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Von Sabine Schicketanz: Griebnitzsee: Schwarzbauten mit Historie

100-jährige Aufnahme zeigt historisches Ensemble – Verwaltung erklärte Bootshäuser dennoch für illegal

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Babelsberg - Im Streitfall Bootshäuser am Griebnitzsee prüft die Potsdamer Bauverwaltung derzeit das neue Battis-Gutachten. Der renommierte Berliner Baurechtler Ulrich Battis, der an der Humboldt- Universität lehrt, hatte im Auftrag eines Seeanrainers ein Rechtsgutachten erstellt (PNN berichteten). Danach hat die Stadt rechtswidrig gehandelt, als sie jüngst fünf Seeanrainern die Genehmigungen für ihre bereits errichteten oder vor dem Baustart stehenden Bootshäuser entzogen hat. Die Baugenehmigungen hatte die Stadt Monate zuvor selbst erteilt. Während die Verwaltung bisher argumentiert, es sei notwendig, die Genehmigungen zu kassieren, um ohne „Vorfestlegungen“ einen neuen Ufer-Bebauungsplan zu erarbeiten, meint Battis, die Stadt missachte damit wiederholt die Bedeutung des Privateigentums am See. Dass das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) den ursprünglichen Ufer-Bebauungsplan für unwirksam erklärt hatte, bedeute nicht, dass damit auch die Bootshäuser illegal seien. Die Bootshaus-Besitzer haben bei der Stadt Widerspruch gegen den Genehmigungsentzug eingelegt.

Unterdessen macht eine historische Aufnahme vom Griebnitzsee-Ufer deutlich, dass Bootshäuser bereits vor mehr als einem Jahrhundert zur Villenkolonie Neubabelsberg gehörten. Die Abbildung aus dem Fundus der Sammlung historischer Potsdam-Postkarten von Klaus Hellenthal zeigt eine Villa an der Virchowstraße und das zugehörige Bootshaus vor rund 100 Jahren als Ensemble. Entworfen haben sollen den Landhauskomplex die Architekten Kaiser und Großheim für Elise Wentzel-Heckmann, die 1900 als erste Frau in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen wurde. Später soll dort Defa-Regisseur Kurt Maetzig gewohnt haben.

Im ersten, vom OVG kassierten Ufer-Bebauungsplan hatte die Stadtverwaltung Bootshäuser überall dort genehmigt, wo sie nachweislich vor dem Mauerbau gestanden hatten. Dieses Kriterium reicht für den neuen Bebauungsplan nach Aussage von Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) nicht mehr aus – man brauche „genauere Kriterien“ um „argumentativ sauber“ zu sein, so Jakobs jüngst vor den Stadtverordneten. Wann der neue Ufer-Plan fertig sein wird, ist völlig unklar. War ursprünglich der September avisiert, sagte der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) nun, er könne keinen Termin nennen. Exzellenz und Rechtssicherheit gingen vor Schnelligkeit, so Klipp.

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