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa das drittgrößte Sonnenteleskop der Welt. In die Anlage wurden mehr als zehn Millionen Euro investiert.
Die Forscher erwarten, dass „Gregor“ Aufnahmen der Sonne mit bislang unerreichter Qualität und Auflösung liefert. Mit seiner Hilfe sollen in Zukunft kleinräumige, physikalische Prozesse auf der Sonne untersucht werden, die sich bis hinab in 70 Kilometer Tiefe abspielen. Das Teleskop soll in erster Linie dazu dienen, den Einfluss der Sonne auf die Erde zu untersuchen – was vor allem im Zusammenhang mit dem Klimawandel von großem wissenschaftlichen Interesse ist.
Die Anlage auf der Kanareninsel Teneriffa hat einen 1,5 Meter großen Hauptspiegel. Durch die große Licht-Sammelfläche des Teleskops sollen Aufnahmen der Sonne mit bislang unerreichter Qualität und Auflösung möglich werden. Wie eine Sprecherin des AIP erklärte, soll das Superteleskop nicht nur bei gleißendem Sonnenlicht einsatzfähig sein, sondern auch in der Nacht: dann soll es nach „Sonnen-Zwillingen“ im Universum suchen. „Die Sonne als unser nächster Stern ist auch deswegen so spannend, weil sie viel darüber verraten kann, wie andere Sterne funktionieren“, erklärte Klaus Strassmeier, wissenschaftlicher Direktor des Potsdamer Leibniz-Instituts AIP. Untersuchen wollen die Wissenschaftler vor allem die Magnetfelder der Sonne. Sie sind dafür verantwortlich, wie die Sonne aufgebaut ist und wie sie sich verändert, beispielsweise durch Eruptionen. „Dank der adaptiven Optik werden wir mit ,Gregor’ zukünftig fantastische Aufnahmen der Sonne erzielen, wie es bislang nur mit Satelliten außerhalb der Erdatmosphäre möglich war“, erläuterte Oskar von der Lühe, Direktor des beteiligten Kiepenheuer-Instituts für Sonnenphysik in Freiburg.
Mit herkömmlichen Fernrohren konnten die Forscher die Sonne bislang zwar beobachten. Bis zu ihrem Kern vordringen konnten sie aber nicht. Denn die Spiegel der Teleskope erwärmten sich, bei grellem Licht versagten sie. Zudem wurde die Sicht zur Sonne durch aufsteigende warme Luft behindert. Dies soll sich nun mit „Gregor“ ändern. Aufnahmen der Sonne mit bislang unerreichter Qualität und Auflösung sollen nun möglich werden, weil das aus dem glaskeramischen Stoff Zerodur bestehende Teleskop ständig gekühlt wird und die Meereswinde der Kanareninsel Teneriffa dafür sorgen, dass störende Luftschichten weggeblasen werden. Dazu ist „Gregor“ auf Spaniens höchstem Berg, dem Pico de Teide (3718 Meter) auf Teneriffa in 2400 Metern Höhe installiert. „Gregor“ ist als „offenes“ Teleskop konzipiert, dessen Halbschalen sich vollständig öffnen lassen. So steht das Teleskop während der Beobachtung völlig frei auf dem Dach des knapp 20 Meter hohen Teleskopgebäudes. Der natürliche Wind- und Luftzug kühlt die offene Teleskopstruktur, ohne dass Verwirbelungen der Luft oder Vibrationen des Teleskops auftreten können, die die Bildqualität beeinträchtigen würden. (mit dpa)
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