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Landeshauptstadt: Grün rein – Blech raus

Eine Rundfahrt mit „Stadtspuren“ durch Potsdams blühende oder noch betonschwere Wohnlandschaften

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Eine Rundfahrt mit „Stadtspuren“ durch Potsdams blühende oder noch betonschwere Wohnlandschaften Wohngebiet Stern - Konrad-Wolf-Allee/Ecke Robert-Baberske-Straße. Eine Hofeinfahrt, wie es viele in die Wohnblocks der Platte gibt. Doch was dann das Auge erfreut, ist ein Novum: ein zum Biotop umgestalteter Innenhof. Kleine Flussläufchen, die der Regen mit Wasser füllen wird, durchziehen das Areal, Bäume, Büsche und Blumenrabatten gliedern es und die Kinder haben einen attraktiven Spielplatz bekommen. Der gesamte Hof ist autofrei, Parkplätze gibt es entlang der Straße genug. Vier Eigentümer, die Gewoba, die Genossenschaften Karl Marx, 1956 und die Potsdamer Baugenossenschaft taten sich zusammen, brauchten zwar drei Jahre bis zur Einigung, haben dann aber diesen Hof gemeinsam zum Kleinod gemacht. 440000 Euro hat die Anlage insgesamt gekostet, 80 Prozent konnten als Fördermittel eingeworben werden. Auf das Ergebnis sind alle stolz, die im Arbeitskreis Stadtspuren vereinten Wohnungseigner, Grünplanerin Pia von Zadow und die Bewohner, die mit immer mehr Balkonschmuck mit dem Hofgarten wetteifern. Noch einmal drei Jahre soll das nächste Projekt Biberkiez am Schlaatz, das diesmal fünf Eigentümer gemeinsam angehen wollen – die Stadt kommt noch hinzu – nicht dauern. Schließlich liegen schon Erfahrungen vor. Ein erstes Gespräch mit den Anwohnern verlief zwar etwas frustrierend. Einige lautstarke Kontrahenten des Plans wollten, dass alles bleibt, wie es ist. Doch auch das kennen die Stadtspuren-Mitglieder schon. „Erst einmal gibt es kräftigen Widerspruch und dann finden alle die Veränderung gelungen, wenn nicht sogar super“, meint Karin Juhasz von der städtischen Wohnungsbauförderung. Wie am Stern heißt es auch am Schlaatz „Blech raus, Grün rein“, erläutert Stadtspuren-Koordinator Carsten Hagenau. Die jetzt noch durchgehende Straße wird getrennt, der zentrale Abfalltonnenplatz für ein Begegnungszentrum verlegt, der Innenparkraum wird zum Wiesenpark und der Spielplatz aufgewertet. Das Ganze soll eine Million Euro kosten, weil sehr viel Beton aufgebrochen werden muss. Förderung ist leider nicht mehr möglich. Die Mieter tangieren die Kosten trotzdem nicht. Die derzeitigen Betriebskosten könnten durch die gemeinsam organisierten Pflegearbeiten sogar sinken. Abwassergebühren fallen zum Teil weg. Regen, der von den Dächern plätschert, muss nicht mehr in die Kanalisation eingeleitet werden, sondern versickert im Boden. Geplant hat diesen Innenhof das Büro Dietzen+Teichmann, das sich schon in der Waldstadt hohes Ansehen erworben hat. Als Teilnehmer am europäischen Wettbewerb „Entente Florale“ wollte der Arbeitskreis Stadtspuren gestern per Rundfahrt zeigen, was in Potsdam alles schon fürs Blühen getan worden ist, was man in Arbeit hat oder plant und wo es noch weitergehen sollte. Um den Wiederaufbau der Bastion hinterm Schillerplatz kümmert sich beispielsweise ein Verein. Vorsitzender Rainer Lüdicke wirbt aktiv um Sponsoren und Mitmacher. Der Platz mit Findling zwischen Großbeeren- und Kopernikusstraße hat im Bauverein Babelsberg e.G. einen Umgestaltungs-Initiator. Dass es aber schon seit Jahr und Tag blüht – „da konnten wir ,Entente Florale“ noch gar nicht buchstabieren“, so Matthias Pludra, Technischer Vorstand der PWG 1956 – das wurde an der Kant-/Ecke Fichtestraße gezeigt. Seit 1957 pflegen hier die Mieter ihren Gemeinschaftsgarten ohne fremde Hilfe. Hella Dittfeld

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