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Homepage: Großzügige Leselandschaft

Die neue Universitätsbibliothek auf dem Campus Golm überzeugt durch ihre Weitläufigkeit

Stand:

Der Uni-Campus Golm hat ein neues Gesicht. Kommt man vom Bahnhof und schaut in Richtung Uni, hat sich ein grober, dunkler Kubus ins Bild geschoben. Der Plattenbau Haus 14 ist nicht mehr zu sehen, und dort wo früher in Ost-Baracken eine improvisierte Cafeteria war, steht nun der mit dunklen Granitplatten besetzte Block der neuen Bereichsbibliothek. Die Dachkante wird durch einen Knick nach hinten abgesenkt. Das nimmt dem monolithischen Bau ein wenig von seiner Strenge, etwas Verspieltes wird angedeutet. Zum Norden und Westen öffnen sich zwei riesige Fenster, zum Süden hin ebenso.

Ansonsten wirkt der dunkle Klotz wie verriegelt, die Türen scheinen verschlossen. Wer es trotzdem wagt, sie zu öffnen, gelangt in eine komplette Gegenwelt. Drinnen ist alles hell, warm und offen. Nur wenig Kunstlicht, das Licht in dem Bau fällt geschickt von außen in den dunklen Klotz hinein. Die Stimmen verhallen dezent im Foyer. Der erste Blick fällt auf eine Reihe von PC-Arbeitsplätzen. Das ist Programm: Im ganzen Haus gibt es Rechner und Arbeitsplätze, Gruppen und Einzelräume, Lesesäle: Die veränderten Recherchegewohnheiten durch die digitalen Medien haben die Planer aufgegriffen. „Wir wollten keinen Büchertempel schaffen, sondern eine Arbeits- und Begegnungsstätte“, erklärt die Direktorin der Universitätsbibliothek Ulrike Michalowsky. Carrels genannte Einzelarbeitskabinen, Gruppenarbeitsräume, Leselandschaften und ein Eltern-Kind-Raum tragen der Idee einer Arbeits- und Begegnungsstätte Rechnung. Im gesamten Gebäude ist dann auch W-LAN-Zugang zu haben.

Entstanden ist eine Bibliothek der Superlative, zumindest für Potsdamer Verhältnisse: 6500 Quadratmeter, 400 Arbeits- und Leseplätze, insgesamt knapp eine Million Bände im Freihandbereich und Magazin. Fast 26 Millionen Euro hat der Bau gekostet, verwirklicht von Per Pedersen von den Berliner Staab-Architekten, die auch Sanierung und Neubau des Zentraldepots am Dresdner Albertinum verwirklichten. Nach drei Jahren Bauzeit hat die neue Bibliothek der Universität Potsdam seit Dienstag nun geöffnet.

Im Erdgeschoss sieht man kein einziges Buch. Ein Gang umrundet die in der Mitte zentrierte Ausleihe, immer wieder trifft man auf Computerplätze zum Recherchieren. Es ist warm, sehr warm. Das mit der Heizung müsse sich noch einpendeln, heißt es. Zwei Studentinnen machen sich nichts daraus, sie verlängern hier den späten Spätsommer im Sonnentop und T-Shirt. „Extrem modern und viel Platz, das gefällt mir “, sagt eine Studentin der Biochemie zu dem neuen Haus. Sie kennt die neue Bibliothek bereits, hat sie via Internet Zuhause schon erkundet. Nur alle Bücher, die sie sucht, habe sie nicht gefunden. Es wurde wohl am ersten Öffnungstag bereits viel ausgeliehen.

Ein verschachteltes offenes Treppenhaus führt in die Obergeschosse mit Lesesaal und Freihandbeständen. Orange und Dunkelrot wechselt sich an den Wänden mit dem dominierenden Weiß ab. Im zweiten Geschoss gibt es Leseplätze auf einer Art Ballustrade, mit Blick hinunter in den Lesesaal. So kann man die Gedanken in den Lesepausen schweifen lassen. Wie auch an den Leseplätzen an den großen Außenfenstern, die den Blick auf den Campus öffnen.

Wer eher die strenge Konzentration der Klausur sucht, kann im Obergeschoss im Gruppenraum oder in den Carrels in sich gehen. Die Einzel- bzw. Doppelkabinen erinnern an Umkleideräume im Schwimmbad, nur luxuriöser. Stimmen dringen nach außen: „Einschätzung, Internet, Fehlinterpretation, Zusammenhang“ Aber auch hier oben ist Zerstreuung möglich: Das mit zwei Gärtchen begrünte Dach ist mit Holz ausgelegt. Hier kann man bei gutem Wetter zum Sinnieren wandeln oder sich mit einem Buch niederlassen.

Ein Ort zum Lernen und für den Aufenthalt will man bieten, sagt Direktorin Michalowsky. Dass im Keller über eine halbe Million Bände im Magazin schlummern, merkt man in dem luftigen Bau gar nicht. Hin und wieder fällt der Blick auf den Freihandbestand zwischen den Leseplätzen, die Bücher bleiben dezent im Hintergrund. Die Großzügigkeit und die verschiedenartig gestalteten Arbeitsräume schätzt die Bibliothekschefin am meisten. Und, dass der Neubau innen so hell ist, überall Außenlicht eindringen kann.

Ein jährlicher Zuwachs von rund 35 000 Büchern war der Grund dafür, der Potsdamer Universitätsbibliothek weitere Kapazitäten zu geben. Die neue Bibliothek heißt bewusst Informations-, Kommunikations- und Medien-Zentrum (IKMZ) – man will eben mehr sein als eine herkömmliche Bücherei. Hier findet sich nun auch die zentrale Verwaltung aller Potsdamer Uni-Bibliotheken. Das Buchmagazin des IKMZ ist so dimensioniert, dass es als Speicher für den gesamten Bestand der Universitätsbibliothek dienen kann. Unterm Strich dürfte es nun die größte Bibliothek Potsdams sein.

Doch man muss gar nicht nach Golm fahren, um nach einem Buch zu suchen. Das kann man per Computer erledigen. Und wer es genau wissen will, kann sich von dem Opac-System sogar zeigen lassen , wo genau der Band in welchem Regal steht (http://opac.ub.uni-potsdam.de). Das ewige Suchen hat also ein Ende. Umso mehr Zeit hat man dann, um sich in der Leselandschaft einen passenden Platz für die Lektüre zu suchen.

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