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Landeshauptstadt: Grundschule an der Pappelallee abgelehnt

250 Meter langer Schallschutzwall? Bauausschuss erkennt mehrheitlich auf falsche Standort-Wahl

Stand:

Bornstedter Feld - „Ein ruhiges konzentriertes Arbeiten bei 60 Dezibel ist möglich.“ Oder: „Die Lärmprobleme sind beherrschbar.“ – Mit Sätzen wie diesen versuchte Dieter Lehmann, Fachbereichsleiter Stadterneuerung und Denkmalpflege, den Bauausschuss vom Grundschulstandort an der Pappelallee zu überzeugen – vergeblich: Der Ausschuss ließ den Bebauungsplan für die neue Grundschule mit Hort in Bornstedt mit Mehrheit durchfallen. Damit ist das Projekt an der Pappelallee grundsätzlich infrage gestellt. Ein Wechsel auf einen Alternativstandort in die Nähe der Biosphäre würde der Baubeigeordneten Elke von Kuick-Frenz (SPD) zufolge zwei Jahre benötigen. Den Beschluss wertete sie „als Katastrophe für die Stadt und die Versorgung im Bornstedter Feld“. Hintergrund des geplanten Schulbaus ist ein starker Zuzug von Familien mit Kindern im Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld.

Eingangs hatte Lehmann informiert, dass ein erneutes Lärmschutzgutachten keine Notwendigkeit einer Lärmschutzwand an der Pappelallee ergeben habe. Dessen ungeachtet sollte im Bebauungsplan-Entwurf die Errichtung eines etwa 250 Meter langen und 1,5 Meter hohen Lärmschutzwalles „möglich“ sein. Harald Kümmel (SPD) versuchte den aufkeimenden Standort-Zweifel damit zu besänftigen, in dem er anbot, aus der Zulässigkeit eine Pflicht zu machen. Die Baubeigeordnete bot dies umgehend an, jedoch setzte sich eine Auffassung durch, die der Ausschussvorsitzende Christian Seidel (SPD) so umriss: Wenn über die Höhe des Schallschutzwalles debattiert werden muss, „dann ist etwas faul gewesen“. Es habe einen „fahlen Beigeschmack, wenn sich die öffentliche Hand so verhält“, sagte Seidel. Klar positionierte sich auch Peter Lehmann (CDU): „Die Interessen der Gebietsentwicklung werden vor die Interessen der Kinder gestellt.“ 62,5 Dezibel sei der Verkehrslärm laut Gutachten an der Pappelallee, jedoch nur 47 Dezibel an der Jacob-von-Gundling-Straße. Dazu der CDU-Stadtverordnete: „Je günstiger das Schulumfeld, umso günstiger die Entwicklung der Schüler.“

Auch Ralf Jäkel (Die Linke) bedauerte, dass die CDU in der zurückliegenden Zeit nicht mit ihrem Standort-Vorschlag für die Jacob-von-Gundling-Straße durchkam. Zudem setzte er sich mit dem Argument auseinander, eine Schule mit Schulhof sei selbst eine Lärmquelle und würde den Verkauf von umliegenden Flächen an Wohnbau-Unternehmen erschweren. Jäkel: „Eine Grundschule ist Bestandteil von Wohngebieten.“ Es sei nicht so, dass Wohngebiete vor dem Lärm der Schüler zu schützen seien. Seine Fraktionskollegin Brigitte Oldenburg bekräftigte für den Standort Pappelallee die Notwendigkeit eines Schutzes der Kinder vor Abgasen. Als „hin- und hergerissen“ beschrieb Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) ihre Position. Letztlich ausschlaggebend für ihre Standort-Ablehnung schien eine von ihr zitierte und einst von Ausschusschef Seidel vorgegebene Richtlinie der Ausschuss-Arbeit zu sein: „Was noch nicht gebaut ist, kann noch verändert werden.“ gb

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