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Landeshauptstadt: Große Worte auf einer Brückenkulisse

Stadtkanal wurde Denkmal des Monats / Kellertor-Info-Brücke eingeweiht, doch wie geht es weiter?

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Innenstadt - Das Ganze war am Freitag filmreif: eine Brückenkulisse, angefertigt vom Art Department Studio Babelsberg, die Herren in dunklen Anzügen auf der Brücke sprechen große Worte gelassen aus und dann bekommt der Stadtkanal die Auszeichnung als Denkmal des Monats.

Die Urkunde wird Oberbürgermeister Jann Jakobs vom Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“ Michael Knape übergeben, der zudem Bürgermeister von Treuenbrietzen ist. Er lobt vor allem das bürgerschaftliche Engagement, dass den Ausbau des Kanals so weit vorangetrieben habe. Potsdams OB versichert, dass man „den Weg mit Entschiedenheit fortsetzen“ werde und das schon der erste Teil in der Yorckstraße „eine harmonische Wirkung“ ausstrahle. Und Sanierungsträgerchef Erich Jesse erklärt, dass Ende 2008 Havelwasser in das Kanalstück an der Kellertorbrücke fließen und Boote durch die Brückenbögen paddeln werden. Eine kleine Sensation sei, dass man vermutlich Säulen der alten Brücke im Trümmerschutt gefunden habe, meint Jesse hocherfreut. Im September sollen die Bauarbeiten beginnen. Ein Zulassungsbescheid zum vorzeitigen Baubeginn liege vor. Beifall und feuchtfröhliche Musik von Blechzeit: „Am Brunnen vor den Tore“

Doch in der Straße am Stadtkanal steht kein Lindenbaum, sondern eine Platane und bis dahin soll der Stadtkanal im nächsten Jahr aufgebuddelt werden. Zwei Millionen Euro soll der Ausbau dieses etwa 150 Meter langen Kanalstücks kosten. Eine Beteiligung an der Straßensanierung vor der eigenen Haustür von Eon-edis macht es möglich. Eine Fernwärmeleitung sei schon umverlegt, so Jesse. Wenn ihr Ringschluss fertig ist, könnten die Teile im Kanalbett abgebaut werden. Auch Regenwasserleitungsrohre seien schon umverlegt, ein Telefonkabel und Stromleitungen allerdings noch aktiv.

„Nicht so schlimm“, versichert Albrecht Gülzow, beim Sanierungsträger zuständig für die Arbeiten am Stadtkanal. Es müsse ohnehin noch einiges geprüft und geplant werden. Zum Beispiel, für welche Art der Kanalmauerbefestigung man sich entscheide, wie viel von dem alten Mauerwerk man noch verwenden könne und wie tief man gehen müsse, um die alte Kanalsohle zu erreichen. Nach einem „es geht doch, wenn man will“ – wie es Knape ausdrückte – hört sich das allerdings nicht gerade an. Und so ist das Grummeln von Siegfried Benn, Vorsitzender des Stadtkanalvereins, dem alles zu lange dauert, denn auch schwerlich zu überhören.

Beim Baubeginn am Stadtkanal habe ein Arzt einen Geländerpfosten für seinen Enkel gekauft, erzählt Benn und bremst sichtlich seine Verärgerung aus. Doch dieser Pfeiler sei immer noch nicht aufgestellt, weil der Kanalausbau nicht weiterging. „Nun bekommt der Enkel zur Einschulung wenigstens eine Urkunde“, erklärt Benn sarkastisch und verspricht, das weitere Geschehen aufmerksam zu begleiten. Er wolle möglichst kurze Zeit den zur Sicherheit aufgeschütteten weißen Sand betrachten, stattdessen eine rege Bautätigkeit sehen, erklärt er wegen der vielen Verzögerungen eher skeptisch. Für die Kellertorbrücke, die der Verein aus eigenen Mitteln erbauen will, liege die Entwurfsplanung bei der Denkmalpflege. Benn rechnet mit einem Baubeginn im Herbst.

Die Freunde und Sponsoren des Stadtkanals erweisen sich jedoch als nimmermüde. Inselhotelchef Scholz brachte eine 1000-Euro-Spende vom Verkauf seiner „Leutnantsbrause“ mit, die Berliner Volksbank stiftete 500 Euro und Pfostenkäufer gibt es jede Menge auf der Warteliste.

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