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Etwas HELLA: Grün soll vorherrschen

Pförtnerampeln sind alternativlos, um die Bürger zu schützen! Ich bin begeistert, dass Vertreter der Potsdamer Stadtverwaltung solche Sätze aussprechen können ohne rot aufzuglühen wie die Pförtnerampeln, wenn dicke Luft droht.

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Pförtnerampeln sind alternativlos, um die Bürger zu schützen! Ich bin begeistert, dass Vertreter der Potsdamer Stadtverwaltung solche Sätze aussprechen können ohne rot aufzuglühen wie die Pförtnerampeln, wenn dicke Luft droht. Geschützt werden müssen natürlich nur die Potsdamer. Da kann man von den Geltowern beziehungsweise Werderanern doch wohl Verständnis erwarten, wenn sie durch den Stau vor den Pförtnerampeln nun die Autoabgase abkriegen. Staatlich anerkannter Erholungsort hin oder her, die Bewohner der Behlert- oder Zeppelinstraße dürften darüber nur heftig schnaufen. Sie wären ja schon mit Luft im Bereich der zulässigen Schadstoffwerte zufrieden. Die chinesische Variante, sich einen Mundschutz vorzubinden, lehnen sie übrigens störrisch ab und behaupten, es gäbe beim Feinstaub einzuhaltende EU-Normen. Also sind die Pförtnerampeln alternativlos.

Allerdings – wieso sind sie das eigentlich? Es soll Städte geben, die lassen in ihre Citys nur noch schadstoffarme Autos hinein und bestehen darauf, dass alle Fahrzeuge eine Umwelt-Plakette tragen. Potsdam sperrt sich vehement, eine solche Variante auch nur anzudenken. Geht nicht, sagen die Freunde des Autos, auch die der alten Rumpelkisten und von denen muss es sehr viele geben. Bei der Grüne-Plaketten-Pflicht würde nicht nur der Verkehr, behaupten sie, sondern auch die Wirtschaft zusammenbrechen, Geschäfte könnten nicht beliefert werden und der Verkehrspolizist an der Ecke Brandenburger und Dortustraße wäre arbeitslos. Über die Fußgängerzone rollen die Autos und er kassiert munter Knöllchen. Welch ein Einnahmeausfall, wenn das nur noch die schadstoffarmen Autos täten.

Mir fällt übrigens aus meinem Lateinunterricht – außer der Konjugation von amare habe ich leider fast alles vergessen – doch noch ein Spruch ein. „Ceterum censeo Carthaginem esse delendam“, heißt der und Cato hat ihn 150 v. Chr. so lange wiederholt, bis der römische Senat einknickte und Karthago tatsächlich dem Erdboden gleichgemacht wurde. Nun verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich will weder Geltow noch Werder ausradieren, damit die Autos vor Potsdam in schöner Waldluft im Stau stehen können. Ich möchte dagegen den Spruch anpassen und meinen so lange wiederholen, bis alle Stadtverordneten Grün sehen. Also in freier Übersetzung hier mein Cato-Zitat: „Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Grün vorherrschen muss.“ Auf den Autoplaketten und als grüne Welle an den Ampeln für Radfahrer und andere umweltfreundliche Verkehrsteilnehmer.

Ich gebe ja zu, dass es schwierig ist, diametral entgegengesetzte Forderungen unter einen Hut zu bringen. Aber: „Ich bin im Übrigen doch der Meinung, dass auf Grün geschaltet werden muss.“ Dabei verlange ich nicht einmal, dass die Pförtnerampeln erkennen, wenn ich herannahe (gute Pförtner könnten das) und sofort auf Grün schalten. Obwohl, schön wärs..

An dieser Stelle schreibt alle zwei Wochen Hella Dittfeld über Dinge, die sie erfreuten oder ärgerten und hofft, dass dadurch ihr geliebtes Potsdam etwas heller wird. Man darf aber auch ganz anderer Meinung sein.

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