Landeshauptstadt: Große Gefühle am laufenden Band Telenovela „Bianca“: Autoren denken in 17 Figuren gleichzeitig
Seit 1. November 2004 flimmert die ZDF-Telenovela „Bianca“ an fünf Tagen in der Woche über den Bildschirm.
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Seit 1. November 2004 flimmert die ZDF-Telenovela „Bianca“ an fünf Tagen in der Woche über den Bildschirm. Im Leben der gleichnamigen Hauptfigur dreht sich alles um Liebe, Enttäuschung, Hoffnung und Intrige. Die großen Gefühle auf dem Bildschirm und damit den Stoff für die 200 Folgen liefert das Story-Department in Potsdam-Babelsberg. Das Team aus zwölf Drehbuchautoren entwickelt fortlaufend Handlung und Dialoge für die 17 Figuren der „Bianca“-Welt. Als Kulisse dienen Schloss Petzow in Brandenburg und Potsdams Seen und Gärten. Bei ihrer Arbeit müssen die Autoren besondere Gesetzmäßigkeiten beachten. „Im Gegenteil zu anderen täglichen Serien gibt es bei uns kein Heraus- oder Hereinschreiben von Figuren“, beschreibt Chef-Autor Rasi Levinas die Besonderheit der Telenovela. Die wichtigsten Stationen der Geschichte seien von Anfang an festgelegt - und das glückliche Ende am Ende des Intrigendschungels garantiert. „Wir wissen genau, wo jede Figur anfängt und wo sie aufhört“, berichtet der 52-Jährige. Das Schreiben der Drehbücher sei wie die Komposition eines Gemäldes. Am Ende müsse alles einen Sinn ergeben. „Ich befinde mich gleichzeitig in 50 Folgen“, sagt Levinas. Als Chef-Autor müsse er den Überblick behalten, über „das, was war und das, was kommt“. Überraschungen im Handlungsverlauf seien trotz des festgelegten Handlungsbogens nicht ausgeschlossen. „Wir erzählen mit unserer Telenovela einen Roman und simulieren nicht das tägliche Leben, wie Serien es gerne tun“, berichtet der Chef-Autor. Die Schauspieler agierten in einem Märchenland. In der Telenovela steht nicht nur das Liebespaar Bianca (Tanja Wedhorn) und Oliver (Patrik Fichte) im Mittelpunkt. „Alle Figuren haben ihre Geschichte und machen eine Entwicklung durch“, erzählt Levinas. Keine Figur sei zum reinen Stichwortgeber verdammt. Die Hauptdarsteller seien aber naturgemäß in mehr Szenen zu sehen als die Nebendarsteller. „Unser Rohstoff für die Drehbücher sind Gefühle und Konflikte“, betont Levinas. Die Autoren müssten beim Schreiben ihre eigenen Erfahrungen einbringen, damit die Geschichte authentisch wirke. „Jeder sucht die Figur, an der er gerade schreibt, in sich selbst“, beschreibt der Chef-Autor die Vorgehensweise. Drehbuchautoren müssten Zugang zu einem breiten Gefühlsspektrum haben und die jeweils passende Emotion abrufen können. Dabei dürfe der große Bogen der Geschichte aber nicht aus den Augen verloren werden. Das Wort Trivialität mag der Chef-Autor nicht. „Man darf keine Angst vor den echten und großen Gefühlen haben“, glaubt er. Klischees dürften die „Bianca“-Autoren dennoch nicht produzieren. „Wenn etwas nur simuliert ist, merken die Zuschauer das sofort“, sagt Levinas. Die Autoren seien durch ihre Arbeit extrem in der „Bianca“-Welt gefangen. „Das läuft alles über unseren seelischen Stoffwechsel“, betont Levinas. Das glückliche Ende der Telenovela werde für das Team erstmal ein wenig traurig ein. Levinas sagt: „Da werden plötzlich 17 innere Stimmen amputiert.“
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